einen Tarquin - - doch ich vergesse wieder, was ich sagen wollte.
Dieß war es: Jch werde niemals wiederum ich selbst seyn. Jch bin ein recht gottloses Mägd- chen gewesen - - ein eitles, stolzes, elendes Mägdchen - - voll heimlichen Stolzes, - den ich unter einer demüthigen Gestalt forttrieb und damit jedermann betrog - - Das sagt meine Schwester - - Und nun bin ich gestraft - - So lassen sie mich denn aus diesem Hause und aus ihrem Gesichte in geheim in das öffentliche Tollhaus bringen, das ich einmal gesehen habe. Es war damals ein trauriger Anblick für mich, so wenig ich mir auch traumen ließ, was mir selbst begegnen sollte! - - Das ist alles, was ich sagen wollte: das ist alles, was ich zu wünschen habe - - Alsdenn werde ich ihnen gänzlich aus dem Wege und versorgt seyn. Brodt und Was- ser werden mir, wenn ich nur von der Marter, die sie mir auflegen, frey bin, Leckerbißgen seyn, und mein Strohbette das gemählichste, worinn ich gelegen habe - - seit - - Jch kann nicht sa- gen seit wie lange! - -
Meine Kleider will ich verkaufen, und mich dort dafür halten, vielleicht so lange, als ich leben werde. Aber Lovelace; theurester Lovelace will ich sie nennen; denn sie haben mich genug geko- stet, das weiß ich gewiß! - - Lassen sie mich nicht zum Schauspiel werden: um meiner Familie willen, ja um ihrer selbst willen, thun sie das nicht - - Denn, wenn ich alles weiß, was ich ge-
litten
einen Tarquin ‒ ‒ doch ich vergeſſe wieder, was ich ſagen wollte.
Dieß war es: Jch werde niemals wiederum ich ſelbſt ſeyn. Jch bin ein recht gottloſes Maͤgd- chen geweſen ‒ ‒ ein eitles, ſtolzes, elendes Maͤgdchen ‒ ‒ voll heimlichen Stolzes, ‒ den ich unter einer demuͤthigen Geſtalt forttrieb und damit jedermann betrog ‒ ‒ Das ſagt meine Schweſter ‒ ‒ Und nun bin ich geſtraft ‒ ‒ So laſſen ſie mich denn aus dieſem Hauſe und aus ihrem Geſichte in geheim in das oͤffentliche Tollhaus bringen, das ich einmal geſehen habe. Es war damals ein trauriger Anblick fuͤr mich, ſo wenig ich mir auch traumen ließ, was mir ſelbſt begegnen ſollte! ‒ ‒ Das iſt alles, was ich ſagen wollte: das iſt alles, was ich zu wuͤnſchen habe ‒ ‒ Alsdenn werde ich ihnen gaͤnzlich aus dem Wege und verſorgt ſeyn. Brodt und Waſ- ſer werden mir, wenn ich nur von der Marter, die ſie mir auflegen, frey bin, Leckerbißgen ſeyn, und mein Strohbette das gemaͤhlichſte, worinn ich gelegen habe ‒ ‒ ſeit ‒ ‒ Jch kann nicht ſa- gen ſeit wie lange! ‒ ‒
Meine Kleider will ich verkaufen, und mich dort dafuͤr halten, vielleicht ſo lange, als ich leben werde. Aber Lovelace; theureſter Lovelace will ich ſie nennen; denn ſie haben mich genug geko- ſtet, das weiß ich gewiß! ‒ ‒ Laſſen ſie mich nicht zum Schauſpiel werden: um meiner Familie willen, ja um ihrer ſelbſt willen, thun ſie das nicht ‒ ‒ Denn, wenn ich alles weiß, was ich ge-
litten
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einen Tarquin ‒ ‒ doch ich vergeſſe wieder, was
ich ſagen wollte.
Dieß war es: Jch werde niemals wiederum
ich ſelbſt ſeyn. Jch bin ein recht gottloſes Maͤgd-
chen geweſen ‒ ‒ ein eitles, ſtolzes, elendes
Maͤgdchen ‒ ‒ voll heimlichen Stolzes, ‒ den
ich unter einer demuͤthigen Geſtalt forttrieb und
damit jedermann betrog ‒ ‒ Das ſagt meine
Schweſter ‒ ‒ Und nun bin ich geſtraft ‒ ‒
So laſſen ſie mich denn aus dieſem Hauſe und
aus ihrem Geſichte in geheim in das oͤffentliche
Tollhaus bringen, das ich einmal geſehen habe.
Es war damals ein trauriger Anblick fuͤr mich,
ſo wenig ich mir auch traumen ließ, was mir
ſelbſt begegnen ſollte! ‒ ‒ Das iſt alles, was ich
ſagen wollte: das iſt alles, was ich zu wuͤnſchen
habe ‒ ‒ Alsdenn werde ich ihnen gaͤnzlich aus
dem Wege und verſorgt ſeyn. Brodt und Waſ-
ſer werden mir, wenn ich nur von der Marter,
die ſie mir auflegen, frey bin, Leckerbißgen ſeyn,
und mein Strohbette das gemaͤhlichſte, worinn
ich gelegen habe ‒ ‒ ſeit ‒ ‒ Jch kann nicht ſa-
gen ſeit wie lange! ‒ ‒
Meine Kleider will ich verkaufen, und mich
dort dafuͤr halten, vielleicht ſo lange, als ich leben
werde. Aber Lovelace; theureſter Lovelace will
ich ſie nennen; denn ſie haben mich genug geko-
ſtet, das weiß ich gewiß! ‒ ‒ Laſſen ſie mich nicht
zum Schauſpiel werden: um meiner Familie
willen, ja um ihrer ſelbſt willen, thun ſie das
nicht ‒ ‒ Denn, wenn ich alles weiß, was ich ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/638>, abgerufen am 23.11.2024.
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