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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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sey Frau Belten, spricht sie, und wolle ihre Ver-
mählung beweisen.

Stellt sie sich schon bey seinen Lebzeiten so:
was würde sie nach seinem Tode zu thun versu-
chen?

Jhre Jungen drohen jedermann, der sich
unterstehen wird, ihre Mutter zu beleidigen.
Von ihrem Vater, wie sie den armen Belton
nennen, reden sie als von einem unächten Vater.
Und ihr vermuthlich rechter Vater ist beständig
da, ist als ein Feind da; unter dem gewöhnli-
chen Namen ihres Vetters. Nun heißt er gar
ihr Vetter, der sie schützet.

Es ist wohl schwerlich jemals einer gewesen,
darf ich sagen, der eine Maitresse gehalten, und
nicht gemacht hätte, daß sie dagegen einen Liebha-
ber hielte, dem sie verschwenderisch alles zusteckte
was sie von der ausschweifenden Thorheit dessen,
der sie hielte, bekommen hatte.

Jch will die Sache ohne euch abthun, wo ich
kann. Es wird nur, wie ich mir vorstelle, ein
ähnlicher Fall mit demjenigen seyn, der den alten
Sarmatern begegnete. Als dieselben, nach ei-
ner Abwesenheit von vielen Jahren, zu Hause
kamen: fanden sie ihre Weiber im Besitz ihrer
Sklaven; so daß sie nicht allein mit diesen Wei-
bern,
die sich ihrer Untreue bewußt waren, und
mit ihren Knechten, sondern auch mit den Kin-
dern
von diesen Knechten zu streiten hatten, wel-
che bis zu männlichen Jahren aufgewachsen, und
entschlossen waren, ihre Mutter und ihre längst

frey-



ſey Frau Belten, ſpricht ſie, und wolle ihre Ver-
maͤhlung beweiſen.

Stellt ſie ſich ſchon bey ſeinen Lebzeiten ſo:
was wuͤrde ſie nach ſeinem Tode zu thun verſu-
chen?

Jhre Jungen drohen jedermann, der ſich
unterſtehen wird, ihre Mutter zu beleidigen.
Von ihrem Vater, wie ſie den armen Belton
nennen, reden ſie als von einem unaͤchten Vater.
Und ihr vermuthlich rechter Vater iſt beſtaͤndig
da, iſt als ein Feind da; unter dem gewoͤhnli-
chen Namen ihres Vetters. Nun heißt er gar
ihr Vetter, der ſie ſchuͤtzet.

Es iſt wohl ſchwerlich jemals einer geweſen,
darf ich ſagen, der eine Maitreſſe gehalten, und
nicht gemacht haͤtte, daß ſie dagegen einen Liebha-
ber hielte, dem ſie verſchwenderiſch alles zuſteckte
was ſie von der ausſchweifenden Thorheit deſſen,
der ſie hielte, bekommen hatte.

Jch will die Sache ohne euch abthun, wo ich
kann. Es wird nur, wie ich mir vorſtelle, ein
aͤhnlicher Fall mit demjenigen ſeyn, der den alten
Sarmatern begegnete. Als dieſelben, nach ei-
ner Abweſenheit von vielen Jahren, zu Hauſe
kamen: fanden ſie ihre Weiber im Beſitz ihrer
Sklaven; ſo daß ſie nicht allein mit dieſen Wei-
bern,
die ſich ihrer Untreue bewußt waren, und
mit ihren Knechten, ſondern auch mit den Kin-
dern
von dieſen Knechten zu ſtreiten hatten, wel-
che bis zu maͤnnlichen Jahren aufgewachſen, und
entſchloſſen waren, ihre Mutter und ihre laͤngſt

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[396/0402] ſey Frau Belten, ſpricht ſie, und wolle ihre Ver- maͤhlung beweiſen. Stellt ſie ſich ſchon bey ſeinen Lebzeiten ſo: was wuͤrde ſie nach ſeinem Tode zu thun verſu- chen? Jhre Jungen drohen jedermann, der ſich unterſtehen wird, ihre Mutter zu beleidigen. Von ihrem Vater, wie ſie den armen Belton nennen, reden ſie als von einem unaͤchten Vater. Und ihr vermuthlich rechter Vater iſt beſtaͤndig da, iſt als ein Feind da; unter dem gewoͤhnli- chen Namen ihres Vetters. Nun heißt er gar ihr Vetter, der ſie ſchuͤtzet. Es iſt wohl ſchwerlich jemals einer geweſen, darf ich ſagen, der eine Maitreſſe gehalten, und nicht gemacht haͤtte, daß ſie dagegen einen Liebha- ber hielte, dem ſie verſchwenderiſch alles zuſteckte was ſie von der ausſchweifenden Thorheit deſſen, der ſie hielte, bekommen hatte. Jch will die Sache ohne euch abthun, wo ich kann. Es wird nur, wie ich mir vorſtelle, ein aͤhnlicher Fall mit demjenigen ſeyn, der den alten Sarmatern begegnete. Als dieſelben, nach ei- ner Abweſenheit von vielen Jahren, zu Hauſe kamen: fanden ſie ihre Weiber im Beſitz ihrer Sklaven; ſo daß ſie nicht allein mit dieſen Wei- bern, die ſich ihrer Untreue bewußt waren, und mit ihren Knechten, ſondern auch mit den Kin- dern von dieſen Knechten zu ſtreiten hatten, wel- che bis zu maͤnnlichen Jahren aufgewachſen, und entſchloſſen waren, ihre Mutter und ihre laͤngſt frey-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/402>, abgerufen am 23.11.2024.