aus mir werden wird! Jch muß auf einige Tage frischere Luft schöpfen.
Allein was soll ich unterdessen mit der bewun- dernswürdigen Fräulein machen? - - Du magst mich erhenken, wo ich es weiß! - - Denn gehe ich aus der Stelle: so wird die giftige Spinne, welche hier ihre Wohnung hat, auf die schöne Fliege losgehen, deren weiche Flügel in mein un- geheures Gewebe schon so verstricket sind, daß sie weder Hand noch Fuß rühren kann. So weit hat sie die Traurigkeit betäubet, daß sie itzo eben so vollkommen ohne freyen Willen ist, als sie al- lezeit ohne Begierden zu seyn geschienen. Jch muß also nicht daran denken, sie eher als nach zween Tagen alleine zu lassen.
Der ein und vierzigste Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Jch habe eben itzo eine Probe gesehen, wie weit der Unwillen und die Empfindlichkeit bey diesem lieben Kinde gehen werden, wenn sie ganz wieder zu sich selbst gekommen ist. Es war eine rührende Probe! - - Da ich der Dor- cas in ihr Zimmer folgte und ihr verwirrtes Ge- müth zu besänftigen und zu beruhigen suchte: hiel- te sie mitten unter meinen Liebkosungen, in sprach- loser Todesangst, den unschuldigen Trauschein,
den
aus mir werden wird! Jch muß auf einige Tage friſchere Luft ſchoͤpfen.
Allein was ſoll ich unterdeſſen mit der bewun- dernswuͤrdigen Fraͤulein machen? ‒ ‒ Du magſt mich erhenken, wo ich es weiß! ‒ ‒ Denn gehe ich aus der Stelle: ſo wird die giftige Spinne, welche hier ihre Wohnung hat, auf die ſchoͤne Fliege losgehen, deren weiche Fluͤgel in mein un- geheures Gewebe ſchon ſo verſtricket ſind, daß ſie weder Hand noch Fuß ruͤhren kann. So weit hat ſie die Traurigkeit betaͤubet, daß ſie itzo eben ſo vollkommen ohne freyen Willen iſt, als ſie al- lezeit ohne Begierden zu ſeyn geſchienen. Jch muß alſo nicht daran denken, ſie eher als nach zween Tagen alleine zu laſſen.
Der ein und vierzigſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Jch habe eben itzo eine Probe geſehen, wie weit der Unwillen und die Empfindlichkeit bey dieſem lieben Kinde gehen werden, wenn ſie ganz wieder zu ſich ſelbſt gekommen iſt. Es war eine ruͤhrende Probe! ‒ ‒ Da ich der Dor- cas in ihr Zimmer folgte und ihr verwirrtes Ge- muͤth zu beſaͤnftigen und zu beruhigen ſuchte: hiel- te ſie mitten unter meinen Liebkoſungen, in ſprach- loſer Todesangſt, den unſchuldigen Trauſchein,
den
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aus mir werden wird! Jch muß auf einige Tage
friſchere Luft ſchoͤpfen.
Allein was ſoll ich unterdeſſen mit der bewun-
dernswuͤrdigen Fraͤulein machen? ‒ ‒ Du magſt
mich erhenken, wo ich es weiß! ‒ ‒ Denn gehe
ich aus der Stelle: ſo wird die giftige Spinne,
welche hier ihre Wohnung hat, auf die ſchoͤne
Fliege losgehen, deren weiche Fluͤgel in mein un-
geheures Gewebe ſchon ſo verſtricket ſind, daß ſie
weder Hand noch Fuß ruͤhren kann. So weit
hat ſie die Traurigkeit betaͤubet, daß ſie itzo eben
ſo vollkommen ohne freyen Willen iſt, als ſie al-
lezeit ohne Begierden zu ſeyn geſchienen. Jch
muß alſo nicht daran denken, ſie eher als nach
zween Tagen alleine zu laſſen.
Der ein und vierzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Jch habe eben itzo eine Probe geſehen, wie
weit der Unwillen und die Empfindlichkeit
bey dieſem lieben Kinde gehen werden, wenn ſie
ganz wieder zu ſich ſelbſt gekommen iſt. Es
war eine ruͤhrende Probe! ‒ ‒ Da ich der Dor-
cas in ihr Zimmer folgte und ihr verwirrtes Ge-
muͤth zu beſaͤnftigen und zu beruhigen ſuchte: hiel-
te ſie mitten unter meinen Liebkoſungen, in ſprach-
loſer Todesangſt, den unſchuldigen Trauſchein,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/614>, abgerufen am 22.12.2024.
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