Es nach der Wappenkunst zu beschreiben: so findet man, wo ich mich nicht irre, im rothen Felde zwey güldne Schwerdter, welche als ein Andreas-Creutz gelegt sind; in dem andern Quar- tier, einen schwarzen Queerbalken zwischen dreyen güldnen Jägerhörnern; gülden müssen die Hörner seyn; an einer Stelle des Haupts von dem andern Quartier erstlich drey aufgerichtete Löwen - - Allein der Teufel hole sie mit ihren hieroglyphischen Bildern, würde ich sagen, wenn ich im Ernst zu heyrathen gesonnen wäre
Jch würde aber zu heyrathen gesonnen seyn: wofern mich nicht diese Betrachtung abhielte, daß, wenn ich einmal geheyrathet habe, ich auf Lebenszeit verheyrathet bin.
Das ist das Leidwesen dabey - - Könnte ein Mensch es so machen, wie die Vögel, und alle Valentins-Tage wechseln; gewiß eine von der Natur selbst festgesetzte Ordnung! denn die Vögel haben fürwahr den Verstand nicht, sich selbst zu fesseln, wie wir klugen Thoren uns gro- ße und feyerliche Mühe zu thun geben: so wür- de gar nichts daran seyn. Und was für herrli- che Tage hätten alsdenn theils die Rechtsge- lehrten, mit ihrem kund und zu wissen sey jedermann, und mit ihren Rechtshändeln über Wiederherstellung der Güter und eigenthümlicher Habe: theils die Pfarrer, mit ihren Freybrie- fen zu dem löblichen Verlangen ihrer Schutz- genossen, welche jährlich so, wie andere Freyhei- ten, zu erneuren seyn müßten?
Wäre
Es nach der Wappenkunſt zu beſchreiben: ſo findet man, wo ich mich nicht irre, im rothen Felde zwey guͤldne Schwerdter, welche als ein Andreas-Creutz gelegt ſind; in dem andern Quar- tier, einen ſchwarzen Queerbalken zwiſchen dreyen guͤldnen Jaͤgerhoͤrnern; guͤlden muͤſſen die Hoͤrner ſeyn; an einer Stelle des Haupts von dem andern Quartier erſtlich drey aufgerichtete Loͤwen ‒ ‒ Allein der Teufel hole ſie mit ihren hieroglyphiſchen Bildern, wuͤrde ich ſagen, wenn ich im Ernſt zu heyrathen geſonnen waͤre
Jch wuͤrde aber zu heyrathen geſonnen ſeyn: wofern mich nicht dieſe Betrachtung abhielte, daß, wenn ich einmal geheyrathet habe, ich auf Lebenszeit verheyrathet bin.
Das iſt das Leidweſen dabey ‒ ‒ Koͤnnte ein Menſch es ſo machen, wie die Voͤgel, und alle Valentins-Tage wechſeln; gewiß eine von der Natur ſelbſt feſtgeſetzte Ordnung! denn die Voͤgel haben fuͤrwahr den Verſtand nicht, ſich ſelbſt zu feſſeln, wie wir klugen Thoren uns gro- ße und feyerliche Muͤhe zu thun geben: ſo wuͤr- de gar nichts daran ſeyn. Und was fuͤr herrli- che Tage haͤtten alsdenn theils die Rechtsge- lehrten, mit ihrem kund und zu wiſſen ſey jedermann, und mit ihren Rechtshaͤndeln uͤber Wiederherſtellung der Guͤter und eigenthuͤmlicher Habe: theils die Pfarrer, mit ihren Freybrie- fen zu dem loͤblichen Verlangen ihrer Schutz- genoſſen, welche jaͤhrlich ſo, wie andere Freyhei- ten, zu erneuren ſeyn muͤßten?
Waͤre
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0565"n="559"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Es nach der Wappenkunſt zu beſchreiben:<lb/>ſo findet man, wo ich mich nicht irre, im rothen<lb/>
Felde zwey guͤldne Schwerdter, welche als ein<lb/>
Andreas-Creutz gelegt ſind; in dem andern Quar-<lb/>
tier, einen ſchwarzen Queerbalken zwiſchen dreyen<lb/>
guͤldnen Jaͤgerhoͤrnern; <hirendition="#fr">guͤlden muͤſſen die<lb/>
Hoͤrner ſeyn;</hi> an einer Stelle des Haupts von<lb/>
dem andern Quartier erſtlich drey aufgerichtete<lb/>
Loͤwen ‒‒ Allein der Teufel hole ſie mit ihren<lb/>
hieroglyphiſchen Bildern, wuͤrde ich ſagen, wenn<lb/>
ich im Ernſt zu heyrathen geſonnen waͤre</p><lb/><p>Jch wuͤrde aber zu heyrathen geſonnen ſeyn:<lb/>
wofern mich nicht dieſe Betrachtung abhielte,<lb/>
daß, wenn ich einmal geheyrathet habe, ich auf<lb/>
Lebenszeit verheyrathet bin.</p><lb/><p>Das iſt das Leidweſen dabey ‒‒ Koͤnnte ein<lb/>
Menſch es ſo machen, wie die Voͤgel, und alle<lb/>
Valentins-Tage wechſeln; gewiß eine <hirendition="#fr">von der<lb/>
Natur ſelbſt</hi> feſtgeſetzte Ordnung! denn die<lb/>
Voͤgel haben fuͤrwahr den <hirendition="#fr">Verſtand</hi> nicht, ſich<lb/>ſelbſt zu feſſeln, wie wir klugen Thoren uns gro-<lb/>
ße und feyerliche Muͤhe zu thun geben: ſo wuͤr-<lb/>
de gar nichts daran ſeyn. Und was fuͤr herrli-<lb/>
che Tage haͤtten alsdenn theils die <hirendition="#fr">Rechtsge-<lb/>
lehrten,</hi> mit ihrem <hirendition="#fr">kund und zu wiſſen ſey<lb/>
jedermann,</hi> und mit ihren Rechtshaͤndeln uͤber<lb/>
Wiederherſtellung der Guͤter und eigenthuͤmlicher<lb/>
Habe: theils die <hirendition="#fr">Pfarrer,</hi> mit ihren Freybrie-<lb/>
fen zu dem <hirendition="#fr">loͤblichen Verlangen</hi> ihrer Schutz-<lb/>
genoſſen, welche jaͤhrlich ſo, wie andere Freyhei-<lb/>
ten, zu erneuren ſeyn muͤßten?</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Waͤre</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[559/0565]
Es nach der Wappenkunſt zu beſchreiben:
ſo findet man, wo ich mich nicht irre, im rothen
Felde zwey guͤldne Schwerdter, welche als ein
Andreas-Creutz gelegt ſind; in dem andern Quar-
tier, einen ſchwarzen Queerbalken zwiſchen dreyen
guͤldnen Jaͤgerhoͤrnern; guͤlden muͤſſen die
Hoͤrner ſeyn; an einer Stelle des Haupts von
dem andern Quartier erſtlich drey aufgerichtete
Loͤwen ‒ ‒ Allein der Teufel hole ſie mit ihren
hieroglyphiſchen Bildern, wuͤrde ich ſagen, wenn
ich im Ernſt zu heyrathen geſonnen waͤre
Jch wuͤrde aber zu heyrathen geſonnen ſeyn:
wofern mich nicht dieſe Betrachtung abhielte,
daß, wenn ich einmal geheyrathet habe, ich auf
Lebenszeit verheyrathet bin.
Das iſt das Leidweſen dabey ‒ ‒ Koͤnnte ein
Menſch es ſo machen, wie die Voͤgel, und alle
Valentins-Tage wechſeln; gewiß eine von der
Natur ſelbſt feſtgeſetzte Ordnung! denn die
Voͤgel haben fuͤrwahr den Verſtand nicht, ſich
ſelbſt zu feſſeln, wie wir klugen Thoren uns gro-
ße und feyerliche Muͤhe zu thun geben: ſo wuͤr-
de gar nichts daran ſeyn. Und was fuͤr herrli-
che Tage haͤtten alsdenn theils die Rechtsge-
lehrten, mit ihrem kund und zu wiſſen ſey
jedermann, und mit ihren Rechtshaͤndeln uͤber
Wiederherſtellung der Guͤter und eigenthuͤmlicher
Habe: theils die Pfarrer, mit ihren Freybrie-
fen zu dem loͤblichen Verlangen ihrer Schutz-
genoſſen, welche jaͤhrlich ſo, wie andere Freyhei-
ten, zu erneuren ſeyn muͤßten?
Waͤre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/565>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.