wollte. - - Aber kein gelindes, kein sanftmüthi- ges, kein liebreiches Wesen wollte helfen. Sie schlug mir ihre Hand ab! - - Handelte sie klug, Bruder, daß sie mich in den Gedanken bestärkte, nichts, als Schrecken, würde etwas ausrichten?
Lassen sie mich nur wissen, gnädige Fräulein, ob ihr Versprechen, daß sie den Ausgang des künftigen Donnerstags mit Gedult zu erwarten suchen wollten, zu meinem Vortheil abzielte?
Erwarten sie einige freywillige Gunst von ei- ner Person, der sie keine freye Wahl lassen?
Sind sie willens, gnädige Fräulein, mich in ihres Onkels Gegenwart mit ihrer Hand zu be- ehren, oder nicht?
Mein Herz und meine Hand sollen niemals getrennet seyn. Warum, glauben sie, widersetzte ich mich sonst dem Willen meiner besten, meiner natürlichen Freunde?
Jch weiß, was sie meynen, gnädige Fräulein - - Bin ich ihnen denn so verhaßt, als der schändliche Solmes?
Legen sie mir nicht eine solche Frage vor, Herr Lovelace.
Jch muß Antwort haben. Bin ich ihnen so verhaßt, als der schändliche Solmes?
Warum nennen sie den Herrn Solmes schändlich?
Halten sie ihn nicht dafür, gnädige Fräu- lein?
Warum sollte ich? Hat Herr Solmes jemals schändlich gegen mich gehandelt?
Aller-
wollte. ‒ ‒ Aber kein gelindes, kein ſanftmuͤthi- ges, kein liebreiches Weſen wollte helfen. Sie ſchlug mir ihre Hand ab! ‒ ‒ Handelte ſie klug, Bruder, daß ſie mich in den Gedanken beſtaͤrkte, nichts, als Schrecken, wuͤrde etwas ausrichten?
Laſſen ſie mich nur wiſſen, gnaͤdige Fraͤulein, ob ihr Verſprechen, daß ſie den Ausgang des kuͤnftigen Donnerſtags mit Gedult zu erwarten ſuchen wollten, zu meinem Vortheil abzielte?
Erwarten ſie einige freywillige Gunſt von ei- ner Perſon, der ſie keine freye Wahl laſſen?
Sind ſie willens, gnaͤdige Fraͤulein, mich in ihres Onkels Gegenwart mit ihrer Hand zu be- ehren, oder nicht?
Mein Herz und meine Hand ſollen niemals getrennet ſeyn. Warum, glauben ſie, widerſetzte ich mich ſonſt dem Willen meiner beſten, meiner natuͤrlichen Freunde?
Jch weiß, was ſie meynen, gnaͤdige Fraͤulein ‒ ‒ Bin ich ihnen denn ſo verhaßt, als der ſchaͤndliche Solmes?
Legen ſie mir nicht eine ſolche Frage vor, Herr Lovelace.
Jch muß Antwort haben. Bin ich ihnen ſo verhaßt, als der ſchaͤndliche Solmes?
Warum nennen ſie den Herrn Solmes ſchaͤndlich?
Halten ſie ihn nicht dafuͤr, gnaͤdige Fraͤu- lein?
Warum ſollte ich? Hat Herr Solmes jemals ſchaͤndlich gegen mich gehandelt?
Aller-
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wollte. ‒ ‒ Aber kein gelindes, kein ſanftmuͤthi-
ges, kein liebreiches Weſen wollte helfen. Sie
ſchlug mir ihre Hand ab! ‒ ‒ Handelte ſie klug,
Bruder, daß ſie mich in den Gedanken beſtaͤrkte,
nichts, als Schrecken, wuͤrde etwas ausrichten?
Laſſen ſie mich nur wiſſen, gnaͤdige Fraͤulein,
ob ihr Verſprechen, daß ſie den Ausgang des
kuͤnftigen Donnerſtags mit Gedult zu erwarten
ſuchen wollten, zu meinem Vortheil abzielte?
Erwarten ſie einige freywillige Gunſt von ei-
ner Perſon, der ſie keine freye Wahl laſſen?
Sind ſie willens, gnaͤdige Fraͤulein, mich in
ihres Onkels Gegenwart mit ihrer Hand zu be-
ehren, oder nicht?
Mein Herz und meine Hand ſollen niemals
getrennet ſeyn. Warum, glauben ſie, widerſetzte
ich mich ſonſt dem Willen meiner beſten, meiner
natuͤrlichen Freunde?
Jch weiß, was ſie meynen, gnaͤdige Fraͤulein
‒ ‒ Bin ich ihnen denn ſo verhaßt, als der
ſchaͤndliche Solmes?
Legen ſie mir nicht eine ſolche Frage vor,
Herr Lovelace.
Jch muß Antwort haben. Bin ich ihnen
ſo verhaßt, als der ſchaͤndliche Solmes?
Warum nennen ſie den Herrn Solmes
ſchaͤndlich?
Halten ſie ihn nicht dafuͤr, gnaͤdige Fraͤu-
lein?
Warum ſollte ich? Hat Herr Solmes jemals
ſchaͤndlich gegen mich gehandelt?
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/782>, abgerufen am 22.11.2024.
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