Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Jn der That ging alles gut zu dem ehrlosen
Anschlag des grausamsten und schändlichsten
Kerls.

Jch fragte nach seiner Tante. - - Jch
fragte nach seiner Base. - - Der Abend, fprach
ich, ginge ja zu Ende - - Mit meinem Kopfe,
sagte ich auch, wie ich mich besinne, wäre es sehr,
sehr schlimm - - Und es ward beständig
ärger.

Gleichwohl hielte das Schrecken meine Le-
bensgeister noch in Bewegung, und ich drang
darauf, daß er selbst hingehen sollte, sie anzu-
fordern.

Er rief seinem Diener, und schmählte auf
unser Geschlecht, wie es so zauderhaft wäre.
Es wäre gut, daß selten wichtige Sachen auf
solche Tändler ankämen, die mit ihrem Putz so
viel zu thun hätten und keine Zeit genau beob-
achteten.

Sein Diener kam.

Er befahl ihm, eiligst zu seiner Base Leeson
zu gehen, und seiner Tante und Base zu vermel-
den, wie unruhig uns beyde ihr Verzug machte.
Aus eigenem Triebe setzte er noch hinzu: bitte sie,
woferne sie nicht den Augenblick kommen, uns
nur ihre Kutsche zu senden; so wollen wir ohne
sie wegfahren. Sage ihnen, ich wundere mich,
daß sie mir so dienen wollen.

Jch dachte, dieß wäre bedächtlich und auf-
richtig geredet. Aber nun hatte ich ein wenig
Zeit, so mittelmäßig es auch mit meinem Kopfe

stand,


Jn der That ging alles gut zu dem ehrloſen
Anſchlag des grauſamſten und ſchaͤndlichſten
Kerls.

Jch fragte nach ſeiner Tante. ‒ ‒ Jch
fragte nach ſeiner Baſe. ‒ ‒ Der Abend, fprach
ich, ginge ja zu Ende ‒ ‒ Mit meinem Kopfe,
ſagte ich auch, wie ich mich beſinne, waͤre es ſehr,
ſehr ſchlimm ‒ ‒ Und es ward beſtaͤndig
aͤrger.

Gleichwohl hielte das Schrecken meine Le-
bensgeiſter noch in Bewegung, und ich drang
darauf, daß er ſelbſt hingehen ſollte, ſie anzu-
fordern.

Er rief ſeinem Diener, und ſchmaͤhlte auf
unſer Geſchlecht, wie es ſo zauderhaft waͤre.
Es waͤre gut, daß ſelten wichtige Sachen auf
ſolche Taͤndler ankaͤmen, die mit ihrem Putz ſo
viel zu thun haͤtten und keine Zeit genau beob-
achteten.

Sein Diener kam.

Er befahl ihm, eiligſt zu ſeiner Baſe Leeſon
zu gehen, und ſeiner Tante und Baſe zu vermel-
den, wie unruhig uns beyde ihr Verzug machte.
Aus eigenem Triebe ſetzte er noch hinzu: bitte ſie,
woferne ſie nicht den Augenblick kommen, uns
nur ihre Kutſche zu ſenden; ſo wollen wir ohne
ſie wegfahren. Sage ihnen, ich wundere mich,
daß ſie mir ſo dienen wollen.

Jch dachte, dieß waͤre bedaͤchtlich und auf-
richtig geredet. Aber nun hatte ich ein wenig
Zeit, ſo mittelmaͤßig es auch mit meinem Kopfe

ſtand,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0140" n="134"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jn der That ging alles gut zu dem ehrlo&#x017F;en<lb/>
An&#x017F;chlag des grau&#x017F;am&#x017F;ten und &#x017F;cha&#x0364;ndlich&#x017F;ten<lb/>
Kerls.</p><lb/>
          <p>Jch <hi rendition="#fr">fragte</hi> nach &#x017F;einer Tante. &#x2012; &#x2012; Jch<lb/><hi rendition="#fr">fragte</hi> nach &#x017F;einer Ba&#x017F;e. &#x2012; &#x2012; Der Abend, fprach<lb/>
ich, ginge ja zu Ende &#x2012; &#x2012; Mit meinem Kopfe,<lb/>
&#x017F;agte ich auch, wie ich mich be&#x017F;inne, wa&#x0364;re es &#x017F;ehr,<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ehr</hi> &#x017F;chlimm &#x2012; &#x2012; Und es ward be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
a&#x0364;rger.</p><lb/>
          <p>Gleichwohl hielte das Schrecken meine Le-<lb/>
bensgei&#x017F;ter noch in Bewegung, und ich drang<lb/>
darauf, daß er &#x017F;elb&#x017F;t hingehen &#x017F;ollte, &#x017F;ie anzu-<lb/>
fordern.</p><lb/>
          <p>Er rief &#x017F;einem Diener, und &#x017F;chma&#x0364;hlte auf<lb/>
un&#x017F;er <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;chlecht,</hi> wie es &#x017F;o zauderhaft wa&#x0364;re.<lb/>
Es wa&#x0364;re gut, daß &#x017F;elten wichtige Sachen auf<lb/>
&#x017F;olche Ta&#x0364;ndler anka&#x0364;men, die mit ihrem Putz &#x017F;o<lb/>
viel zu thun ha&#x0364;tten und keine Zeit genau beob-<lb/>
achteten.</p><lb/>
          <p>Sein Diener kam.</p><lb/>
          <p>Er befahl ihm, eilig&#x017F;t zu &#x017F;einer Ba&#x017F;e Lee&#x017F;on<lb/>
zu gehen, und &#x017F;einer Tante und Ba&#x017F;e zu vermel-<lb/>
den, wie unruhig uns beyde ihr Verzug machte.<lb/>
Aus eigenem Triebe &#x017F;etzte er noch hinzu: bitte &#x017F;ie,<lb/>
woferne &#x017F;ie nicht den Augenblick kommen, uns<lb/>
nur ihre Kut&#x017F;che zu &#x017F;enden; &#x017F;o wollen wir ohne<lb/>
&#x017F;ie wegfahren. Sage ihnen, ich wundere mich,<lb/>
daß &#x017F;ie mir &#x017F;o dienen wollen.</p><lb/>
          <p>Jch dachte, dieß wa&#x0364;re beda&#x0364;chtlich und auf-<lb/>
richtig geredet. Aber nun hatte ich ein wenig<lb/>
Zeit, &#x017F;o mittelma&#x0364;ßig es auch mit meinem Kopfe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tand,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0140] Jn der That ging alles gut zu dem ehrloſen Anſchlag des grauſamſten und ſchaͤndlichſten Kerls. Jch fragte nach ſeiner Tante. ‒ ‒ Jch fragte nach ſeiner Baſe. ‒ ‒ Der Abend, fprach ich, ginge ja zu Ende ‒ ‒ Mit meinem Kopfe, ſagte ich auch, wie ich mich beſinne, waͤre es ſehr, ſehr ſchlimm ‒ ‒ Und es ward beſtaͤndig aͤrger. Gleichwohl hielte das Schrecken meine Le- bensgeiſter noch in Bewegung, und ich drang darauf, daß er ſelbſt hingehen ſollte, ſie anzu- fordern. Er rief ſeinem Diener, und ſchmaͤhlte auf unſer Geſchlecht, wie es ſo zauderhaft waͤre. Es waͤre gut, daß ſelten wichtige Sachen auf ſolche Taͤndler ankaͤmen, die mit ihrem Putz ſo viel zu thun haͤtten und keine Zeit genau beob- achteten. Sein Diener kam. Er befahl ihm, eiligſt zu ſeiner Baſe Leeſon zu gehen, und ſeiner Tante und Baſe zu vermel- den, wie unruhig uns beyde ihr Verzug machte. Aus eigenem Triebe ſetzte er noch hinzu: bitte ſie, woferne ſie nicht den Augenblick kommen, uns nur ihre Kutſche zu ſenden; ſo wollen wir ohne ſie wegfahren. Sage ihnen, ich wundere mich, daß ſie mir ſo dienen wollen. Jch dachte, dieß waͤre bedaͤchtlich und auf- richtig geredet. Aber nun hatte ich ein wenig Zeit, ſo mittelmaͤßig es auch mit meinem Kopfe ſtand,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/140
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/140>, abgerufen am 23.11.2024.