ner eignen Verwandten gezeiget hat, nicht viel zutraue.
Wenn du nicht solche jesuitische Bemänte- lungen hättest: so sollte ich denken, du würdest endlich von den Regungen des Gewissens gerüh- ret, und durch den übeln Erfolg der letzten Er- findung, wozu ich dir von Herzen Glück wünsche, zur Schaam über deine verfluchte Ränke ge- bracht seyn.
O! die göttliche Fräulein! - - Jedoch ich will deine Schuld nicht vergrößern!
Wenn du aber schreibest, daß du bey deiner gegenwärtigen Gemüthsfassung an das Hey- rathen gedenkest, und doch so leicht in eine ande- re Gemüthsfassung gerathen kannst; wenn ich weiß, daß dein Herz sich wider diesen Stand auf- lehnet, und bedenke, daß die vier Worte, welche du durch Liebkosung von der Fräulein herauszu- locken suchest, eben so viel zu deinem Zweck aus- richten, als wenn sie vierzig schriebe; indem sie zeigen werden, daß sie die größte Beleidigung, die Frauensleuten widerfahren kann, zu verge- ben im Stande ist; wenn ich endlich überlege, wie leicht du Entschuldigungen finden kannst, zurück- zuziehen: so mußt du dich über deine wirkliche Absichten und künftige Beobachtung deiner Ehre ein gutes Theil ausdrücklicher erklären, als du thust. Denn ich kann einer Reue nicht trauen, die nur auf eine Zeitlang da ist, die noch dazu durch fehlgeschlagene Hoffnung, nicht durch gute
Grund-
ner eignen Verwandten gezeiget hat, nicht viel zutraue.
Wenn du nicht ſolche jeſuitiſche Bemaͤnte- lungen haͤtteſt: ſo ſollte ich denken, du wuͤrdeſt endlich von den Regungen des Gewiſſens geruͤh- ret, und durch den uͤbeln Erfolg der letzten Er- findung, wozu ich dir von Herzen Gluͤck wuͤnſche, zur Schaam uͤber deine verfluchte Raͤnke ge- bracht ſeyn.
O! die goͤttliche Fraͤulein! ‒ ‒ Jedoch ich will deine Schuld nicht vergroͤßern!
Wenn du aber ſchreibeſt, daß du bey deiner gegenwaͤrtigen Gemuͤthsfaſſung an das Hey- rathen gedenkeſt, und doch ſo leicht in eine ande- re Gemuͤthsfaſſung gerathen kannſt; wenn ich weiß, daß dein Herz ſich wider dieſen Stand auf- lehnet, und bedenke, daß die vier Worte, welche du durch Liebkoſung von der Fraͤulein herauszu- locken ſucheſt, eben ſo viel zu deinem Zweck aus- richten, als wenn ſie vierzig ſchriebe; indem ſie zeigen werden, daß ſie die groͤßte Beleidigung, die Frauensleuten widerfahren kann, zu verge- ben im Stande iſt; wenn ich endlich uͤberlege, wie leicht du Entſchuldigungen finden kannſt, zuruͤck- zuziehen: ſo mußt du dich uͤber deine wirkliche Abſichten und kuͤnftige Beobachtung deiner Ehre ein gutes Theil ausdruͤcklicher erklaͤren, als du thuſt. Denn ich kann einer Reue nicht trauen, die nur auf eine Zeitlang da iſt, die noch dazu durch fehlgeſchlagene Hoffnung, nicht durch gute
Grund-
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ner eignen Verwandten gezeiget hat, nicht viel
zutraue.
Wenn du nicht ſolche jeſuitiſche Bemaͤnte-
lungen haͤtteſt: ſo ſollte ich denken, du wuͤrdeſt
endlich von den Regungen des Gewiſſens geruͤh-
ret, und durch den uͤbeln Erfolg der letzten Er-
findung, wozu ich dir von Herzen Gluͤck wuͤnſche,
zur Schaam uͤber deine verfluchte Raͤnke ge-
bracht ſeyn.
O! die goͤttliche Fraͤulein! ‒ ‒ Jedoch ich
will deine Schuld nicht vergroͤßern!
Wenn du aber ſchreibeſt, daß du bey deiner
gegenwaͤrtigen Gemuͤthsfaſſung an das Hey-
rathen gedenkeſt, und doch ſo leicht in eine ande-
re Gemuͤthsfaſſung gerathen kannſt; wenn ich
weiß, daß dein Herz ſich wider dieſen Stand auf-
lehnet, und bedenke, daß die vier Worte, welche
du durch Liebkoſung von der Fraͤulein herauszu-
locken ſucheſt, eben ſo viel zu deinem Zweck aus-
richten, als wenn ſie vierzig ſchriebe; indem ſie
zeigen werden, daß ſie die groͤßte Beleidigung,
die Frauensleuten widerfahren kann, zu verge-
ben im Stande iſt; wenn ich endlich uͤberlege, wie
leicht du Entſchuldigungen finden kannſt, zuruͤck-
zuziehen: ſo mußt du dich uͤber deine wirkliche
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ein gutes Theil ausdruͤcklicher erklaͤren, als du
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/846>, abgerufen am 24.11.2024.
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