nach ihrer Meynung, ihr gelinde begegnen, daß sie das Weib, welches ihr mit so großem Rechte verhaßt ist, nicht zu ihr gebracht; daß sie ihr nicht gedrohet, fremde Mannspersonen zu ihr zu füh- ren; und daß sie ihre Bändiger und Demü- thiger, Kerls, die nicht die geringste Regung des Gewissens fühlen können, noch nicht in ihre Ge- sellschaft gebracht haben, um sie zu ihrem abscheu- lichen Hause mit Gewalt zurückzuschleppen, und hernach, wenn sie da wäre, zu allen ihren Maaß- regeln zu nöthigen.
Bis zu meiner Ankunft gedachten sie, dir würde nichts von dem, was sie litte, misfallen; nichts, was sie mürbe machen könnte, einen Stand voll Schaam und Schande einzugehen; und vermögend wäre, sie dahin zu bringen, daß sie sich deinen Absichten gefällig bezeigte, wenn du kommen und sie von diesen gottlosen Weibsleu- ten, einem größern Uebel, als deine Beyschläfe- rinn zu seyn, befreyen solltest.
Wenn du diese Dinge überlegest: so wirst du keine Schwierigkeit machen, zu glauben, daß diese ihre eigne Erzählung von ihrem Betragen gegen die unvergleichliche Fräulein, noch viel zu wenig von ihren unverschämten Verspottungen sage; und zwar um so viel weniger, wenn ich dir sage, daß endlich ihre Begegnung solche Wirkun- gen über sie hatte, daß sie in heftigen Mutterbe- schwerden von ihnen verlassen wurde. Die Weibs- bilder verordneten deswegen, wo es damit anhal- ten und ärger werden sollte, nach einem Apothe-
ker
nach ihrer Meynung, ihr gelinde begegnen, daß ſie das Weib, welches ihr mit ſo großem Rechte verhaßt iſt, nicht zu ihr gebracht; daß ſie ihr nicht gedrohet, fremde Mannsperſonen zu ihr zu fuͤh- ren; und daß ſie ihre Baͤndiger und Demuͤ- thiger, Kerls, die nicht die geringſte Regung des Gewiſſens fuͤhlen koͤnnen, noch nicht in ihre Ge- ſellſchaft gebracht haben, um ſie zu ihrem abſcheu- lichen Hauſe mit Gewalt zuruͤckzuſchleppen, und hernach, wenn ſie da waͤre, zu allen ihren Maaß- regeln zu noͤthigen.
Bis zu meiner Ankunft gedachten ſie, dir wuͤrde nichts von dem, was ſie litte, misfallen; nichts, was ſie muͤrbe machen koͤnnte, einen Stand voll Schaam und Schande einzugehen; und vermoͤgend waͤre, ſie dahin zu bringen, daß ſie ſich deinen Abſichten gefaͤllig bezeigte, wenn du kommen und ſie von dieſen gottloſen Weibsleu- ten, einem groͤßern Uebel, als deine Beyſchlaͤfe- rinn zu ſeyn, befreyen ſollteſt.
Wenn du dieſe Dinge uͤberlegeſt: ſo wirſt du keine Schwierigkeit machen, zu glauben, daß dieſe ihre eigne Erzaͤhlung von ihrem Betragen gegen die unvergleichliche Fraͤulein, noch viel zu wenig von ihren unverſchaͤmten Verſpottungen ſage; und zwar um ſo viel weniger, wenn ich dir ſage, daß endlich ihre Begegnung ſolche Wirkun- gen uͤber ſie hatte, daß ſie in heftigen Mutterbe- ſchwerden von ihnen verlaſſen wurde. Die Weibs- bilder verordneten deswegen, wo es damit anhal- ten und aͤrger werden ſollte, nach einem Apothe-
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nach ihrer Meynung, ihr gelinde begegnen, daß
ſie das Weib, welches ihr mit ſo großem Rechte
verhaßt iſt, nicht zu ihr gebracht; daß ſie ihr nicht
gedrohet, fremde Mannsperſonen zu ihr zu fuͤh-
ren; und daß ſie ihre Baͤndiger und Demuͤ-
thiger, Kerls, die nicht die geringſte Regung des
Gewiſſens fuͤhlen koͤnnen, noch nicht in ihre Ge-
ſellſchaft gebracht haben, um ſie zu ihrem abſcheu-
lichen Hauſe mit Gewalt zuruͤckzuſchleppen, und
hernach, wenn ſie da waͤre, zu allen ihren Maaß-
regeln zu noͤthigen.
Bis zu meiner Ankunft gedachten ſie, dir
wuͤrde nichts von dem, was ſie litte, misfallen;
nichts, was ſie muͤrbe machen koͤnnte, einen Stand
voll Schaam und Schande einzugehen; und
vermoͤgend waͤre, ſie dahin zu bringen, daß ſie
ſich deinen Abſichten gefaͤllig bezeigte, wenn du
kommen und ſie von dieſen gottloſen Weibsleu-
ten, einem groͤßern Uebel, als deine Beyſchlaͤfe-
rinn zu ſeyn, befreyen ſollteſt.
Wenn du dieſe Dinge uͤberlegeſt: ſo wirſt
du keine Schwierigkeit machen, zu glauben, daß
dieſe ihre eigne Erzaͤhlung von ihrem Betragen
gegen die unvergleichliche Fraͤulein, noch viel zu
wenig von ihren unverſchaͤmten Verſpottungen
ſage; und zwar um ſo viel weniger, wenn ich dir
ſage, daß endlich ihre Begegnung ſolche Wirkun-
gen uͤber ſie hatte, daß ſie in heftigen Mutterbe-
ſchwerden von ihnen verlaſſen wurde. Die Weibs-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/314>, abgerufen am 22.11.2024.
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