von dem Augenblick an, da sie mit so vieler Un- erschrockenheit in den Speisesaal trat, war es schlechterdings unmöglich, daß ich daran hätte denken sollen, meine schändliche Absichten gegen sie zu verfolgen.
Dieß, dieß, Belford, war der Vortheil, den ich von einem listig ersonnenen Anschlage hatte, wovon ich mir so viel versprach! - - Und nun bin ich zehnmal schlimmer daran, als vorher!
Du hast in deinem Leben niemals Leute ge- sehen, die so, wie Narren, einander ansahen, als die Mutter, ihre Mitgenossen, und ich auf einige Augenblicke thaten. Endlich fingen die beyden verteufelten Nymphen an mich lächerlich zu ma- chen: da unterdessen die Alte um ihr Haus, um die Ehre ihres Hauses bekümmert war. Jch fluchte auf sie alle mit einander, ging in meine Kammer, und schloß mich ein.
Nun ist es Zeit, mich auf den Weg zu machen. Alles, was ich gewonnen habe, ist dieß, daß ich entdeckt bin, Schande habe, durch wiederholte Beleidigungen in neue Schuld gera- then und derjenigen, die mein ganzes Herz[e] eingenommen hat, ja was für ein stolzes Herz noch ärger ist, mir selbst verächtlich geworden bin.
Der glückliche Erfolg, der glückliche Erfolg machte bey ersonnenen Anschlägen alles aus. Für was für einen unvergleichlichen Kerl hielte ich mich bis itzo! Selbst um dieses Einfalls wil-
len
von dem Augenblick an, da ſie mit ſo vieler Un- erſchrockenheit in den Speiſeſaal trat, war es ſchlechterdings unmoͤglich, daß ich daran haͤtte denken ſollen, meine ſchaͤndliche Abſichten gegen ſie zu verfolgen.
Dieß, dieß, Belford, war der Vortheil, den ich von einem liſtig erſonnenen Anſchlage hatte, wovon ich mir ſo viel verſprach! ‒ ‒ Und nun bin ich zehnmal ſchlimmer daran, als vorher!
Du haſt in deinem Leben niemals Leute ge- ſehen, die ſo, wie Narren, einander anſahen, als die Mutter, ihre Mitgenoſſen, und ich auf einige Augenblicke thaten. Endlich fingen die beyden verteufelten Nymphen an mich laͤcherlich zu ma- chen: da unterdeſſen die Alte um ihr Haus, um die Ehre ihres Hauſes bekuͤmmert war. Jch fluchte auf ſie alle mit einander, ging in meine Kammer, und ſchloß mich ein.
Nun iſt es Zeit, mich auf den Weg zu machen. Alles, was ich gewonnen habe, iſt dieß, daß ich entdeckt bin, Schande habe, durch wiederholte Beleidigungen in neue Schuld gera- then und derjenigen, die mein ganzes Herz[e] eingenommen hat, ja was fuͤr ein ſtolzes Herz noch aͤrger iſt, mir ſelbſt veraͤchtlich geworden bin.
Der gluͤckliche Erfolg, der gluͤckliche Erfolg machte bey erſonnenen Anſchlaͤgen alles aus. Fuͤr was fuͤr einen unvergleichlichen Kerl hielte ich mich bis itzo! Selbſt um dieſes Einfalls wil-
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von dem Augenblick an, da ſie mit ſo vieler Un-
erſchrockenheit in den Speiſeſaal trat, war es
ſchlechterdings unmoͤglich, daß ich daran haͤtte
denken ſollen, meine ſchaͤndliche Abſichten gegen
ſie zu verfolgen.
Dieß, dieß, Belford, war der Vortheil, den
ich von einem liſtig erſonnenen Anſchlage hatte,
wovon ich mir ſo viel verſprach! ‒ ‒ Und nun
bin ich zehnmal ſchlimmer daran, als vorher!
Du haſt in deinem Leben niemals Leute ge-
ſehen, die ſo, wie Narren, einander anſahen, als
die Mutter, ihre Mitgenoſſen, und ich auf einige
Augenblicke thaten. Endlich fingen die beyden
verteufelten Nymphen an mich laͤcherlich zu ma-
chen: da unterdeſſen die Alte um ihr Haus, um
die Ehre ihres Hauſes bekuͤmmert war. Jch
fluchte auf ſie alle mit einander, ging in meine
Kammer, und ſchloß mich ein.
Nun iſt es Zeit, mich auf den Weg
zu machen. Alles, was ich gewonnen habe, iſt
dieß, daß ich entdeckt bin, Schande habe, durch
wiederholte Beleidigungen in neue Schuld gera-
then und derjenigen, die mein ganzes Herze
eingenommen hat, ja was fuͤr ein ſtolzes Herz
noch aͤrger iſt, mir ſelbſt veraͤchtlich geworden bin.
Der gluͤckliche Erfolg, der gluͤckliche Erfolg
machte bey erſonnenen Anſchlaͤgen alles aus.
Fuͤr was fuͤr einen unvergleichlichen Kerl hielte
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/826>, abgerufen am 27.11.2024.
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