euren Füßen sterben, als mich zu dem Weibe bringen lassen.
Sie werden nicht dahin gebracht werden, Madame, rief dein Kerl.
Nur in mein Haus, Madame, sagte einer von den Gerichtsbedienten.
Wo ist das?
Jn High-Holborn, Madame.
Jch weiß nicht, wo High-Holborn ist: al- lein es mag seyn, wo es will, nur nicht zu dem Weibe. - - Aber soll ich bloß mit Mannsleu- ten gehen?
Da sie um sich sahe und gewahr ward, daß die drey Wege, nämlich nach der Henriettenstraße, nach der Königsstraße und gerade zu nach der Bedfordstraße, voll Gedränge von dem zusam- mengelaufenen Volke waren: so stutzte sie - - Es sey, wohin es wolle - - Es sey, wohin es wolle, sprach sie: nur nicht in des Weibes Haus! Hiemit trat sie in die Sänfte, und warf sich, in der äußersten Beklemmung und Verwirrung, auf den Sitz - - Tragt mich, tragt mich aus den Augen - - Bedeckt mich - - Bedeckt mich - - auf ewig! - - Das waren ihre Worte.
Dein gottloser Kerl zog die Vorhänge zu. Sie war kraftlos. So gingen sie mit ihr durch einen ungeheuren Schwarm des Volkes fort.
Hier muß ich ausruhen. Jch kann itzo nicht mehr schreiben. Nur erinnere dich, Lovelace, alles dieß widerfuhr einer Clarissa!!!
Die
euren Fuͤßen ſterben, als mich zu dem Weibe bringen laſſen.
Sie werden nicht dahin gebracht werden, Madame, rief dein Kerl.
Nur in mein Haus, Madame, ſagte einer von den Gerichtsbedienten.
Wo iſt das?
Jn High-Holborn, Madame.
Jch weiß nicht, wo High-Holborn iſt: al- lein es mag ſeyn, wo es will, nur nicht zu dem Weibe. ‒ ‒ Aber ſoll ich bloß mit Mannsleu- ten gehen?
Da ſie um ſich ſahe und gewahr ward, daß die drey Wege, naͤmlich nach der Henriettenſtraße, nach der Koͤnigsſtraße und gerade zu nach der Bedfordſtraße, voll Gedraͤnge von dem zuſam- mengelaufenen Volke waren: ſo ſtutzte ſie ‒ ‒ Es ſey, wohin es wolle ‒ ‒ Es ſey, wohin es wolle, ſprach ſie: nur nicht in des Weibes Haus! Hiemit trat ſie in die Saͤnfte, und warf ſich, in der aͤußerſten Beklemmung und Verwirrung, auf den Sitz ‒ ‒ Tragt mich, tragt mich aus den Augen ‒ ‒ Bedeckt mich ‒ ‒ Bedeckt mich ‒ ‒ auf ewig! ‒ ‒ Das waren ihre Worte.
Dein gottloſer Kerl zog die Vorhaͤnge zu. Sie war kraftlos. So gingen ſie mit ihr durch einen ungeheuren Schwarm des Volkes fort.
Hier muß ich ausruhen. Jch kann itzo nicht mehr ſchreiben. Nur erinnere dich, Lovelace, alles dieß widerfuhr einer Clariſſa!!!
Die
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euren Fuͤßen ſterben, als mich zu dem Weibe
bringen laſſen.
Sie werden nicht dahin gebracht werden,
Madame, rief dein Kerl.
Nur in mein Haus, Madame, ſagte einer
von den Gerichtsbedienten.
Wo iſt das?
Jn High-Holborn, Madame.
Jch weiß nicht, wo High-Holborn iſt: al-
lein es mag ſeyn, wo es will, nur nicht zu dem
Weibe. ‒ ‒ Aber ſoll ich bloß mit Mannsleu-
ten gehen?
Da ſie um ſich ſahe und gewahr ward, daß
die drey Wege, naͤmlich nach der Henriettenſtraße,
nach der Koͤnigsſtraße und gerade zu nach der
Bedfordſtraße, voll Gedraͤnge von dem zuſam-
mengelaufenen Volke waren: ſo ſtutzte ſie ‒ ‒
Es ſey, wohin es wolle ‒ ‒ Es ſey, wohin es
wolle, ſprach ſie: nur nicht in des Weibes Haus!
Hiemit trat ſie in die Saͤnfte, und warf ſich, in
der aͤußerſten Beklemmung und Verwirrung,
auf den Sitz ‒ ‒ Tragt mich, tragt mich aus den
Augen ‒ ‒ Bedeckt mich ‒ ‒ Bedeckt mich ‒ ‒
auf ewig! ‒ ‒ Das waren ihre Worte.
Dein gottloſer Kerl zog die Vorhaͤnge zu.
Sie war kraftlos. So gingen ſie mit ihr durch
einen ungeheuren Schwarm des Volkes fort.
Hier muß ich ausruhen. Jch kann itzo nicht
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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