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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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che mir zeigte, wie sie zu ihrer Erkenntniß kom-
men ist. - - Dorcas ward den ersten Augen-
blick, da sie ihr zu Gesichte kam, verrätherisch be-
funden.

Noch einmal, stellt euch vor, als wenn ich
meine reizende Schöne wäre. Nun sollt ihr vor
meinem forschenden Auge und meinem zwei-
felsvollen
Herzen stehen.

Das ist meine Geliebte!

Befleißigt euch auf das Ansehen in dem
Spiegel.

Schön! - - Vollkommen recht!

Jhre Gnaden, nun, Teufels!

Ganz gut, Base Charlotte, für eine junge
Fräulein vom Lande! - - So lange bis man
von den gewöhnlichen Weitläuftigkeiten im Um-
gange zur Vertraulichkeit kommt, könnet ihr
euch wohl immer tief neigen. Man muß nicht
den Verdacht von euch haben, daß ihr euer We-
sen, daß ihr in der Schule gelernet, schon verges-
sen habt.

Aber das ist zu tief, zu tief, Lady Elisabeth,
für eure Jahre und euren Stand. Der gemei-
ne Fehler bey eurem Geschlechte wird euch gefähr-
lich seyn. Sie wollen allzu lange jung seyn - -
Der Teufel besitzt euch alle, wenn ihr nach euren
Wünschen und eurer Eitelkeit von euch urthei-
let! Funfzig wird alsdenn niemals mehr als
funfzehn seyn.

O wie schwer ist ein anmuthreicher und
freyer Anstand, ein erhabnes Wesen, dessen man

sich



che mir zeigte, wie ſie zu ihrer Erkenntniß kom-
men iſt. ‒ ‒ Dorcas ward den erſten Augen-
blick, da ſie ihr zu Geſichte kam, verraͤtheriſch be-
funden.

Noch einmal, ſtellt euch vor, als wenn ich
meine reizende Schoͤne waͤre. Nun ſollt ihr vor
meinem forſchenden Auge und meinem zwei-
felsvollen
Herzen ſtehen.

Das iſt meine Geliebte!

Befleißigt euch auf das Anſehen in dem
Spiegel.

Schoͤn! ‒ ‒ Vollkommen recht!

Jhre Gnaden, nun, Teufels!

Ganz gut, Baſe Charlotte, fuͤr eine junge
Fraͤulein vom Lande! ‒ ‒ So lange bis man
von den gewoͤhnlichen Weitlaͤuftigkeiten im Um-
gange zur Vertraulichkeit kommt, koͤnnet ihr
euch wohl immer tief neigen. Man muß nicht
den Verdacht von euch haben, daß ihr euer We-
ſen, daß ihr in der Schule gelernet, ſchon vergeſ-
ſen habt.

Aber das iſt zu tief, zu tief, Lady Eliſabeth,
fuͤr eure Jahre und euren Stand. Der gemei-
ne Fehler bey eurem Geſchlechte wird euch gefaͤhr-
lich ſeyn. Sie wollen allzu lange jung ſeyn ‒ ‒
Der Teufel beſitzt euch alle, wenn ihr nach euren
Wuͤnſchen und eurer Eitelkeit von euch urthei-
let! Funfzig wird alsdenn niemals mehr als
funfzehn ſeyn.

O wie ſchwer iſt ein anmuthreicher und
freyer Anſtand, ein erhabnes Weſen, deſſen man

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[573/0579] che mir zeigte, wie ſie zu ihrer Erkenntniß kom- men iſt. ‒ ‒ Dorcas ward den erſten Augen- blick, da ſie ihr zu Geſichte kam, verraͤtheriſch be- funden. Noch einmal, ſtellt euch vor, als wenn ich meine reizende Schoͤne waͤre. Nun ſollt ihr vor meinem forſchenden Auge und meinem zwei- felsvollen Herzen ſtehen. Das iſt meine Geliebte! Befleißigt euch auf das Anſehen in dem Spiegel. Schoͤn! ‒ ‒ Vollkommen recht! Jhre Gnaden, nun, Teufels! Ganz gut, Baſe Charlotte, fuͤr eine junge Fraͤulein vom Lande! ‒ ‒ So lange bis man von den gewoͤhnlichen Weitlaͤuftigkeiten im Um- gange zur Vertraulichkeit kommt, koͤnnet ihr euch wohl immer tief neigen. Man muß nicht den Verdacht von euch haben, daß ihr euer We- ſen, daß ihr in der Schule gelernet, ſchon vergeſ- ſen habt. Aber das iſt zu tief, zu tief, Lady Eliſabeth, fuͤr eure Jahre und euren Stand. Der gemei- ne Fehler bey eurem Geſchlechte wird euch gefaͤhr- lich ſeyn. Sie wollen allzu lange jung ſeyn ‒ ‒ Der Teufel beſitzt euch alle, wenn ihr nach euren Wuͤnſchen und eurer Eitelkeit von euch urthei- let! Funfzig wird alsdenn niemals mehr als funfzehn ſeyn. O wie ſchwer iſt ein anmuthreicher und freyer Anſtand, ein erhabnes Weſen, deſſen man ſich

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/579>, abgerufen am 24.11.2024.