Siehe, Lovelace, was dieß für verfluchte Teufel sind. Dieß, wissen wir, ist der Weg, wie manches unschuldiges Herz verleitet ist, sich erst einem zu Gefallen, und dann für die ganze Stadt, halten zu lassen. Aber daß solche nichts- würdige Weibsbilder mit einem solchen Engel, als dieß ist, so zu Werke gehen sollten! - - Wie würde sich die teuflische Sarah gefreuet haben: wenn sie den geringsten Anlaß gehabt hätte, dir zu erzählen, daß dieser Wink mit einem horchen- den Ohr, oder nicht unwilligen Gemüthe, aufge- nommen wäre.
Herr, sprach die Fräulein, mit dem größten Unwillen, zu dem Gerichtsdiener, habt ihr mir nicht gestern Abends gesagt, daß es euch eben so viel zustünde, mich vor anderer Gewalt und Spott zu beschützen, als mich zu bewahren, daß ich nicht davon gienge? - - Kann mir nicht er- laubt seyn, zu sehen, wen es mir beliebt, und de- nen, die mir nicht gefallen, den Zutritt zu mir zu versagen?
Jhre Gläubiger, Madame, werden vermu- then, daß sie zu ihnen kommen dürfen.
Nein: wenn ich mich erkläre, daß ich mich in keine Unterhandlung mit ihnen einlassen will.
So wird man sie ins Gefängniß schicken, Madame.
Gefängniß, Freund! - - Wofür giebst du denn dein Haus aus?
Für kein Gefängniß, Madame.
Was
Siehe, Lovelace, was dieß fuͤr verfluchte Teufel ſind. Dieß, wiſſen wir, iſt der Weg, wie manches unſchuldiges Herz verleitet iſt, ſich erſt einem zu Gefallen, und dann fuͤr die ganze Stadt, halten zu laſſen. Aber daß ſolche nichts- wuͤrdige Weibsbilder mit einem ſolchen Engel, als dieß iſt, ſo zu Werke gehen ſollten! ‒ ‒ Wie wuͤrde ſich die teufliſche Sarah gefreuet haben: wenn ſie den geringſten Anlaß gehabt haͤtte, dir zu erzaͤhlen, daß dieſer Wink mit einem horchen- den Ohr, oder nicht unwilligen Gemuͤthe, aufge- nommen waͤre.
Herr, ſprach die Fraͤulein, mit dem groͤßten Unwillen, zu dem Gerichtsdiener, habt ihr mir nicht geſtern Abends geſagt, daß es euch eben ſo viel zuſtuͤnde, mich vor anderer Gewalt und Spott zu beſchuͤtzen, als mich zu bewahren, daß ich nicht davon gienge? ‒ ‒ Kann mir nicht er- laubt ſeyn, zu ſehen, wen es mir beliebt, und de- nen, die mir nicht gefallen, den Zutritt zu mir zu verſagen?
Jhre Glaͤubiger, Madame, werden vermu- then, daß ſie zu ihnen kommen duͤrfen.
Nein: wenn ich mich erklaͤre, daß ich mich in keine Unterhandlung mit ihnen einlaſſen will.
So wird man ſie ins Gefaͤngniß ſchicken, Madame.
Gefaͤngniß, Freund! ‒ ‒ Wofuͤr giebſt du denn dein Haus aus?
Fuͤr kein Gefaͤngniß, Madame.
Was
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Siehe, Lovelace, was dieß fuͤr verfluchte
Teufel ſind. Dieß, wiſſen wir, iſt der Weg, wie
manches unſchuldiges Herz verleitet iſt, ſich erſt
einem zu Gefallen, und dann fuͤr die ganze Stadt,
halten zu laſſen. Aber daß ſolche nichts-
wuͤrdige Weibsbilder mit einem ſolchen Engel,
als dieß iſt, ſo zu Werke gehen ſollten! ‒ ‒ Wie
wuͤrde ſich die teufliſche Sarah gefreuet haben:
wenn ſie den geringſten Anlaß gehabt haͤtte, dir
zu erzaͤhlen, daß dieſer Wink mit einem horchen-
den Ohr, oder nicht unwilligen Gemuͤthe, aufge-
nommen waͤre.
Herr, ſprach die Fraͤulein, mit dem groͤßten
Unwillen, zu dem Gerichtsdiener, habt ihr mir
nicht geſtern Abends geſagt, daß es euch eben ſo
viel zuſtuͤnde, mich vor anderer Gewalt und
Spott zu beſchuͤtzen, als mich zu bewahren, daß
ich nicht davon gienge? ‒ ‒ Kann mir nicht er-
laubt ſeyn, zu ſehen, wen es mir beliebt, und de-
nen, die mir nicht gefallen, den Zutritt zu mir zu
verſagen?
Jhre Glaͤubiger, Madame, werden vermu-
then, daß ſie zu ihnen kommen duͤrfen.
Nein: wenn ich mich erklaͤre, daß ich mich
in keine Unterhandlung mit ihnen einlaſſen
will.
So wird man ſie ins Gefaͤngniß ſchicken,
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Gefaͤngniß, Freund! ‒ ‒ Wofuͤr giebſt du
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Fuͤr kein Gefaͤngniß, Madame.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/296>, abgerufen am 22.11.2024.
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