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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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seyn. Und eben so wunderbar kommt es mir vor,
daß Sie im Stande gewesen sind, damals, als er
Jhnen unter so bedenklichen und für ihn so vor-
theilhaften Umständen, in einem so scheuslichen
Hause, über den Hals gekommen war, der Ent-
ehrung zu entgehen
und hernach von einer sol-
chen höllischen Rotte zu entkommen.

Jch habe Jhnen in meinem langen Briefe,
vom verwichenen Mittwochen und Donnerstage,
Gründe an die Hand gegeben, warum sie billig
in den scheinbaren Tomlinson ein Mistrauen se-
tzen müssen. Der Mensch, meine Liebste, muß
ein stattlicher Betrüger seyn. O daß doch ein
Blitz vom Himmel den gottlosen Kerl ver-
zehrte, der ihn, und die übrigen von seiner
gewissenlosen Rotte in Bewegung gebracht
hat, damit sie die vollkommenste Tugend
zu Grunde zu richten suchen sollen.
Der
Himmel sey gepriesen! Sie sind allen ihren
Stricken entgangen und nunmehr außer Ge-
fahr
- - Daher will ich Sie itzo nicht mit de-
nen Umständen beunruhigen, die ich weiter von
dieser abscheulichen Betrügerey gesammlet habe.

Aus eben der Ursache verschweige ich Jhnen
auch einige neue Historien von dem scheusli-
chen Kerl selbst,
die mir zu Ohren gekommen
sind. Eine insonderheit ist so anstößig! - -
Jn Wahrheit, meine wertheste Freundinn, der
Kerl ist ein Teufel.

Die ganze Geschichte von der Fr. Fretchville
und ihrem Hause trage ich gleichfalls kein Be-

denken



ſeyn. Und eben ſo wunderbar kommt es mir vor,
daß Sie im Stande geweſen ſind, damals, als er
Jhnen unter ſo bedenklichen und fuͤr ihn ſo vor-
theilhaften Umſtaͤnden, in einem ſo ſcheuslichen
Hauſe, uͤber den Hals gekommen war, der Ent-
ehrung zu entgehen
und hernach von einer ſol-
chen hoͤlliſchen Rotte zu entkommen.

Jch habe Jhnen in meinem langen Briefe,
vom verwichenen Mittwochen und Donnerſtage,
Gruͤnde an die Hand gegeben, warum ſie billig
in den ſcheinbaren Tomlinſon ein Mistrauen ſe-
tzen muͤſſen. Der Menſch, meine Liebſte, muß
ein ſtattlicher Betruͤger ſeyn. O daß doch ein
Blitz vom Himmel den gottloſen Kerl ver-
zehrte, der ihn, und die uͤbrigen von ſeiner
gewiſſenloſen Rotte in Bewegung gebracht
hat, damit ſie die vollkommenſte Tugend
zu Grunde zu richten ſuchen ſollen.
Der
Himmel ſey geprieſen! Sie ſind allen ihren
Stricken entgangen und nunmehr außer Ge-
fahr
‒ ‒ Daher will ich Sie itzo nicht mit de-
nen Umſtaͤnden beunruhigen, die ich weiter von
dieſer abſcheulichen Betruͤgerey geſammlet habe.

Aus eben der Urſache verſchweige ich Jhnen
auch einige neue Hiſtorien von dem ſcheusli-
chen Kerl ſelbſt,
die mir zu Ohren gekommen
ſind. Eine inſonderheit iſt ſo anſtoͤßig! ‒ ‒
Jn Wahrheit, meine wertheſte Freundinn, der
Kerl iſt ein Teufel.

Die ganze Geſchichte von der Fr. Fretchville
und ihrem Hauſe trage ich gleichfalls kein Be-

denken
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[520/0526] ſeyn. Und eben ſo wunderbar kommt es mir vor, daß Sie im Stande geweſen ſind, damals, als er Jhnen unter ſo bedenklichen und fuͤr ihn ſo vor- theilhaften Umſtaͤnden, in einem ſo ſcheuslichen Hauſe, uͤber den Hals gekommen war, der Ent- ehrung zu entgehen und hernach von einer ſol- chen hoͤlliſchen Rotte zu entkommen. Jch habe Jhnen in meinem langen Briefe, vom verwichenen Mittwochen und Donnerſtage, Gruͤnde an die Hand gegeben, warum ſie billig in den ſcheinbaren Tomlinſon ein Mistrauen ſe- tzen muͤſſen. Der Menſch, meine Liebſte, muß ein ſtattlicher Betruͤger ſeyn. O daß doch ein Blitz vom Himmel den gottloſen Kerl ver- zehrte, der ihn, und die uͤbrigen von ſeiner gewiſſenloſen Rotte in Bewegung gebracht hat, damit ſie die vollkommenſte Tugend zu Grunde zu richten ſuchen ſollen. Der Himmel ſey geprieſen! Sie ſind allen ihren Stricken entgangen und nunmehr außer Ge- fahr ‒ ‒ Daher will ich Sie itzo nicht mit de- nen Umſtaͤnden beunruhigen, die ich weiter von dieſer abſcheulichen Betruͤgerey geſammlet habe. Aus eben der Urſache verſchweige ich Jhnen auch einige neue Hiſtorien von dem ſcheusli- chen Kerl ſelbſt, die mir zu Ohren gekommen ſind. Eine inſonderheit iſt ſo anſtoͤßig! ‒ ‒ Jn Wahrheit, meine wertheſte Freundinn, der Kerl iſt ein Teufel. Die ganze Geſchichte von der Fr. Fretchville und ihrem Hauſe trage ich gleichfalls kein Be- denken

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/526>, abgerufen am 23.11.2024.