würde sich mein Herz um das liebe Kind quälen, wenn es heran wüchse; da eine Klugheit und Vorsicht, welche in Frauenzimmern ihres glei- chen nicht hat, in Jhnen nicht Schutz genug für diejenige Schönheit gewesen ist, die so viele Bewunderer nach sich gezogen hatte, als Augen waren, welche sie gesehen! - - Wie wenig wür- de ich mich über die Gewalt der grausamen Krankheit, wie man sie nennet, betrüben, die oft in den schönsten Gesichtern die größten Spuren ihrer Wuth zurücklässet.
Sonnabends, Nachmittags.
Jch habe eben die Frau Townsend verlas- sen (*). Jch dachte, Sie hätten dieselbe einmal bey mir gesehen: aber sie sagt, daß sie niemals die Ehre gehabt hätte, Jhnen von Person be- kannt zu werden. Sie hat ein männliches Herze. Sie kennet die Welt. Da ihre beyden Brüder in der Stadt sind: so ist sie versichert, daß sie diese bereden kann, sich einer so guten Sa- che anzunehmen, und im Stande seyn wird, wenn es nöthig seyn sollte, das Volk von ih- ren beyden Schiffen zu meiner Freundinn Diensten zu verschaffen.
Willigen Sie darein, meine Wertheste: so soll der scheusliche Bösewicht für alle seine Schandthaten wenigstens mit gebrochnen Bei- nen bezahlet werden.
Das
(*) Von dem, was die Frau Townsend angehet, sie- he Th. IV. S. 159. u. f.
wuͤrde ſich mein Herz um das liebe Kind quaͤlen, wenn es heran wuͤchſe; da eine Klugheit und Vorſicht, welche in Frauenzimmern ihres glei- chen nicht hat, in Jhnen nicht Schutz genug fuͤr diejenige Schoͤnheit geweſen iſt, die ſo viele Bewunderer nach ſich gezogen hatte, als Augen waren, welche ſie geſehen! ‒ ‒ Wie wenig wuͤr- de ich mich uͤber die Gewalt der grauſamen Krankheit, wie man ſie nennet, betruͤben, die oft in den ſchoͤnſten Geſichtern die groͤßten Spuren ihrer Wuth zuruͤcklaͤſſet.
Sonnabends, Nachmittags.
Jch habe eben die Frau Townſend verlaſ- ſen (*). Jch dachte, Sie haͤtten dieſelbe einmal bey mir geſehen: aber ſie ſagt, daß ſie niemals die Ehre gehabt haͤtte, Jhnen von Perſon be- kannt zu werden. Sie hat ein maͤnnliches Herze. Sie kennet die Welt. Da ihre beyden Bruͤder in der Stadt ſind: ſo iſt ſie verſichert, daß ſie dieſe bereden kann, ſich einer ſo guten Sa- che anzunehmen, und im Stande ſeyn wird, wenn es noͤthig ſeyn ſollte, das Volk von ih- ren beyden Schiffen zu meiner Freundinn Dienſten zu verſchaffen.
Willigen Sie darein, meine Wertheſte: ſo ſoll der ſcheusliche Boͤſewicht fuͤr alle ſeine Schandthaten wenigſtens mit gebrochnen Bei- nen bezahlet werden.
Das
(*) Von dem, was die Frau Townſend angehet, ſie- he Th. IV. S. 159. u. f.
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fuͤr diejenige Schoͤnheit geweſen iſt, die ſo viele
Bewunderer nach ſich gezogen hatte, als Augen
waren, welche ſie geſehen! ‒ ‒ Wie wenig wuͤr-
de ich mich uͤber die Gewalt der grauſamen
Krankheit, wie man ſie nennet, betruͤben, die oft
in den ſchoͤnſten Geſichtern die groͤßten Spuren
ihrer Wuth zuruͤcklaͤſſet.
Sonnabends, Nachmittags.
Jch habe eben die Frau Townſend verlaſ-
ſen (*). Jch dachte, Sie haͤtten dieſelbe einmal
bey mir geſehen: aber ſie ſagt, daß ſie niemals
die Ehre gehabt haͤtte, Jhnen von Perſon be-
kannt zu werden. Sie hat ein maͤnnliches
Herze. Sie kennet die Welt. Da ihre beyden
Bruͤder in der Stadt ſind: ſo iſt ſie verſichert,
daß ſie dieſe bereden kann, ſich einer ſo guten Sa-
che anzunehmen, und im Stande ſeyn wird,
wenn es noͤthig ſeyn ſollte, das Volk von ih-
ren beyden Schiffen zu meiner Freundinn
Dienſten zu verſchaffen.
Willigen Sie darein, meine Wertheſte: ſo
ſoll der ſcheusliche Boͤſewicht fuͤr alle ſeine
Schandthaten wenigſtens mit gebrochnen Bei-
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Das
(*) Von dem, was die Frau Townſend angehet, ſie-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/528>, abgerufen am 23.11.2024.
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