worden und gelebet hätten: so würde Hannibal weniger, Lovelace mehr Unglück angerichtet ha- ben. Das würde der ganze Unterschied gewesen seyn.
Es ist kein großer Herr in der Welt, wofern er nicht Frömmigkeit liebet, der nicht tausendmal mehr böses verüben muß, als ich, wenn er eine krie- gerische Neigung hat. Und warum das? Weil er es in seiner Macht hat, mehr zu thun.
Ein rechtschaffener Mann, wirst du viel- leicht sagen, wird sich die Gewalt nicht wünschen, Schaden zu thun. Er muß es nicht thun, will ich dir sagen: denn, wenn er sie hat, so setze ich tausend gegen eins, es machte ihn sowohl übermüthig, als gottlos.
Worinn bin ich denn so außerordentlich böse?
Jn meinen listigen Anschlägen, wo nicht in dem mir dabey vorgesetzten Zwecke. Das wird deine Antwort seyn: denn du bist mein Echo.
Wie schwer befindet es ein jeder, eben sowohl als ich, eine herrschende Leidenschaft zu überwäl- tigen? Jch habe drey Leidenschaften, die mich wechselsweise regieren; alle mit gebieterischer Ge- walt: Liebe, Rache, Ehrgeiz oder eine Begierde Eroberungen zu machen.
Was insonderheit die Erfindung mit Tom- linson und dem Onkel betrifft, die du vielleicht für eine schwarze List halten wirst: so würde die gesparet seyn, wenn mich diese beyden unschuldi-
gen
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worden und gelebet haͤtten: ſo wuͤrde Hannibal weniger, Lovelace mehr Ungluͤck angerichtet ha- ben. Das wuͤrde der ganze Unterſchied geweſen ſeyn.
Es iſt kein großer Herr in der Welt, wofern er nicht Froͤmmigkeit liebet, der nicht tauſendmal mehr boͤſes veruͤben muß, als ich, wenn er eine krie- geriſche Neigung hat. Und warum das? Weil er es in ſeiner Macht hat, mehr zu thun.
Ein rechtſchaffener Mann, wirſt du viel- leicht ſagen, wird ſich die Gewalt nicht wuͤnſchen, Schaden zu thun. Er muß es nicht thun, will ich dir ſagen: denn, wenn er ſie hat, ſo ſetze ich tauſend gegen eins, es machte ihn ſowohl uͤbermuͤthig, als gottlos.
Worinn bin ich denn ſo außerordentlich boͤſe?
Jn meinen liſtigen Anſchlaͤgen, wo nicht in dem mir dabey vorgeſetzten Zwecke. Das wird deine Antwort ſeyn: denn du biſt mein Echo.
Wie ſchwer befindet es ein jeder, eben ſowohl als ich, eine herrſchende Leidenſchaft zu uͤberwaͤl- tigen? Jch habe drey Leidenſchaften, die mich wechſelsweiſe regieren; alle mit gebieteriſcher Ge- walt: Liebe, Rache, Ehrgeiz oder eine Begierde Eroberungen zu machen.
Was inſonderheit die Erfindung mit Tom- linſon und dem Onkel betrifft, die du vielleicht fuͤr eine ſchwarze Liſt halten wirſt: ſo wuͤrde die geſparet ſeyn, wenn mich dieſe beyden unſchuldi-
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worden und gelebet haͤtten: ſo wuͤrde Hannibal
weniger, Lovelace mehr Ungluͤck angerichtet ha-
ben. Das wuͤrde der ganze Unterſchied geweſen
ſeyn.
Es iſt kein großer Herr in der Welt, wofern
er nicht Froͤmmigkeit liebet, der nicht tauſendmal
mehr boͤſes veruͤben muß, als ich, wenn er eine krie-
geriſche Neigung hat. Und warum das? Weil
er es in ſeiner Macht hat, mehr zu thun.
Ein rechtſchaffener Mann, wirſt du viel-
leicht ſagen, wird ſich die Gewalt nicht wuͤnſchen,
Schaden zu thun. Er muß es nicht thun,
will ich dir ſagen: denn, wenn er ſie hat, ſo ſetze
ich tauſend gegen eins, es machte ihn ſowohl
uͤbermuͤthig, als gottlos.
Worinn bin ich denn ſo außerordentlich
boͤſe?
Jn meinen liſtigen Anſchlaͤgen, wo nicht
in dem mir dabey vorgeſetzten Zwecke. Das
wird deine Antwort ſeyn: denn du biſt mein
Echo.
Wie ſchwer befindet es ein jeder, eben ſowohl
als ich, eine herrſchende Leidenſchaft zu uͤberwaͤl-
tigen? Jch habe drey Leidenſchaften, die mich
wechſelsweiſe regieren; alle mit gebieteriſcher Ge-
walt: Liebe, Rache, Ehrgeiz oder eine Begierde
Eroberungen zu machen.
Was inſonderheit die Erfindung mit Tom-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/63>, abgerufen am 24.11.2024.
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