"sinnten Leuten, in Ruhe seyn würde: weil ihr "die Versicherung gegeben wäre, daß der elende "Mensch, dessen Anblick der Tod für sie seyn wür- "de, ihr nicht beschwerlich fallen sollte. Daher "dürfte die Fräulein Howe ihre Briefe nicht "mehr durch geheime und kostbare Wege über- "senden. Auch Collins dürfte keine Vorsichtig- "keit weiter gebrauchen, aus Furcht, daß ihm zu "ihrer Wohnung nachgelauret würde. Jhre "Freundinn selbst hätte endlich ebenfalls nicht Ur- "sache länger unter einem angenommenen Na- "men ihre Zuschrift an sie zu richten: sondern "könnte unter ihrem wirklichen Namen schrei- "ben."
Jhr sehet, daß ich wirklich in dem Gleiße bin, euch einen Dienst zu erweisen. Jhr sehet, wie viel sie auf meine Verpflichtung, daß ihr euch nicht in ihre Gesellschaft eindrängen sollet, baue. Laßt eure hitzige Ungedult nicht alles verderben, und nicht verursachen, daß ich für ei- nen Betrüger bey einer Fräulein angesehen wer- de, die Ursache hat, eine jede Mannsperson, die ihr zu Gesichte kommt, als einen solchen in Verdacht zu haben. - - Unter dieser Bedin- gung möcht ihr alle Dienste erwarten, die aus wahrer Freundschaft kommen können, und von
Eurem aufrichtig wohlwünschenden Joh. Belford.
Der
„ſinnten Leuten, in Ruhe ſeyn wuͤrde: weil ihr „die Verſicherung gegeben waͤre, daß der elende „Menſch, deſſen Anblick der Tod fuͤr ſie ſeyn wuͤr- „de, ihr nicht beſchwerlich fallen ſollte. Daher „duͤrfte die Fraͤulein Howe ihre Briefe nicht „mehr durch geheime und koſtbare Wege uͤber- „ſenden. Auch Collins duͤrfte keine Vorſichtig- „keit weiter gebrauchen, aus Furcht, daß ihm zu „ihrer Wohnung nachgelauret wuͤrde. Jhre „Freundinn ſelbſt haͤtte endlich ebenfalls nicht Ur- „ſache laͤnger unter einem angenommenen Na- „men ihre Zuſchrift an ſie zu richten: ſondern „koͤnnte unter ihrem wirklichen Namen ſchrei- „ben.“
Jhr ſehet, daß ich wirklich in dem Gleiße bin, euch einen Dienſt zu erweiſen. Jhr ſehet, wie viel ſie auf meine Verpflichtung, daß ihr euch nicht in ihre Geſellſchaft eindraͤngen ſollet, baue. Laßt eure hitzige Ungedult nicht alles verderben, und nicht verurſachen, daß ich fuͤr ei- nen Betruͤger bey einer Fraͤulein angeſehen wer- de, die Urſache hat, eine jede Mannsperſon, die ihr zu Geſichte kommt, als einen ſolchen in Verdacht zu haben. ‒ ‒ Unter dieſer Bedin- gung moͤcht ihr alle Dienſte erwarten, die aus wahrer Freundſchaft kommen koͤnnen, und von
Eurem aufrichtig wohlwuͤnſchenden Joh. Belford.
Der
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„ſinnten Leuten, in Ruhe ſeyn wuͤrde: weil ihr
„die Verſicherung gegeben waͤre, daß der elende
„Menſch, deſſen Anblick der Tod fuͤr ſie ſeyn wuͤr-
„de, ihr nicht beſchwerlich fallen ſollte. Daher
„duͤrfte die Fraͤulein Howe ihre Briefe nicht
„mehr durch geheime und koſtbare Wege uͤber-
„ſenden. Auch Collins duͤrfte keine Vorſichtig-
„keit weiter gebrauchen, aus Furcht, daß ihm zu
„ihrer Wohnung nachgelauret wuͤrde. Jhre
„Freundinn ſelbſt haͤtte endlich ebenfalls nicht Ur-
„ſache laͤnger unter einem angenommenen Na-
„men ihre Zuſchrift an ſie zu richten: ſondern
„koͤnnte unter ihrem wirklichen Namen ſchrei-
„ben.“
Jhr ſehet, daß ich wirklich in dem Gleiße
bin, euch einen Dienſt zu erweiſen. Jhr ſehet,
wie viel ſie auf meine Verpflichtung, daß ihr
euch nicht in ihre Geſellſchaft eindraͤngen ſollet,
baue. Laßt eure hitzige Ungedult nicht alles
verderben, und nicht verurſachen, daß ich fuͤr ei-
nen Betruͤger bey einer Fraͤulein angeſehen wer-
de, die Urſache hat, eine jede Mannsperſon,
die ihr zu Geſichte kommt, als einen ſolchen
in Verdacht zu haben. ‒ ‒ Unter dieſer Bedin-
gung moͤcht ihr alle Dienſte erwarten, die aus
wahrer Freundſchaft kommen koͤnnen, und von
Eurem aufrichtig wohlwuͤnſchenden
Joh. Belford.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/356>, abgerufen am 04.02.2025.
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