endlich niedrigern Gemüthsart, die sie mir vor- wirft, nicht ertragen - - Aber warum will sie sich von mir reißen, wenn gute Entschließungen bey mir Platz nehmen? - - Sie will das Eisen nicht schmieden, wenn es heiß ist! - O warum will sie das weiche Wachs erst hart werden lassen?
Wir waren nur einige Schritte nach dem Hause zu gegangen, als uns die unverschämten Weibsleute entgegen kamen, mit der Nachricht, daß das Frühstück bereit wäre. Jch konnte nichts mehr thun, als sie mit aufgehabenen Hän- den bitten, mir zu einer neuen Unterredung nach dem Frühstücke Hoffnung zu machen.
Nein: sie wollte in die Kirche gehen.
So ging sie in das Haus hinein und gerades Weges die Treppen hinauf. Sie wollte mir auch nicht einmal die Gefälligkeit erweisen, mir bey dem Thee ihre Gesellschaft zu gönnen.
Jch erklärte mich gegen die Fr. Moore, lie- ber von dem Tische und aus dem Saale selbst weg- zugehen, als daß sich die Fräulein ausschließen oder die beyden Witwen ihrer Gesellschaft berau- ben sollte.
Das wäre die Sache eigentlich nicht, sprach die Fräulein zu der Frau Moore. Sie hätte mit sich zu streiten gehabt, ihren Unwillen niederzu- halten. Es hätte sie einige Mühe gekostet. Sie möchte sich gern wieder fassen, in Hoffnung, aus dem Gottesdienste, dem sie beywohnen wollte, ge- segnete Vortheile zu ziehen.
Frau
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endlich niedrigern Gemuͤthsart, die ſie mir vor- wirft, nicht ertragen ‒ ‒ Aber warum will ſie ſich von mir reißen, wenn gute Entſchließungen bey mir Platz nehmen? ‒ ‒ Sie will das Eiſen nicht ſchmieden, wenn es heiß iſt! ‒ O warum will ſie das weiche Wachs erſt hart werden laſſen?
Wir waren nur einige Schritte nach dem Hauſe zu gegangen, als uns die unverſchaͤmten Weibsleute entgegen kamen, mit der Nachricht, daß das Fruͤhſtuͤck bereit waͤre. Jch konnte nichts mehr thun, als ſie mit aufgehabenen Haͤn- den bitten, mir zu einer neuen Unterredung nach dem Fruͤhſtuͤcke Hoffnung zu machen.
Nein: ſie wollte in die Kirche gehen.
So ging ſie in das Haus hinein und gerades Weges die Treppen hinauf. Sie wollte mir auch nicht einmal die Gefaͤlligkeit erweiſen, mir bey dem Thee ihre Geſellſchaft zu goͤnnen.
Jch erklaͤrte mich gegen die Fr. Moore, lie- ber von dem Tiſche und aus dem Saale ſelbſt weg- zugehen, als daß ſich die Fraͤulein ausſchließen oder die beyden Witwen ihrer Geſellſchaft berau- ben ſollte.
Das waͤre die Sache eigentlich nicht, ſprach die Fraͤulein zu der Frau Moore. Sie haͤtte mit ſich zu ſtreiten gehabt, ihren Unwillen niederzu- halten. Es haͤtte ſie einige Muͤhe gekoſtet. Sie moͤchte ſich gern wieder faſſen, in Hoffnung, aus dem Gottesdienſte, dem ſie beywohnen wollte, ge- ſegnete Vortheile zu ziehen.
Frau
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endlich niedrigern Gemuͤthsart, die ſie mir vor-
wirft, nicht ertragen ‒ ‒ Aber warum will ſie
ſich von mir reißen, wenn gute Entſchließungen
bey mir Platz nehmen? ‒ ‒ Sie will das Eiſen
nicht ſchmieden, wenn es heiß iſt! ‒ O warum
will ſie das weiche Wachs erſt hart werden
laſſen?
Wir waren nur einige Schritte nach dem
Hauſe zu gegangen, als uns die unverſchaͤmten
Weibsleute entgegen kamen, mit der Nachricht,
daß das Fruͤhſtuͤck bereit waͤre. Jch konnte
nichts mehr thun, als ſie mit aufgehabenen Haͤn-
den bitten, mir zu einer neuen Unterredung nach
dem Fruͤhſtuͤcke Hoffnung zu machen.
Nein: ſie wollte in die Kirche gehen.
So ging ſie in das Haus hinein und gerades
Weges die Treppen hinauf. Sie wollte mir
auch nicht einmal die Gefaͤlligkeit erweiſen, mir
bey dem Thee ihre Geſellſchaft zu goͤnnen.
Jch erklaͤrte mich gegen die Fr. Moore, lie-
ber von dem Tiſche und aus dem Saale ſelbſt weg-
zugehen, als daß ſich die Fraͤulein ausſchließen
oder die beyden Witwen ihrer Geſellſchaft berau-
ben ſollte.
Das waͤre die Sache eigentlich nicht, ſprach
die Fraͤulein zu der Frau Moore. Sie haͤtte mit
ſich zu ſtreiten gehabt, ihren Unwillen niederzu-
halten. Es haͤtte ſie einige Muͤhe gekoſtet. Sie
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/507>, abgerufen am 23.11.2024.
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