daß er ihn ihr selbst in die Hände gelie- fert hätte(*). Alsdenn fähret sie fort:
Jch bin erstaunet, daß der ehrlose Kerl, der doch nichts von der Zeit wissen konnte, da mein Bothe, für dessen Ehrlichkeit ich stehen kann, kommen würde, ein Weibsbild hat bey der Hand haben können, das Jhre Person spielete! Es ist etwas seltsames, daß der Bothe eben zu der Zeit, als Sie in der Kirche gewesen sind, hat ankom- men sollen; wie ich es aus der Vergleichung sei- ner Aussage mit Jhrer Nachricht, daß Sie an dem Tage zweymal in die Kirche gegangen, wirk- lich befinde: da er eben so leicht zwo Stunden vorher bey der Frau Moore hätte anlangen kön- nen. - - Allein hätten Sie mir nur gemeldet, liebste Freundinn, daß der Betrüger Sie aufge- spüret hätte und um Sie wäre! - - Das hätten Sie thun sollen! - - Jedoch ich tadle Sie nach einem Urtheil, das bloß auf den Ausgang der Sache gegründet ist.
Jch habe niemals die Histörchen, die unter den Mägdchen auf dem Lande herumgehen, von Gespenstern, Schutzengeln, und Geistern geglau- bet: doch aber sehe ich keinen andern Weg, den glücklichen Erfolg dieses nichtswürdigen Kerls in seiner Bosheit, und die Mittel, wodurch er seine scheinbare Betrügereyen ins Werk richtet, zu er- klären, als wenn man annimmt, wo er nicht der Teufel selber ist, daß er beständig einen vertrau- ten Geist zur Seiten hat. Bisweilen scheint es,
nimmt
(*) Siehe den V. Th. S. 509. u. f.
daß er ihn ihr ſelbſt in die Haͤnde gelie- fert haͤtte(*). Alsdenn faͤhret ſie fort:
Jch bin erſtaunet, daß der ehrloſe Kerl, der doch nichts von der Zeit wiſſen konnte, da mein Bothe, fuͤr deſſen Ehrlichkeit ich ſtehen kann, kommen wuͤrde, ein Weibsbild hat bey der Hand haben koͤnnen, das Jhre Perſon ſpielete! Es iſt etwas ſeltſames, daß der Bothe eben zu der Zeit, als Sie in der Kirche geweſen ſind, hat ankom- men ſollen; wie ich es aus der Vergleichung ſei- ner Ausſage mit Jhrer Nachricht, daß Sie an dem Tage zweymal in die Kirche gegangen, wirk- lich befinde: da er eben ſo leicht zwo Stunden vorher bey der Frau Moore haͤtte anlangen koͤn- nen. ‒ ‒ Allein haͤtten Sie mir nur gemeldet, liebſte Freundinn, daß der Betruͤger Sie aufge- ſpuͤret haͤtte und um Sie waͤre! ‒ ‒ Das haͤtten Sie thun ſollen! ‒ ‒ Jedoch ich tadle Sie nach einem Urtheil, das bloß auf den Ausgang der Sache gegruͤndet iſt.
Jch habe niemals die Hiſtoͤrchen, die unter den Maͤgdchen auf dem Lande herumgehen, von Geſpenſtern, Schutzengeln, und Geiſtern geglau- bet: doch aber ſehe ich keinen andern Weg, den gluͤcklichen Erfolg dieſes nichtswuͤrdigen Kerls in ſeiner Bosheit, und die Mittel, wodurch er ſeine ſcheinbare Betruͤgereyen ins Werk richtet, zu er- klaͤren, als wenn man annimmt, wo er nicht der Teufel ſelber iſt, daß er beſtaͤndig einen vertrau- ten Geiſt zur Seiten hat. Bisweilen ſcheint es,
nimmt
(*) Siehe den V. Th. S. 509. u. f.
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daß er ihn ihr ſelbſt in die Haͤnde gelie-
fert haͤtte (*). Alsdenn faͤhret ſie fort:
Jch bin erſtaunet, daß der ehrloſe Kerl, der
doch nichts von der Zeit wiſſen konnte, da mein
Bothe, fuͤr deſſen Ehrlichkeit ich ſtehen kann,
kommen wuͤrde, ein Weibsbild hat bey der Hand
haben koͤnnen, das Jhre Perſon ſpielete! Es iſt
etwas ſeltſames, daß der Bothe eben zu der Zeit,
als Sie in der Kirche geweſen ſind, hat ankom-
men ſollen; wie ich es aus der Vergleichung ſei-
ner Ausſage mit Jhrer Nachricht, daß Sie an
dem Tage zweymal in die Kirche gegangen, wirk-
lich befinde: da er eben ſo leicht zwo Stunden
vorher bey der Frau Moore haͤtte anlangen koͤn-
nen. ‒ ‒ Allein haͤtten Sie mir nur gemeldet,
liebſte Freundinn, daß der Betruͤger Sie aufge-
ſpuͤret haͤtte und um Sie waͤre! ‒ ‒ Das haͤtten
Sie thun ſollen! ‒ ‒ Jedoch ich tadle Sie nach
einem Urtheil, das bloß auf den Ausgang der
Sache gegruͤndet iſt.
Jch habe niemals die Hiſtoͤrchen, die unter
den Maͤgdchen auf dem Lande herumgehen, von
Geſpenſtern, Schutzengeln, und Geiſtern geglau-
bet: doch aber ſehe ich keinen andern Weg, den
gluͤcklichen Erfolg dieſes nichtswuͤrdigen Kerls in
ſeiner Bosheit, und die Mittel, wodurch er ſeine
ſcheinbare Betruͤgereyen ins Werk richtet, zu er-
klaͤren, als wenn man annimmt, wo er nicht der
Teufel ſelber iſt, daß er beſtaͤndig einen vertrau-
ten Geiſt zur Seiten hat. Bisweilen ſcheint es,
nimmt
(*) Siehe den V. Th. S. 509. u. f.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/156>, abgerufen am 25.11.2024.
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