ste! - - Jedoch ich habe ihn schon! - - Selbst in meinem Herzen und in meiner Seele habe ich ihn!
Du sagtest mir, daß sich meine Strafe nur erst anfienge! - - Kannst du, unglücklicher Wahr- sager, kannst du mir auch sagen, wo sie sich en- digen werde?
Deinen Beystand fordere ich. Den Au- genblick, da du dieß bekommst, fordere ich deinen Beystand. Dieser Bothe reitet auf Leben und Tod! - - Und ich hoffe, er wird euch in eurer Wohnung zu London finden: wenn er euch nicht zu Edgware antrifft, wo er am Sonntage seyn und anfragen wird.
Das verfluchte, verfluchte Weib, fertigte am Freytage einen Kerl zu Pferde mit der frohen Zeitung, nach ihren Gedanken, in einem froh- lockenden Briefe von Sarah Martin an mich ab, daß sie meinen Engel am verwichnen Mitt- wochen aufgefunden, und am Freytag frühe, da sie zur Bethstunde in der Kirche beym Covent- Garden gewesen - - vielleicht für meine Besse- rung zu beten! - - als sie wieder zu Hause ge- hen wollen, durch zween Gerichtsbediente hätte anhalten lassen, welche sie in einer Sänfte, die man in Bereitschaft gehabt, gesetzet, und in eines von den Häusern dieser verdammten Kerl gebracht hätten.
Sie hat dieselbe unter dem Vorwand, daß sie ihr für Tisch und Wohnung hundert und sunfzig Pfund St. schuldig wäre, in Verhaft
neh-
ſte! ‒ ‒ Jedoch ich habe ihn ſchon! ‒ ‒ Selbſt in meinem Herzen und in meiner Seele habe ich ihn!
Du ſagteſt mir, daß ſich meine Strafe nur erſt anfienge! ‒ ‒ Kannſt du, ungluͤcklicher Wahr- ſager, kannſt du mir auch ſagen, wo ſie ſich en- digen werde?
Deinen Beyſtand fordere ich. Den Au- genblick, da du dieß bekommſt, fordere ich deinen Beyſtand. Dieſer Bothe reitet auf Leben und Tod! ‒ ‒ Und ich hoffe, er wird euch in eurer Wohnung zu London finden: wenn er euch nicht zu Edgware antrifft, wo er am Sonntage ſeyn und anfragen wird.
Das verfluchte, verfluchte Weib, fertigte am Freytage einen Kerl zu Pferde mit der frohen Zeitung, nach ihren Gedanken, in einem froh- lockenden Briefe von Sarah Martin an mich ab, daß ſie meinen Engel am verwichnen Mitt- wochen aufgefunden, und am Freytag fruͤhe, da ſie zur Bethſtunde in der Kirche beym Covent- Garden geweſen ‒ ‒ vielleicht fuͤr meine Beſſe- rung zu beten! ‒ ‒ als ſie wieder zu Hauſe ge- hen wollen, durch zween Gerichtsbediente haͤtte anhalten laſſen, welche ſie in einer Saͤnfte, die man in Bereitſchaft gehabt, geſetzet, und in eines von den Haͤuſern dieſer verdammten Kerl gebracht haͤtten.
Sie hat dieſelbe unter dem Vorwand, daß ſie ihr fuͤr Tiſch und Wohnung hundert und ſunfzig Pfund St. ſchuldig waͤre, in Verhaft
neh-
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ſte! ‒ ‒ Jedoch ich habe ihn ſchon! ‒ ‒ Selbſt in
meinem Herzen und in meiner Seele habe ich
ihn!
Du ſagteſt mir, daß ſich meine Strafe nur
erſt anfienge! ‒ ‒ Kannſt du, ungluͤcklicher Wahr-
ſager, kannſt du mir auch ſagen, wo ſie ſich en-
digen werde?
Deinen Beyſtand fordere ich. Den Au-
genblick, da du dieß bekommſt, fordere ich deinen
Beyſtand. Dieſer Bothe reitet auf Leben und
Tod! ‒ ‒ Und ich hoffe, er wird euch in eurer
Wohnung zu London finden: wenn er euch nicht
zu Edgware antrifft, wo er am Sonntage ſeyn
und anfragen wird.
Das verfluchte, verfluchte Weib, fertigte am
Freytage einen Kerl zu Pferde mit der frohen
Zeitung, nach ihren Gedanken, in einem froh-
lockenden Briefe von Sarah Martin an mich
ab, daß ſie meinen Engel am verwichnen Mitt-
wochen aufgefunden, und am Freytag fruͤhe, da
ſie zur Bethſtunde in der Kirche beym Covent-
Garden geweſen ‒ ‒ vielleicht fuͤr meine Beſſe-
rung zu beten! ‒ ‒ als ſie wieder zu Hauſe ge-
hen wollen, durch zween Gerichtsbediente haͤtte
anhalten laſſen, welche ſie in einer Saͤnfte, die man
in Bereitſchaft gehabt, geſetzet, und in eines von
den Haͤuſern dieſer verdammten Kerl gebracht
haͤtten.
Sie hat dieſelbe unter dem Vorwand, daß
ſie ihr fuͤr Tiſch und Wohnung hundert und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/262>, abgerufen am 25.11.2024.
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