Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



sie sich auch selbst, eine Person für die andere, in
dem romanenmäßigen Eifer ihrer Freundschaft an-
böte, um ihre Freundinn zu retten: so würde ich es
nicht eingehen; weil das liebe Kind gegen jene nur
der Mond ist.

Sie danket dem Himmel, daß ihre Freundinn
ihren Brief vom 7ten bekommen hat. Es ist uns
allen lieb. Sie muß auch mir danken. Allein ich
will itzo ihren Dank nicht fordern.

Wenn sie sich aber freuet, daß der Brief sicher
gegangen ist: rufet sie denn nicht in der That Ra-
che über sich und erwartet Rache? - - Alles zu sei-
ner Zeit, Fräulein Howe. Wenn machst du dich
auf den Weg, meine Liebe, nach der Jnsel Wight.

Jch will itzo mit der Bitte beschließen, daß du
einen Auszug von denen giftigen Ausdrückungen
machest, womit der eingeschlossene Brief angefüllet
ist. Vermuthest du nur alsdenn, daß ich mir auch
einen gemacht, und alle Blumen von eben der Art,
welche in den vorigen Briefen dieses übermüthigen
Mägdchens, und in dem von der Fräulein Harlowe
bey ihrer Flucht für mich zurückgelassenen Schrei-
ben stehen, gesammlet und hinzugethan habe: so
wirst du gewiß gedenken, daß ich genug gereizet sey,
alles zu rechtfertigen, was ich gegen die eine oder
die andere vornehmen werde.

Schicke mir den Einschluß augenblicklich zu-
rück, wenn du ihn gelesen hast.



Der



ſie ſich auch ſelbſt, eine Perſon fuͤr die andere, in
dem romanenmaͤßigen Eifer ihrer Freundſchaft an-
boͤte, um ihre Freundinn zu retten: ſo wuͤrde ich es
nicht eingehen; weil das liebe Kind gegen jene nur
der Mond iſt.

Sie danket dem Himmel, daß ihre Freundinn
ihren Brief vom 7ten bekommen hat. Es iſt uns
allen lieb. Sie muß auch mir danken. Allein ich
will itzo ihren Dank nicht fordern.

Wenn ſie ſich aber freuet, daß der Brief ſicher
gegangen iſt: rufet ſie denn nicht in der That Ra-
che uͤber ſich und erwartet Rache? ‒ ‒ Alles zu ſei-
ner Zeit, Fraͤulein Howe. Wenn machſt du dich
auf den Weg, meine Liebe, nach der Jnſel Wight.

Jch will itzo mit der Bitte beſchließen, daß du
einen Auszug von denen giftigen Ausdruͤckungen
macheſt, womit der eingeſchloſſene Brief angefuͤllet
iſt. Vermutheſt du nur alsdenn, daß ich mir auch
einen gemacht, und alle Blumen von eben der Art,
welche in den vorigen Briefen dieſes uͤbermuͤthigen
Maͤgdchens, und in dem von der Fraͤulein Harlowe
bey ihrer Flucht fuͤr mich zuruͤckgelaſſenen Schrei-
ben ſtehen, geſammlet und hinzugethan habe: ſo
wirſt du gewiß gedenken, daß ich genug gereizet ſey,
alles zu rechtfertigen, was ich gegen die eine oder
die andere vornehmen werde.

Schicke mir den Einſchluß augenblicklich zu-
ruͤck, wenn du ihn geleſen haſt.



Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0547" n="541"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich auch &#x017F;elb&#x017F;t, eine Per&#x017F;on fu&#x0364;r die andere, in<lb/>
dem romanenma&#x0364;ßigen Eifer ihrer Freund&#x017F;chaft an-<lb/>
bo&#x0364;te, um ihre Freundinn zu retten: &#x017F;o wu&#x0364;rde ich es<lb/>
nicht eingehen; weil das liebe Kind gegen jene nur<lb/>
der Mond i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Sie danket dem Himmel, daß ihre Freundinn<lb/>
ihren Brief vom 7ten bekommen hat. Es i&#x017F;t uns<lb/>
allen lieb. Sie muß auch mir danken. Allein ich<lb/>
will itzo ihren Dank nicht fordern.</p><lb/>
          <p>Wenn &#x017F;ie &#x017F;ich aber freuet, daß der Brief &#x017F;icher<lb/>
gegangen i&#x017F;t: rufet &#x017F;ie denn nicht in der That Ra-<lb/>
che u&#x0364;ber &#x017F;ich und erwartet Rache? &#x2012; &#x2012; Alles zu &#x017F;ei-<lb/>
ner Zeit, Fra&#x0364;ulein Howe. Wenn mach&#x017F;t du dich<lb/>
auf den Weg, meine Liebe, nach der Jn&#x017F;el Wight.</p><lb/>
          <p>Jch will itzo mit der Bitte be&#x017F;chließen, daß du<lb/>
einen <hi rendition="#fr">Auszug</hi> von denen giftigen Ausdru&#x0364;ckungen<lb/>
mache&#x017F;t, womit der einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Brief angefu&#x0364;llet<lb/>
i&#x017F;t. Vermuthe&#x017F;t du nur alsdenn, daß ich mir auch<lb/>
einen gemacht, und alle Blumen von eben der Art,<lb/>
welche in den vorigen Briefen die&#x017F;es u&#x0364;bermu&#x0364;thigen<lb/>
Ma&#x0364;gdchens, und in dem von der Fra&#x0364;ulein Harlowe<lb/>
bey ihrer Flucht fu&#x0364;r mich zuru&#x0364;ckgela&#x017F;&#x017F;enen Schrei-<lb/>
ben &#x017F;tehen, ge&#x017F;ammlet und hinzugethan habe: &#x017F;o<lb/>
wir&#x017F;t du gewiß gedenken, daß ich genug gereizet &#x017F;ey,<lb/>
alles zu rechtfertigen, was ich gegen die eine oder<lb/>
die andere vornehmen werde.</p><lb/>
          <p>Schicke mir den Ein&#x017F;chluß augenblicklich zu-<lb/>
ru&#x0364;ck, wenn du ihn gele&#x017F;en ha&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[541/0547] ſie ſich auch ſelbſt, eine Perſon fuͤr die andere, in dem romanenmaͤßigen Eifer ihrer Freundſchaft an- boͤte, um ihre Freundinn zu retten: ſo wuͤrde ich es nicht eingehen; weil das liebe Kind gegen jene nur der Mond iſt. Sie danket dem Himmel, daß ihre Freundinn ihren Brief vom 7ten bekommen hat. Es iſt uns allen lieb. Sie muß auch mir danken. Allein ich will itzo ihren Dank nicht fordern. Wenn ſie ſich aber freuet, daß der Brief ſicher gegangen iſt: rufet ſie denn nicht in der That Ra- che uͤber ſich und erwartet Rache? ‒ ‒ Alles zu ſei- ner Zeit, Fraͤulein Howe. Wenn machſt du dich auf den Weg, meine Liebe, nach der Jnſel Wight. Jch will itzo mit der Bitte beſchließen, daß du einen Auszug von denen giftigen Ausdruͤckungen macheſt, womit der eingeſchloſſene Brief angefuͤllet iſt. Vermutheſt du nur alsdenn, daß ich mir auch einen gemacht, und alle Blumen von eben der Art, welche in den vorigen Briefen dieſes uͤbermuͤthigen Maͤgdchens, und in dem von der Fraͤulein Harlowe bey ihrer Flucht fuͤr mich zuruͤckgelaſſenen Schrei- ben ſtehen, geſammlet und hinzugethan habe: ſo wirſt du gewiß gedenken, daß ich genug gereizet ſey, alles zu rechtfertigen, was ich gegen die eine oder die andere vornehmen werde. Schicke mir den Einſchluß augenblicklich zu- ruͤck, wenn du ihn geleſen haſt. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/547
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/547>, abgerufen am 16.07.2024.