langt mich sehr, zu erfahren, wie sie sich be- finden.
Kein Wort: aber wohl ein tiefer Seufzer und so gar ein Gluchsen.
Darf ich sie nicht bitten, meine Fräulein, daß sie noch ein paar Stufen mit mir hinauf ge- hen? Sie werden mit Vergnügen sehen, was für ein Glück es für uns alle gewesen, so davon zu kommen.
Es ist wirklich ein Glück, Bruder, daß wir so davon gekommen sind. Denn das Feuer hatte das Fenstergesimse angegriffen, die Teppiche ver- sengt und die Einfassung der Fensterpfosten von Tannenbretern verbrannt.
Keine Antwort, meine Fräulein! Bin ich nicht ein einzigs Wort werth? Halten sie ihr Versprechen so mit mir? - - Wollen sie nicht die Gewogenheit haben, mir ihre Gesellschaft auf zwo Minuten, nur auf zwo Minnten, in dem Speisesaale zu gönnen?
Ach! - Und ein tiefer Seufzer! - Das war die ganze Antwort.
Antworten sie mir nur, wie sie sich befinden. Antworten sie mir nur, daß sie sich wohl befin- den. - - Jst das die Verzeihung, welche die Be- dingung von meinem Gehorsam war?
Hierauf sagte sie mit einer ohnmächtigen aber zornigen Stimme, weg von meiner Thü- re! - Bösewicht, Unmensch, Barbar, und alles, was niederträchtig und verrätherisch heißet! - Weg von meiner Thüre! Quälen sie ein armes
Frau-
langt mich ſehr, zu erfahren, wie ſie ſich be- finden.
Kein Wort: aber wohl ein tiefer Seufzer und ſo gar ein Gluchſen.
Darf ich ſie nicht bitten, meine Fraͤulein, daß ſie noch ein paar Stufen mit mir hinauf ge- hen? Sie werden mit Vergnuͤgen ſehen, was fuͤr ein Gluͤck es fuͤr uns alle geweſen, ſo davon zu kommen.
Es iſt wirklich ein Gluͤck, Bruder, daß wir ſo davon gekommen ſind. Denn das Feuer hatte das Fenſtergeſimſe angegriffen, die Teppiche ver- ſengt und die Einfaſſung der Fenſterpfoſten von Tannenbretern verbrannt.
Keine Antwort, meine Fraͤulein! Bin ich nicht ein einzigs Wort werth? Halten ſie ihr Verſprechen ſo mit mir? ‒ ‒ Wollen ſie nicht die Gewogenheit haben, mir ihre Geſellſchaft auf zwo Minuten, nur auf zwo Minnten, in dem Speiſeſaale zu goͤnnen?
Ach! ‒ Und ein tiefer Seufzer! ‒ Das war die ganze Antwort.
Antworten ſie mir nur, wie ſie ſich befinden. Antworten ſie mir nur, daß ſie ſich wohl befin- den. ‒ ‒ Jſt das die Verzeihung, welche die Be- dingung von meinem Gehorſam war?
Hierauf ſagte ſie mit einer ohnmaͤchtigen aber zornigen Stimme, weg von meiner Thuͤ- re! ‒ Boͤſewicht, Unmenſch, Barbar, und alles, was niedertraͤchtig und verraͤtheriſch heißet! ‒ Weg von meiner Thuͤre! Quaͤlen ſie ein armes
Frau-
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langt mich ſehr, zu erfahren, wie ſie ſich be-
finden.
Kein Wort: aber wohl ein tiefer Seufzer
und ſo gar ein Gluchſen.
Darf ich ſie nicht bitten, meine Fraͤulein,
daß ſie noch ein paar Stufen mit mir hinauf ge-
hen? Sie werden mit Vergnuͤgen ſehen, was
fuͤr ein Gluͤck es fuͤr uns alle geweſen, ſo davon
zu kommen.
Es iſt wirklich ein Gluͤck, Bruder, daß wir
ſo davon gekommen ſind. Denn das Feuer hatte
das Fenſtergeſimſe angegriffen, die Teppiche ver-
ſengt und die Einfaſſung der Fenſterpfoſten von
Tannenbretern verbrannt.
Keine Antwort, meine Fraͤulein! Bin ich
nicht ein einzigs Wort werth? Halten ſie ihr
Verſprechen ſo mit mir? ‒ ‒ Wollen ſie nicht
die Gewogenheit haben, mir ihre Geſellſchaft auf
zwo Minuten, nur auf zwo Minnten, in dem
Speiſeſaale zu goͤnnen?
Ach! ‒ Und ein tiefer Seufzer! ‒ Das war
die ganze Antwort.
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den. ‒ ‒ Jſt das die Verzeihung, welche die Be-
dingung von meinem Gehorſam war?
Hierauf ſagte ſie mit einer ohnmaͤchtigen
aber zornigen Stimme, weg von meiner Thuͤ-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/97>, abgerufen am 04.12.2024.
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