Hernach bat ich sie, mir nach der Mittagsmahl- zeit noch einen Spatziergang mit ihr in dem Gar- ten zu vergönnen. Allein sie wollte wieder in die Kirche gehen. O wie viel Ursache habe ich, froh zu seyn, daß sie das that!
Meine würdige Freundinn, Fr. Bevis, hiel- te eine Predigt, die wohl beobachtet wäre, auf einen Tag für hinlänglich. Daher blieb sie zu Hause, mir Gesellschaft zu leisten.
Die Fräulein und Fr. Moore waren kaum eine Viertelstunde weg: so kam ein junger Bauerkerl zu Pferde an die Thür und frug nach Fr. Harrior Lucas. Die Witwe und ich hat- ten uns noch nicht entschlossen, wie wir uns ein- ander unterhalten wollten, und waren in dem Saal nahe bey der Thüre. Da ich den Kerl nachfragen hörte: waren meine ersten Worte, O meine liebe Frau Bevis, ich bin verlohren, auf ewig verlohren, wo sie mir nicht aushelfen! - - denn hier ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Bote von der unversöhnlichen Fräulein Howe mit einem Briefe, der alles zernichten kann, was wir ausgerichtet haben, wo er der Fr. Lovelace zu Händen kommt.
Was wollen sie haben, war ihre Antwort, daß ich thun soll?
Rufen sie den Augenblick die Magd, daß ich ihr sagen könne, wie sie sich zu verhalten hat. Wenn es so ist, wie ich mir einbilde: so sollen sie alsdenn von mir hören, was sie thun sollen.
Die
Hernach bat ich ſie, mir nach der Mittagsmahl- zeit noch einen Spatziergang mit ihr in dem Gar- ten zu vergoͤnnen. Allein ſie wollte wieder in die Kirche gehen. O wie viel Urſache habe ich, froh zu ſeyn, daß ſie das that!
Meine wuͤrdige Freundinn, Fr. Bevis, hiel- te eine Predigt, die wohl beobachtet waͤre, auf einen Tag fuͤr hinlaͤnglich. Daher blieb ſie zu Hauſe, mir Geſellſchaft zu leiſten.
Die Fraͤulein und Fr. Moore waren kaum eine Viertelſtunde weg: ſo kam ein junger Bauerkerl zu Pferde an die Thuͤr und frug nach Fr. Harrior Lucas. Die Witwe und ich hat- ten uns noch nicht entſchloſſen, wie wir uns ein- ander unterhalten wollten, und waren in dem Saal nahe bey der Thuͤre. Da ich den Kerl nachfragen hoͤrte: waren meine erſten Worte, O meine liebe Frau Bevis, ich bin verlohren, auf ewig verlohren, wo ſie mir nicht aushelfen! ‒ ‒ denn hier iſt aller Wahrſcheinlichkeit nach ein Bote von der unverſoͤhnlichen Fraͤulein Howe mit einem Briefe, der alles zernichten kann, was wir ausgerichtet haben, wo er der Fr. Lovelace zu Haͤnden kommt.
Was wollen ſie haben, war ihre Antwort, daß ich thun ſoll?
Rufen ſie den Augenblick die Magd, daß ich ihr ſagen koͤnne, wie ſie ſich zu verhalten hat. Wenn es ſo iſt, wie ich mir einbilde: ſo ſollen ſie alsdenn von mir hoͤren, was ſie thun ſollen.
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Hernach bat ich ſie, mir nach der Mittagsmahl-
zeit noch einen Spatziergang mit ihr in dem Gar-
ten zu vergoͤnnen. Allein ſie wollte wieder in
die Kirche gehen. O wie viel Urſache habe ich,
froh zu ſeyn, daß ſie das that!
Meine wuͤrdige Freundinn, Fr. Bevis, hiel-
te eine Predigt, die wohl beobachtet waͤre, auf
einen Tag fuͤr hinlaͤnglich. Daher blieb ſie zu
Hauſe, mir Geſellſchaft zu leiſten.
Die Fraͤulein und Fr. Moore waren kaum
eine Viertelſtunde weg: ſo kam ein junger
Bauerkerl zu Pferde an die Thuͤr und frug nach
Fr. Harrior Lucas. Die Witwe und ich hat-
ten uns noch nicht entſchloſſen, wie wir uns ein-
ander unterhalten wollten, und waren in dem
Saal nahe bey der Thuͤre. Da ich den Kerl
nachfragen hoͤrte: waren meine erſten Worte,
O meine liebe Frau Bevis, ich bin verlohren,
auf ewig verlohren, wo ſie mir nicht aushelfen!
‒ ‒ denn hier iſt aller Wahrſcheinlichkeit nach ein
Bote von der unverſoͤhnlichen Fraͤulein Howe
mit einem Briefe, der alles zernichten kann, was
wir ausgerichtet haben, wo er der Fr. Lovelace zu
Haͤnden kommt.
Was wollen ſie haben, war ihre Antwort,
daß ich thun ſoll?
Rufen ſie den Augenblick die Magd, daß ich
ihr ſagen koͤnne, wie ſie ſich zu verhalten hat.
Wenn es ſo iſt, wie ich mir einbilde: ſo ſollen ſie
alsdenn von mir hoͤren, was ſie thun ſollen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/512>, abgerufen am 24.11.2024.
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