Der Kerl. Es thut mir leid, Madame, vergünnen sie, daß ich sie nicht wohl zu seyn finde.
Witw. Was bringt ihr mir gutes, mein Freund?
Der Kerl. Sie sind doch Fr. Harriot Lucas, soll ich denken, Madame?
Witw. Ja. Kommt ihr von der Fräulein Howe?
Der Kerl. Das thue ich, Madame.
Witw. Weißt du meinen rechten Namen, Freund?
Der Kerl. Jch kann'n wohl so was rathen. Aber das ist mir nicht zu bestellen gesagt.
Witw. Was ist denn dein Gewerbe? Jch hoffe doch, daß sich Fräulein Howe wohl be- findet.
Der Kerl. Ja, Madame, vüllig wohl, Gott sey Dank. Jch wollte, daß sie sich auch so be- funden.
Witw. Jch habe allzu vielen Kummer, daß ich mich wohl befinden könnte.
Der Kerl. So denk ich, hab ich sagen ge- hurt.
Witw. Der Kopf thut mir so erschrecklich wehe, daß ich ihn nicht in die Höhe halten kann. Jch bitte euch, sagt mir euer Gewerbe.
Der Kerl. Ja, wenus das alle ist, mein Gewerbe ist bald vernummen. Es ist nur, die- sen Brief in ihre selbst eigne Hände besunders zu geben. - - Hier ist er.
Witw.
Der Kerl. Es thut mir leid, Madame, verguͤnnen ſie, daß ich ſie nicht wohl zu ſeyn finde.
Witw. Was bringt ihr mir gutes, mein Freund?
Der Kerl. Sie ſind doch Fr. Harriot Lucas, ſoll ich denken, Madame?
Witw. Ja. Kommt ihr von der Fraͤulein Howe?
Der Kerl. Das thue ich, Madame.
Witw. Weißt du meinen rechten Namen, Freund?
Der Kerl. Jch kann’n wohl ſo was rathen. Aber das iſt mir nicht zu beſtellen geſagt.
Witw. Was iſt denn dein Gewerbe? Jch hoffe doch, daß ſich Fraͤulein Howe wohl be- findet.
Der Kerl. Ja, Madame, vuͤllig wohl, Gott ſey Dank. Jch wollte, daß ſie ſich auch ſo be- funden.
Witw. Jch habe allzu vielen Kummer, daß ich mich wohl befinden koͤnnte.
Der Kerl. So denk ich, hab ich ſagen ge- hurt.
Witw. Der Kopf thut mir ſo erſchrecklich wehe, daß ich ihn nicht in die Hoͤhe halten kann. Jch bitte euch, ſagt mir euer Gewerbe.
Der Kerl. Ja, wenus das alle iſt, mein Gewerbe iſt bald vernummen. Es iſt nur, die- ſen Brief in ihre ſelbſt eigne Haͤnde beſunders zu geben. ‒ ‒ Hier iſt er.
Witw.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0516"n="510"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#fr">Der Kerl.</hi> Es thut mir leid, Madame,<lb/>
verguͤnnen ſie, daß ich ſie nicht wohl zu ſeyn<lb/>
finde.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Witw.</hi> Was bringt ihr mir gutes, mein<lb/>
Freund?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Kerl.</hi> Sie ſind doch Fr. Harriot Lucas,<lb/>ſoll ich denken, Madame?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Witw.</hi> Ja. Kommt ihr von der Fraͤulein<lb/>
Howe?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Kerl.</hi> Das thue ich, Madame.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Witw.</hi> Weißt du meinen rechten Namen,<lb/>
Freund?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Kerl.</hi> Jch kann’n wohl ſo was rathen.<lb/>
Aber das iſt mir nicht zu beſtellen geſagt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Witw.</hi> Was <hirendition="#fr">iſt</hi> denn dein Gewerbe? Jch<lb/>
hoffe doch, daß ſich Fraͤulein Howe wohl be-<lb/>
findet.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Kerl.</hi> Ja, Madame, vuͤllig wohl, Gott<lb/>ſey Dank. Jch wollte, daß ſie ſich auch ſo be-<lb/>
funden.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Witw.</hi> Jch habe allzu vielen Kummer, daß<lb/>
ich mich wohl befinden koͤnnte.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Kerl.</hi> So denk ich, hab ich ſagen <hirendition="#fr">ge-<lb/>
hurt.</hi></p><lb/><p><hirendition="#fr">Witw.</hi> Der Kopf thut mir ſo erſchrecklich<lb/>
wehe, daß ich ihn nicht in die Hoͤhe halten kann.<lb/>
Jch bitte euch, ſagt mir euer Gewerbe.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Kerl.</hi> Ja, wenus das alle iſt, mein<lb/>
Gewerbe iſt bald vernummen. Es iſt nur, die-<lb/>ſen Brief in ihre ſelbſt eigne Haͤnde <hirendition="#fr">beſunders</hi><lb/>
zu geben. ‒‒ Hier iſt er.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Witw.</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[510/0516]
Der Kerl. Es thut mir leid, Madame,
verguͤnnen ſie, daß ich ſie nicht wohl zu ſeyn
finde.
Witw. Was bringt ihr mir gutes, mein
Freund?
Der Kerl. Sie ſind doch Fr. Harriot Lucas,
ſoll ich denken, Madame?
Witw. Ja. Kommt ihr von der Fraͤulein
Howe?
Der Kerl. Das thue ich, Madame.
Witw. Weißt du meinen rechten Namen,
Freund?
Der Kerl. Jch kann’n wohl ſo was rathen.
Aber das iſt mir nicht zu beſtellen geſagt.
Witw. Was iſt denn dein Gewerbe? Jch
hoffe doch, daß ſich Fraͤulein Howe wohl be-
findet.
Der Kerl. Ja, Madame, vuͤllig wohl, Gott
ſey Dank. Jch wollte, daß ſie ſich auch ſo be-
funden.
Witw. Jch habe allzu vielen Kummer, daß
ich mich wohl befinden koͤnnte.
Der Kerl. So denk ich, hab ich ſagen ge-
hurt.
Witw. Der Kopf thut mir ſo erſchrecklich
wehe, daß ich ihn nicht in die Hoͤhe halten kann.
Jch bitte euch, ſagt mir euer Gewerbe.
Der Kerl. Ja, wenus das alle iſt, mein
Gewerbe iſt bald vernummen. Es iſt nur, die-
ſen Brief in ihre ſelbſt eigne Haͤnde beſunders
zu geben. ‒ ‒ Hier iſt er.
Witw.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/516>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.