sonen des ganzen Geschlechtes seyn: sonst könnte sie nicht so hoch empfunden werden. Jnzwischen will sie die Fräulein nicht eher verlassen, als bis dieselbe mir vergiebt, und bis sie unsere Vermäh- lung in geheim vollzogen siehet. Weil sie aber ihres Onkels Vorschlag billiget: so will sie un- terdessen vor fremden Leuten mit ihr nicht an- ders umgehen, als wenn sie schon meine Ge- mahlinn wäre.
Stedmann, ihr Anwalt, mag nach Hamp- stead zu ihr kommen, ihren Willen wegen der Sache bey der Kanzeley zu vernehmen. Beyde wollen nicht eine Stunde, die ihnen gegönnet werden kann, von der Gesellschaft und Unterre- dung mit einer so lieben, so reizungsvollen neuen Anverwandtinn verlieren.
Es würde daher sehr hart gewesen seyn, wenn sie ihnen nicht mit ihrer Gesellschaft gefällig ge- wesen, und in ihrer Kutsche mit vier Pferden zu und von ihrer Base Leeson mitgefahren wäre, welche ein großes Verlangen hatte, wie sie selbst gehabt, eine so billig gepriesene Fräulein zu sprechen.
"Wie wird der Lord M. entzückt werden: "wenn er sie siehet, und seine Base nennen "kann!
"Wie glücklich wird sich die Lady Sarah "achten! - - Sie wird nunmehr den Verlust "ihrer lieben Tochter, worüber sie klaget, auf eine "beglückte Art ersetzet glauben.
Die
Fünfter Theil. O o
ſonen des ganzen Geſchlechtes ſeyn: ſonſt koͤnnte ſie nicht ſo hoch empfunden werden. Jnzwiſchen will ſie die Fraͤulein nicht eher verlaſſen, als bis dieſelbe mir vergiebt, und bis ſie unſere Vermaͤh- lung in geheim vollzogen ſiehet. Weil ſie aber ihres Onkels Vorſchlag billiget: ſo will ſie un- terdeſſen vor fremden Leuten mit ihr nicht an- ders umgehen, als wenn ſie ſchon meine Ge- mahlinn waͤre.
Stedmann, ihr Anwalt, mag nach Hamp- ſtead zu ihr kommen, ihren Willen wegen der Sache bey der Kanzeley zu vernehmen. Beyde wollen nicht eine Stunde, die ihnen gegoͤnnet werden kann, von der Geſellſchaft und Unterre- dung mit einer ſo lieben, ſo reizungsvollen neuen Anverwandtinn verlieren.
Es wuͤrde daher ſehr hart geweſen ſeyn, wenn ſie ihnen nicht mit ihrer Geſellſchaft gefaͤllig ge- weſen, und in ihrer Kutſche mit vier Pferden zu und von ihrer Baſe Leeſon mitgefahren waͤre, welche ein großes Verlangen hatte, wie ſie ſelbſt gehabt, eine ſo billig geprieſene Fraͤulein zu ſprechen.
„Wie wird der Lord M. entzuͤckt werden: „wenn er ſie ſiehet, und ſeine Baſe nennen „kann!
„Wie gluͤcklich wird ſich die Lady Sarah „achten! ‒ ‒ Sie wird nunmehr den Verluſt „ihrer lieben Tochter, woruͤber ſie klaget, auf eine „begluͤckte Art erſetzet glauben.
Die
Fuͤnfter Theil. O o
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ſonen des ganzen Geſchlechtes ſeyn: ſonſt koͤnnte
ſie nicht ſo hoch empfunden werden. Jnzwiſchen
will ſie die Fraͤulein nicht eher verlaſſen, als bis
dieſelbe mir vergiebt, und bis ſie unſere Vermaͤh-
lung in geheim vollzogen ſiehet. Weil ſie aber
ihres Onkels Vorſchlag billiget: ſo will ſie un-
terdeſſen vor fremden Leuten mit ihr nicht an-
ders umgehen, als wenn ſie ſchon meine Ge-
mahlinn waͤre.
Stedmann, ihr Anwalt, mag nach Hamp-
ſtead zu ihr kommen, ihren Willen wegen der
Sache bey der Kanzeley zu vernehmen. Beyde
wollen nicht eine Stunde, die ihnen gegoͤnnet
werden kann, von der Geſellſchaft und Unterre-
dung mit einer ſo lieben, ſo reizungsvollen neuen
Anverwandtinn verlieren.
Es wuͤrde daher ſehr hart geweſen ſeyn, wenn
ſie ihnen nicht mit ihrer Geſellſchaft gefaͤllig ge-
weſen, und in ihrer Kutſche mit vier Pferden zu
und von ihrer Baſe Leeſon mitgefahren waͤre,
welche ein großes Verlangen hatte, wie ſie ſelbſt
gehabt, eine ſo billig geprieſene Fraͤulein zu
ſprechen.
„Wie wird der Lord M. entzuͤckt werden:
„wenn er ſie ſiehet, und ſeine Baſe nennen
„kann!
„Wie gluͤcklich wird ſich die Lady Sarah
„achten! ‒ ‒ Sie wird nunmehr den Verluſt
„ihrer lieben Tochter, woruͤber ſie klaget, auf eine
„begluͤckte Art erſetzet glauben.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/583>, abgerufen am 23.11.2024.
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