Klage wider ihn und seine teuflische Mitgenossen anstellen müssen.
Sie fragt, welche Mörder, welche Räuber wohl würden vor Gericht gebracht werden: wenn ein jeder die Schamhaftigkeit vorwenden woll- te, und das zugelassen würde, damit er nicht vor Gericht erscheinen dürfte, jemand daselbst zu ver- folgen.
Das Wohl der Gesellschaft erfordere, sagt sie, daß solch ein Raubvieh daraus gejaget werde. Wo Sie ihn nicht verfolgen: so werden Sie, nach ihren Gedanken, alles Unglück zu verantworten haben, was er in dem Fortgange seines schändli- chen Lebens noch thun mag.
Wird man wohl denken, Annchen, sagte sie, daß es der Fräulein Harlowe ein Ernst sey, wenn sie spricht, Sie trage keine Sorge, ihre Schande vor der Welt verborgen zu halten, wo Sie sich fürchtet oder schämet, vor Gericht zu erscheinen, und dadurch sich und ihrem Geschlechte Gerech- rechtigkeit wider ihn zu verschaffen? Wird man nicht vielmehr auf den Verdacht gerathen, daß Sie besorgt seyn möge, es werde sich bey der Un- tersuchung der wunderlichen Sache einige Schwachheit oder heimliche Liebe zeigen? Wo eine so mannichfaltig verwickelte Bosheit, schloß sie, als diese ist, ungestraft hingehen soll; eine Bosheit, wobey Meineid, Mischung schädlicher Tränke, Unterschiebung erdichteter Briefe, Auf- stellung falscher Personen, alle zusammenkom- men, eine unschuldige Person unglücklich zu ma-
chen
Klage wider ihn und ſeine teufliſche Mitgenoſſen anſtellen muͤſſen.
Sie fragt, welche Moͤrder, welche Raͤuber wohl wuͤrden vor Gericht gebracht werden: wenn ein jeder die Schamhaftigkeit vorwenden woll- te, und das zugelaſſen wuͤrde, damit er nicht vor Gericht erſcheinen duͤrfte, jemand daſelbſt zu ver- folgen.
Das Wohl der Geſellſchaft erfordere, ſagt ſie, daß ſolch ein Raubvieh daraus gejaget werde. Wo Sie ihn nicht verfolgen: ſo werden Sie, nach ihren Gedanken, alles Ungluͤck zu verantworten haben, was er in dem Fortgange ſeines ſchaͤndli- chen Lebens noch thun mag.
Wird man wohl denken, Annchen, ſagte ſie, daß es der Fraͤulein Harlowe ein Ernſt ſey, wenn ſie ſpricht, Sie trage keine Sorge, ihre Schande vor der Welt verborgen zu halten, wo Sie ſich fuͤrchtet oder ſchaͤmet, vor Gericht zu erſcheinen, und dadurch ſich und ihrem Geſchlechte Gerech- rechtigkeit wider ihn zu verſchaffen? Wird man nicht vielmehr auf den Verdacht gerathen, daß Sie beſorgt ſeyn moͤge, es werde ſich bey der Un- terſuchung der wunderlichen Sache einige Schwachheit oder heimliche Liebe zeigen? Wo eine ſo mannichfaltig verwickelte Bosheit, ſchloß ſie, als dieſe iſt, ungeſtraft hingehen ſoll; eine Bosheit, wobey Meineid, Miſchung ſchaͤdlicher Traͤnke, Unterſchiebung erdichteter Briefe, Auf- ſtellung falſcher Perſonen, alle zuſammenkom- men, eine unſchuldige Perſon ungluͤcklich zu ma-
chen
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Klage wider ihn und ſeine teufliſche Mitgenoſſen
anſtellen muͤſſen.
Sie fragt, welche Moͤrder, welche Raͤuber
wohl wuͤrden vor Gericht gebracht werden: wenn
ein jeder die Schamhaftigkeit vorwenden woll-
te, und das zugelaſſen wuͤrde, damit er nicht vor
Gericht erſcheinen duͤrfte, jemand daſelbſt zu ver-
folgen.
Das Wohl der Geſellſchaft erfordere, ſagt
ſie, daß ſolch ein Raubvieh daraus gejaget werde.
Wo Sie ihn nicht verfolgen: ſo werden Sie, nach
ihren Gedanken, alles Ungluͤck zu verantworten
haben, was er in dem Fortgange ſeines ſchaͤndli-
chen Lebens noch thun mag.
Wird man wohl denken, Annchen, ſagte ſie,
daß es der Fraͤulein Harlowe ein Ernſt ſey, wenn
ſie ſpricht, Sie trage keine Sorge, ihre Schande
vor der Welt verborgen zu halten, wo Sie ſich
fuͤrchtet oder ſchaͤmet, vor Gericht zu erſcheinen,
und dadurch ſich und ihrem Geſchlechte Gerech-
rechtigkeit wider ihn zu verſchaffen? Wird man
nicht vielmehr auf den Verdacht gerathen, daß
Sie beſorgt ſeyn moͤge, es werde ſich bey der Un-
terſuchung der wunderlichen Sache einige
Schwachheit oder heimliche Liebe zeigen? Wo
eine ſo mannichfaltig verwickelte Bosheit, ſchloß
ſie, als dieſe iſt, ungeſtraft hingehen ſoll; eine
Bosheit, wobey Meineid, Miſchung ſchaͤdlicher
Traͤnke, Unterſchiebung erdichteter Briefe, Auf-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/163>, abgerufen am 28.11.2024.
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