ter Befehle hergekommen sey. Jch gab ihr den Ruhm, den sie verdiente: und bat ihn, seine Frau, den Augenblick wenn sie zu Hause käme, zu der Fräulein zu schicken; gab ihm auch die Anwei- sung, wohin; weil ich nicht zweifelte, daß ihr Besuch derseiben sehr willkommen seyn würde. Er versprach es.
Jch hörte von ihm, daß am Sonnabend ein Brief für sie, und etwa eine halbe Stunde vor- her, ehe ich gekommen, noch einer, mit einer Auf- schrift von eben der Hand, daselbst abgegeben wäre: der erste von der Post; der andere von einem Landmanne; welcher in großer Eilfertig- keit, nachdem er ihre Abwesenheit und alle Um- stände, die sie ihm sagen konnten, erfahren hätte, betrübt wieder abgegangen wäre, und gesagt hät- te, die Fräulein, von der er geschickt wäre, wür- de sich über die Zeitung bis zum Tode kränken.
Jch hielte für gut, die beyden Briefe mit mir zurückzunehmen, ließ meine Kutsche wegfahren, und nahm eine Sänfte, weil diese bequemer war, die Fräulein fortzubringen, wenn ich, der Freund ihres Verderbers, sie etwa gewinnen könnte, Rowlands Haus zu verlassen.
Weil ich hier genöthigt werde, mich einer un- vermeidlichen Verhinderung zu unterziehen: so soll nun die Reihe an dich kommen, auch ein we- nig von der Quaal zu schmecken, die mit einer ungewissen Erwartung verbunden ist. Daher will ich abbrechen, ohne dir den geringsten Wink von dem Ausgange meines fernern Verfahrens
zu
ter Befehle hergekommen ſey. Jch gab ihr den Ruhm, den ſie verdiente: und bat ihn, ſeine Frau, den Augenblick wenn ſie zu Hauſe kaͤme, zu der Fraͤulein zu ſchicken; gab ihm auch die Anwei- ſung, wohin; weil ich nicht zweifelte, daß ihr Beſuch derſeiben ſehr willkommen ſeyn wuͤrde. Er verſprach es.
Jch hoͤrte von ihm, daß am Sonnabend ein Brief fuͤr ſie, und etwa eine halbe Stunde vor- her, ehe ich gekommen, noch einer, mit einer Auf- ſchrift von eben der Hand, daſelbſt abgegeben waͤre: der erſte von der Poſt; der andere von einem Landmanne; welcher in großer Eilfertig- keit, nachdem er ihre Abweſenheit und alle Um- ſtaͤnde, die ſie ihm ſagen konnten, erfahren haͤtte, betruͤbt wieder abgegangen waͤre, und geſagt haͤt- te, die Fraͤulein, von der er geſchickt waͤre, wuͤr- de ſich uͤber die Zeitung bis zum Tode kraͤnken.
Jch hielte fuͤr gut, die beyden Briefe mit mir zuruͤckzunehmen, ließ meine Kutſche wegfahren, und nahm eine Saͤnfte, weil dieſe bequemer war, die Fraͤulein fortzubringen, wenn ich, der Freund ihres Verderbers, ſie etwa gewinnen koͤnnte, Rowlands Haus zu verlaſſen.
Weil ich hier genoͤthigt werde, mich einer un- vermeidlichen Verhinderung zu unterziehen: ſo ſoll nun die Reihe an dich kommen, auch ein we- nig von der Quaal zu ſchmecken, die mit einer ungewiſſen Erwartung verbunden iſt. Daher will ich abbrechen, ohne dir den geringſten Wink von dem Ausgange meines fernern Verfahrens
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ter Befehle hergekommen ſey. Jch gab ihr den
Ruhm, den ſie verdiente: und bat ihn, ſeine Frau,
den Augenblick wenn ſie zu Hauſe kaͤme, zu der
Fraͤulein zu ſchicken; gab ihm auch die Anwei-
ſung, wohin; weil ich nicht zweifelte, daß ihr
Beſuch derſeiben ſehr willkommen ſeyn wuͤrde.
Er verſprach es.
Jch hoͤrte von ihm, daß am Sonnabend ein
Brief fuͤr ſie, und etwa eine halbe Stunde vor-
her, ehe ich gekommen, noch einer, mit einer Auf-
ſchrift von eben der Hand, daſelbſt abgegeben
waͤre: der erſte von der Poſt; der andere von
einem Landmanne; welcher in großer Eilfertig-
keit, nachdem er ihre Abweſenheit und alle Um-
ſtaͤnde, die ſie ihm ſagen konnten, erfahren haͤtte,
betruͤbt wieder abgegangen waͤre, und geſagt haͤt-
te, die Fraͤulein, von der er geſchickt waͤre, wuͤr-
de ſich uͤber die Zeitung bis zum Tode kraͤnken.
Jch hielte fuͤr gut, die beyden Briefe mit mir
zuruͤckzunehmen, ließ meine Kutſche wegfahren,
und nahm eine Saͤnfte, weil dieſe bequemer war,
die Fraͤulein fortzubringen, wenn ich, der Freund
ihres Verderbers, ſie etwa gewinnen koͤnnte,
Rowlands Haus zu verlaſſen.
Weil ich hier genoͤthigt werde, mich einer un-
vermeidlichen Verhinderung zu unterziehen: ſo
ſoll nun die Reihe an dich kommen, auch ein we-
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ungewiſſen Erwartung verbunden iſt. Daher
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/332>, abgerufen am 25.11.2024.
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