Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



nen, es nicht hätten entdecken mögen; wenn Sie
damals einigen Argwohn von seinem schändlichen
Gemüthe gehabt hätten.

Kurz, dieser betrügerisch geschmiedete Brief
ist zwar ziemlich lang, aber enthält doch nur we-
nige Auszüge aus dem meinigen. Der meinige
war sehr lang. Er hat, wie ich sehe, alles aus-
gelassen, was Jhnen hätte zeigen können, wie
scheuslich das Haus sey, und gegen den schändli-
chen Tomlinson einigen Verdacht beyzubringen
vermögend gewesen wäre. - - Sie werden dieß
aus dem bloßen Entwurf des eigentlichen Brie-
fes, den ich einschließen will (**)(*), sehen, und
bemerken, wie er, verfluchter Betrüger! die
Nachricht von der Fräulein Lardner und meine
Erinnerungen zu seinem abscheulichen Zweck ver-
drehet hat.

Da ich für unserer beyden Sicherheit vor
einem so kühnen und verruchten Ränkeschmieder
besorgt bin: so muß ich Sie auffordern, werthe-
ste Freundinn, daß Sie sich entschließen, gesetz-
mäßige Rache an dem höllischen Bösewicht zu
nehmen; und dieß nicht allein um unserer selbst
willen, sondern auch um derer Unschuldigen wil-
len, die sonst von ihm noch können betrogen und
geschändet werden.

Hiernächst ertheilet sie die eigentlichen Um-
stände von der Aussage des jungen Kerls,
den sie mit ihrem Brief nach Hampstead
geschickt hatte, und der sich einbildete,

daß
(*) Siehe den V. Th. S. 135. u. f.
K 3



nen, es nicht haͤtten entdecken moͤgen; wenn Sie
damals einigen Argwohn von ſeinem ſchaͤndlichen
Gemuͤthe gehabt haͤtten.

Kurz, dieſer betruͤgeriſch geſchmiedete Brief
iſt zwar ziemlich lang, aber enthaͤlt doch nur we-
nige Auszuͤge aus dem meinigen. Der meinige
war ſehr lang. Er hat, wie ich ſehe, alles aus-
gelaſſen, was Jhnen haͤtte zeigen koͤnnen, wie
ſcheuslich das Haus ſey, und gegen den ſchaͤndli-
chen Tomlinſon einigen Verdacht beyzubringen
vermoͤgend geweſen waͤre. ‒ ‒ Sie werden dieß
aus dem bloßen Entwurf des eigentlichen Brie-
fes, den ich einſchließen will (**)(*), ſehen, und
bemerken, wie er, verfluchter Betruͤger! die
Nachricht von der Fraͤulein Lardner und meine
Erinnerungen zu ſeinem abſcheulichen Zweck ver-
drehet hat.

Da ich fuͤr unſerer beyden Sicherheit vor
einem ſo kuͤhnen und verruchten Raͤnkeſchmieder
beſorgt bin: ſo muß ich Sie auffordern, werthe-
ſte Freundinn, daß Sie ſich entſchließen, geſetz-
maͤßige Rache an dem hoͤlliſchen Boͤſewicht zu
nehmen; und dieß nicht allein um unſerer ſelbſt
willen, ſondern auch um derer Unſchuldigen wil-
len, die ſonſt von ihm noch koͤnnen betrogen und
geſchaͤndet werden.

Hiernaͤchſt ertheilet ſie die eigentlichen Um-
ſtaͤnde von der Ausſage des jungen Kerls,
den ſie mit ihrem Brief nach Hampſtead
geſchickt hatte, und der ſich einbildete,

daß
(*) Siehe den V. Th. S. 135. u. f.
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0155" n="149"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
nen, es nicht ha&#x0364;tten entdecken mo&#x0364;gen; wenn Sie<lb/>
damals einigen Argwohn von &#x017F;einem &#x017F;cha&#x0364;ndlichen<lb/>
Gemu&#x0364;the gehabt ha&#x0364;tten.</p><lb/>
          <p>Kurz, die&#x017F;er betru&#x0364;geri&#x017F;ch ge&#x017F;chmiedete Brief<lb/>
i&#x017F;t zwar ziemlich lang, aber entha&#x0364;lt doch nur we-<lb/>
nige Auszu&#x0364;ge aus dem meinigen. Der meinige<lb/>
war <hi rendition="#fr">&#x017F;ehr</hi> lang. Er hat, wie ich &#x017F;ehe, alles aus-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en, was Jhnen ha&#x0364;tte zeigen ko&#x0364;nnen, wie<lb/>
&#x017F;cheuslich das Haus &#x017F;ey, und gegen den &#x017F;cha&#x0364;ndli-<lb/>
chen Tomlin&#x017F;on einigen Verdacht beyzubringen<lb/>
vermo&#x0364;gend gewe&#x017F;en wa&#x0364;re. &#x2012; &#x2012; Sie werden dieß<lb/>
aus dem bloßen Entwurf des eigentlichen Brie-<lb/>
fes, den ich ein&#x017F;chließen will (**)<note place="foot" n="(*)">Siehe den <hi rendition="#aq">V.</hi> Th. S. 135. u. f.</note>, &#x017F;ehen, und<lb/>
bemerken, wie er, verfluchter Betru&#x0364;ger! die<lb/>
Nachricht von der Fra&#x0364;ulein Lardner und meine<lb/>
Erinnerungen zu &#x017F;einem ab&#x017F;cheulichen Zweck ver-<lb/>
drehet hat.</p><lb/>
          <p>Da ich fu&#x0364;r un&#x017F;erer <hi rendition="#fr">beyden</hi> Sicherheit vor<lb/>
einem &#x017F;o ku&#x0364;hnen und verruchten Ra&#x0364;nke&#x017F;chmieder<lb/>
be&#x017F;orgt bin: &#x017F;o muß ich Sie auffordern, werthe-<lb/>
&#x017F;te Freundinn, daß Sie &#x017F;ich ent&#x017F;chließen, ge&#x017F;etz-<lb/>
ma&#x0364;ßige Rache an dem ho&#x0364;lli&#x017F;chen Bo&#x0364;&#x017F;ewicht zu<lb/>
nehmen; und dieß nicht allein um un&#x017F;erer &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
willen, &#x017F;ondern auch um derer Un&#x017F;chuldigen wil-<lb/>
len, die &#x017F;on&#x017F;t von ihm noch ko&#x0364;nnen betrogen und<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;ndet werden.</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#fr">Hierna&#x0364;ch&#x017F;t ertheilet &#x017F;ie die eigentlichen Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde von der Aus&#x017F;age des jungen Kerls,<lb/>
den &#x017F;ie mit ihrem Brief nach Hamp&#x017F;tead<lb/>
ge&#x017F;chickt hatte, und der &#x017F;ich einbildete,</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">K 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">daß</hi> </fw><lb/>
            </item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0155] nen, es nicht haͤtten entdecken moͤgen; wenn Sie damals einigen Argwohn von ſeinem ſchaͤndlichen Gemuͤthe gehabt haͤtten. Kurz, dieſer betruͤgeriſch geſchmiedete Brief iſt zwar ziemlich lang, aber enthaͤlt doch nur we- nige Auszuͤge aus dem meinigen. Der meinige war ſehr lang. Er hat, wie ich ſehe, alles aus- gelaſſen, was Jhnen haͤtte zeigen koͤnnen, wie ſcheuslich das Haus ſey, und gegen den ſchaͤndli- chen Tomlinſon einigen Verdacht beyzubringen vermoͤgend geweſen waͤre. ‒ ‒ Sie werden dieß aus dem bloßen Entwurf des eigentlichen Brie- fes, den ich einſchließen will (**) (*), ſehen, und bemerken, wie er, verfluchter Betruͤger! die Nachricht von der Fraͤulein Lardner und meine Erinnerungen zu ſeinem abſcheulichen Zweck ver- drehet hat. Da ich fuͤr unſerer beyden Sicherheit vor einem ſo kuͤhnen und verruchten Raͤnkeſchmieder beſorgt bin: ſo muß ich Sie auffordern, werthe- ſte Freundinn, daß Sie ſich entſchließen, geſetz- maͤßige Rache an dem hoͤlliſchen Boͤſewicht zu nehmen; und dieß nicht allein um unſerer ſelbſt willen, ſondern auch um derer Unſchuldigen wil- len, die ſonſt von ihm noch koͤnnen betrogen und geſchaͤndet werden. Hiernaͤchſt ertheilet ſie die eigentlichen Um- ſtaͤnde von der Ausſage des jungen Kerls, den ſie mit ihrem Brief nach Hampſtead geſchickt hatte, und der ſich einbildete, daß (*) Siehe den V. Th. S. 135. u. f. K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/155
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/155>, abgerufen am 22.11.2024.