antworten: so bin ich in einer höchst verwirren- den Ungewißheit, ob sie künftigen Donnerstag zu uns kommen wird, oder nicht, die Vermählung zu vollziehen.
Mein Lord befindet sich so ausnehmend schlecht, daß, wenn ich glaubte, sie würde mich nicht durch ihre Willfahrung verpflichten, ich meine Abreise zur Stadt noch zween oder drey Tage aufschieben würde. Er will mich nicht gern aus seinem Gesichte lassen: inzwischen hat er doch ein sehnliches Verlangen, meine Geliebte, noch vor seinem Ende, als seine Base zu küssen. Jch habe ihm versprochen, die Gelegenheit dazu zu verschaffen: indem ich gesonnen bin, wo die wertheste Fräulein mich glücklich machen will, mich alsobald von der Kirche aus mit ihr hierher zu begeben.
Jch sage es ungern von der reizenden Be- herrscherinn meines Herzens: aber Unversöhn- lichkeit ist ihr Geschlechtsfehler; der in Wahr- heit an ihr um so viel weniger zu entschuldigen ist, da sie durch denselben von ihren eignen Ver- wandten selbst so viel leidet.
Da sie nun, mein Herr, willens gewesen sind, einige Zeit vor dem Donnerstage in der Stadt zu seyn: so würde mir eine Gefälligkeit geschehen, wo es ihnen nicht eine gar zu große Unbequemlichkeit verursachet, wenn sie meinet- wegen, so bald als möglich hinaufgehen wollten. Jch ersuche darum desto dreister, da ich vermuthe, daß es ihnen, als einem Manne, der so viele eigne
und
antworten: ſo bin ich in einer hoͤchſt verwirren- den Ungewißheit, ob ſie kuͤnftigen Donnerſtag zu uns kommen wird, oder nicht, die Vermaͤhlung zu vollziehen.
Mein Lord befindet ſich ſo ausnehmend ſchlecht, daß, wenn ich glaubte, ſie wuͤrde mich nicht durch ihre Willfahrung verpflichten, ich meine Abreiſe zur Stadt noch zween oder drey Tage aufſchieben wuͤrde. Er will mich nicht gern aus ſeinem Geſichte laſſen: inzwiſchen hat er doch ein ſehnliches Verlangen, meine Geliebte, noch vor ſeinem Ende, als ſeine Baſe zu kuͤſſen. Jch habe ihm verſprochen, die Gelegenheit dazu zu verſchaffen: indem ich geſonnen bin, wo die wertheſte Fraͤulein mich gluͤcklich machen will, mich alſobald von der Kirche aus mit ihr hierher zu begeben.
Jch ſage es ungern von der reizenden Be- herrſcherinn meines Herzens: aber Unverſoͤhn- lichkeit iſt ihr Geſchlechtsfehler; der in Wahr- heit an ihr um ſo viel weniger zu entſchuldigen iſt, da ſie durch denſelben von ihren eignen Ver- wandten ſelbſt ſo viel leidet.
Da ſie nun, mein Herr, willens geweſen ſind, einige Zeit vor dem Donnerſtage in der Stadt zu ſeyn: ſo wuͤrde mir eine Gefaͤlligkeit geſchehen, wo es ihnen nicht eine gar zu große Unbequemlichkeit verurſachet, wenn ſie meinet- wegen, ſo bald als moͤglich hinaufgehen wollten. Jch erſuche darum deſto dreiſter, da ich vermuthe, daß es ihnen, als einem Manne, der ſo viele eigne
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antworten: ſo bin ich in einer hoͤchſt verwirren-
den Ungewißheit, ob ſie kuͤnftigen Donnerſtag zu
uns kommen wird, oder nicht, die Vermaͤhlung
zu vollziehen.
Mein Lord befindet ſich ſo ausnehmend
ſchlecht, daß, wenn ich glaubte, ſie wuͤrde mich
nicht durch ihre Willfahrung verpflichten, ich
meine Abreiſe zur Stadt noch zween oder drey
Tage aufſchieben wuͤrde. Er will mich nicht
gern aus ſeinem Geſichte laſſen: inzwiſchen hat
er doch ein ſehnliches Verlangen, meine Geliebte,
noch vor ſeinem Ende, als ſeine Baſe zu kuͤſſen.
Jch habe ihm verſprochen, die Gelegenheit dazu
zu verſchaffen: indem ich geſonnen bin, wo die
wertheſte Fraͤulein mich gluͤcklich machen will,
mich alſobald von der Kirche aus mit ihr hierher
zu begeben.
Jch ſage es ungern von der reizenden Be-
herrſcherinn meines Herzens: aber Unverſoͤhn-
lichkeit iſt ihr Geſchlechtsfehler; der in Wahr-
heit an ihr um ſo viel weniger zu entſchuldigen
iſt, da ſie durch denſelben von ihren eignen Ver-
wandten ſelbſt ſo viel leidet.
Da ſie nun, mein Herr, willens geweſen
ſind, einige Zeit vor dem Donnerſtage in der
Stadt zu ſeyn: ſo wuͤrde mir eine Gefaͤlligkeit
geſchehen, wo es ihnen nicht eine gar zu große
Unbequemlichkeit verurſachet, wenn ſie meinet-
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Jch erſuche darum deſto dreiſter, da ich vermuthe,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/860>, abgerufen am 11.12.2024.
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