Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



an mich, das den Schein des Guten hat! - -
Weil inzwischen meine scheinbare Hoffnung mich
weniger Fehler in der Aufführung dieser unter-
geschobenen Frauenzimmer sehen ließ, als ich
nachher, mit Hülfe einer wiederholten Ueberle-
gung und des gegen sie gefaßten Abscheues, gese-
hen habe: fo fing ich an, mir selbst Vorwürfe zu
machen, daß ich mich nicht gleich anfangs in ih-
ren Schutz begeben hätte.

Aber bey allen diesen ergötzlichen Aussichten
in die Zukunst, sprach die Lady Elisabeth, muß
ich nicht vergessen, daß ich nach London zu fahren
habe.

Sie befahl so dann, daß ihre Kutsche an die
Thür käme - - Wir wollen alle mit einander
nach London fahren, sagte sie, und mit einander
wieder zurückkommen. Morrison soll hier blei-
ben, und alles in Ansehung meines Zimmers
und Bettes besorgen, wie ich es zu haben ge-
wohnt bin: denn ich bin in einigen Stücken sehr
eigen. Meiner Base Leesons Kammermägdchen
können alles thun, was ich bey meinen Nacht-
kleidern und dergleichen Dingen mehr gebrau-
che. Es wird für sie, meine Allerliebste, eine
kleine Veränderung der Luft, und für Hrn. Love-
lace eine bequeme Gelegenheit seyn, anzuordnen,
daß alles, was sie von ihrem Anzuge gebrauchen,
von dem vorigen Hause zur Fr. Leeson geschickt
werde: und wir können es von dannen mit uns
herausbringen.

Jch
H 4



an mich, das den Schein des Guten hat! ‒ ‒
Weil inzwiſchen meine ſcheinbare Hoffnung mich
weniger Fehler in der Auffuͤhrung dieſer unter-
geſchobenen Frauenzimmer ſehen ließ, als ich
nachher, mit Huͤlfe einer wiederholten Ueberle-
gung und des gegen ſie gefaßten Abſcheues, geſe-
hen habe: fo fing ich an, mir ſelbſt Vorwuͤrfe zu
machen, daß ich mich nicht gleich anfangs in ih-
ren Schutz begeben haͤtte.

Aber bey allen dieſen ergoͤtzlichen Ausſichten
in die Zukunſt, ſprach die Lady Eliſabeth, muß
ich nicht vergeſſen, daß ich nach London zu fahren
habe.

Sie befahl ſo dann, daß ihre Kutſche an die
Thuͤr kaͤme ‒ ‒ Wir wollen alle mit einander
nach London fahren, ſagte ſie, und mit einander
wieder zuruͤckkommen. Morriſon ſoll hier blei-
ben, und alles in Anſehung meines Zimmers
und Bettes beſorgen, wie ich es zu haben ge-
wohnt bin: denn ich bin in einigen Stuͤcken ſehr
eigen. Meiner Baſe Leeſons Kammermaͤgdchen
koͤnnen alles thun, was ich bey meinen Nacht-
kleidern und dergleichen Dingen mehr gebrau-
che. Es wird fuͤr ſie, meine Allerliebſte, eine
kleine Veraͤnderung der Luft, und fuͤr Hrn. Love-
lace eine bequeme Gelegenheit ſeyn, anzuordnen,
daß alles, was ſie von ihrem Anzuge gebrauchen,
von dem vorigen Hauſe zur Fr. Leeſon geſchickt
werde: und wir koͤnnen es von dannen mit uns
herauſbringen.

Jch
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0125" n="119"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
an mich, das den Schein des Guten hat! &#x2012; &#x2012;<lb/>
Weil inzwi&#x017F;chen meine &#x017F;cheinbare Hoffnung mich<lb/>
weniger Fehler in der Auffu&#x0364;hrung die&#x017F;er unter-<lb/>
ge&#x017F;chobenen Frauenzimmer &#x017F;ehen ließ, als ich<lb/>
nachher, mit Hu&#x0364;lfe einer wiederholten Ueberle-<lb/>
gung und des gegen &#x017F;ie gefaßten Ab&#x017F;cheues, ge&#x017F;e-<lb/>
hen habe: fo fing ich an, mir &#x017F;elb&#x017F;t Vorwu&#x0364;rfe zu<lb/>
machen, daß ich mich nicht gleich anfangs in ih-<lb/>
ren Schutz begeben ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p>Aber bey allen die&#x017F;en ergo&#x0364;tzlichen Aus&#x017F;ichten<lb/>
in die Zukun&#x017F;t, &#x017F;prach <hi rendition="#fr">die</hi> Lady Eli&#x017F;abeth, muß<lb/>
ich nicht verge&#x017F;&#x017F;en, daß ich nach London zu fahren<lb/>
habe.</p><lb/>
          <p>Sie befahl &#x017F;o dann, daß ihre Kut&#x017F;che an die<lb/>
Thu&#x0364;r ka&#x0364;me &#x2012; &#x2012; Wir wollen alle mit einander<lb/>
nach London fahren, &#x017F;agte &#x017F;ie, und mit einander<lb/>
wieder zuru&#x0364;ckkommen. Morri&#x017F;on &#x017F;oll hier blei-<lb/>
ben, und alles in An&#x017F;ehung meines Zimmers<lb/>
und Bettes be&#x017F;orgen, wie ich es zu haben ge-<lb/>
wohnt bin: denn ich bin in einigen Stu&#x0364;cken &#x017F;ehr<lb/>
eigen. Meiner Ba&#x017F;e Lee&#x017F;ons Kammerma&#x0364;gdchen<lb/>
ko&#x0364;nnen alles thun, was ich bey meinen Nacht-<lb/>
kleidern und dergleichen Dingen mehr gebrau-<lb/>
che. Es wird fu&#x0364;r &#x017F;ie, meine Allerlieb&#x017F;te, eine<lb/>
kleine Vera&#x0364;nderung der Luft, und fu&#x0364;r Hrn. Love-<lb/>
lace eine bequeme Gelegenheit &#x017F;eyn, anzuordnen,<lb/>
daß alles, was &#x017F;ie von ihrem Anzuge gebrauchen,<lb/>
von dem vorigen Hau&#x017F;e zur Fr. Lee&#x017F;on ge&#x017F;chickt<lb/>
werde: und wir ko&#x0364;nnen es von dannen mit uns<lb/>
herau&#x017F;bringen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">H 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0125] an mich, das den Schein des Guten hat! ‒ ‒ Weil inzwiſchen meine ſcheinbare Hoffnung mich weniger Fehler in der Auffuͤhrung dieſer unter- geſchobenen Frauenzimmer ſehen ließ, als ich nachher, mit Huͤlfe einer wiederholten Ueberle- gung und des gegen ſie gefaßten Abſcheues, geſe- hen habe: fo fing ich an, mir ſelbſt Vorwuͤrfe zu machen, daß ich mich nicht gleich anfangs in ih- ren Schutz begeben haͤtte. Aber bey allen dieſen ergoͤtzlichen Ausſichten in die Zukunſt, ſprach die Lady Eliſabeth, muß ich nicht vergeſſen, daß ich nach London zu fahren habe. Sie befahl ſo dann, daß ihre Kutſche an die Thuͤr kaͤme ‒ ‒ Wir wollen alle mit einander nach London fahren, ſagte ſie, und mit einander wieder zuruͤckkommen. Morriſon ſoll hier blei- ben, und alles in Anſehung meines Zimmers und Bettes beſorgen, wie ich es zu haben ge- wohnt bin: denn ich bin in einigen Stuͤcken ſehr eigen. Meiner Baſe Leeſons Kammermaͤgdchen koͤnnen alles thun, was ich bey meinen Nacht- kleidern und dergleichen Dingen mehr gebrau- che. Es wird fuͤr ſie, meine Allerliebſte, eine kleine Veraͤnderung der Luft, und fuͤr Hrn. Love- lace eine bequeme Gelegenheit ſeyn, anzuordnen, daß alles, was ſie von ihrem Anzuge gebrauchen, von dem vorigen Hauſe zur Fr. Leeſon geſchickt werde: und wir koͤnnen es von dannen mit uns herauſbringen. Jch H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/125
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/125>, abgerufen am 25.11.2024.