ten, gezwungen - - Nichts will ich dir verspre- chen - -
Edelste Seele! - - Aber doch nicht unver- söhnlich, wie ich hoffe! - - Versprechen sie mir nur, in einer Stunde wieder zu kommen! - -
Nichts will ich dir versprechen!
Sagen sie nur, daß sie mich diesen Abend wie- ersehen wollen!
O daß ich sagen könnte - - daß es in mei- ner Gewalt stünde zu sagen: Niemals will ich dich wiedersehen! - - Wollte der Himmel, daß ich dich niemals wieder sehen sollte!
Zornige und heftige Schöne - - Jch hielte sie noch beständig - -
Jch spreche zwar mit Heftigkeit, aber doch mit völliger Ueberlegung, was meines Herzens Wunsch und Meynung ist - - O! dürfte ich nicht auf dich hinabsehen, niedriger und krie- chender Kerl, der eben so niederträchtig, als kühn zum beleidigen ist - - Laß mich gehen! Meine Seele empöret sich! Laß mich gehen!
Jch ließ sie los, damit ich meine Hände zu- sammenschlagen könnte - - So gehn sie denn, unumschränkte Beherrscherinn meines Schicksals! - - Gehen sie, wo sie gehen wollen! - - Mein Geschick steht in ihrer Gewalt! - - Es hängt an ihrem Othem! - - Jhre Verachtung vermehret nur meine Liebe! - - Jhr Zorn ist mehr als zu wohl gegründet! - - Aber, meine Allerliebste, kommen sie wieder, kommen sie wieder, mit dem
Ent-
ten, gezwungen ‒ ‒ Nichts will ich dir verſpre- chen ‒ ‒
Edelſte Seele! ‒ ‒ Aber doch nicht unver- ſoͤhnlich, wie ich hoffe! ‒ ‒ Verſprechen ſie mir nur, in einer Stunde wieder zu kommen! ‒ ‒
O daß ich ſagen koͤnnte ‒ ‒ daß es in mei- ner Gewalt ſtuͤnde zu ſagen: Niemals will ich dich wiederſehen! ‒ ‒ Wollte der Himmel, daß ich dich niemals wieder ſehen ſollte!
Zornige und heftige Schoͤne ‒ ‒ Jch hielte ſie noch beſtaͤndig ‒ ‒
Jch ſpreche zwar mit Heftigkeit, aber doch mit voͤlliger Ueberlegung, was meines Herzens Wunſch und Meynung iſt ‒ ‒ O! duͤrfte ich nicht auf dich hinabſehen, niedriger und krie- chender Kerl, der eben ſo niedertraͤchtig, als kuͤhn zum beleidigen iſt ‒ ‒ Laß mich gehen! Meine Seele empoͤret ſich! Laß mich gehen!
Jch ließ ſie los, damit ich meine Haͤnde zu- ſammenſchlagen koͤnnte ‒ ‒ So gehn ſie denn, unumſchraͤnkte Beherrſcherinn meines Schickſals! ‒ ‒ Gehen ſie, wo ſie gehen wollen! ‒ ‒ Mein Geſchick ſteht in ihrer Gewalt! ‒ ‒ Es haͤngt an ihrem Othem! ‒ ‒ Jhre Verachtung vermehret nur meine Liebe! ‒ ‒ Jhr Zorn iſt mehr als zu wohl gegruͤndet! ‒ ‒ Aber, meine Allerliebſte, kommen ſie wieder, kommen ſie wieder, mit dem
Ent-
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ten, gezwungen ‒ ‒ Nichts will ich dir verſpre-
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Edelſte Seele! ‒ ‒ Aber doch nicht unver-
ſoͤhnlich, wie ich hoffe! ‒ ‒ Verſprechen ſie mir
nur, in einer Stunde wieder zu kommen! ‒ ‒
Nichts will ich dir verſprechen!
Sagen ſie nur, daß ſie mich dieſen Abend wie-
erſehen wollen!
O daß ich ſagen koͤnnte ‒ ‒ daß es in mei-
ner Gewalt ſtuͤnde zu ſagen: Niemals will ich
dich wiederſehen! ‒ ‒ Wollte der Himmel, daß
ich dich niemals wieder ſehen ſollte!
Zornige und heftige Schoͤne ‒ ‒ Jch hielte
ſie noch beſtaͤndig ‒ ‒
Jch ſpreche zwar mit Heftigkeit, aber doch
mit voͤlliger Ueberlegung, was meines Herzens
Wunſch und Meynung iſt ‒ ‒ O! duͤrfte ich
nicht auf dich hinabſehen, niedriger und krie-
chender Kerl, der eben ſo niedertraͤchtig, als kuͤhn
zum beleidigen iſt ‒ ‒ Laß mich gehen! Meine
Seele empoͤret ſich! Laß mich gehen!
Jch ließ ſie los, damit ich meine Haͤnde zu-
ſammenſchlagen koͤnnte ‒ ‒ So gehn ſie denn,
unumſchraͤnkte Beherrſcherinn meines Schickſals!
‒ ‒ Gehen ſie, wo ſie gehen wollen! ‒ ‒ Mein
Geſchick ſteht in ihrer Gewalt! ‒ ‒ Es haͤngt an
ihrem Othem! ‒ ‒ Jhre Verachtung vermehret
nur meine Liebe! ‒ ‒ Jhr Zorn iſt mehr als zu
wohl gegruͤndet! ‒ ‒ Aber, meine Allerliebſte,
kommen ſie wieder, kommen ſie wieder, mit dem
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/753>, abgerufen am 22.11.2024.
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