doch noch eine Höflichkeit von dir, daß du mir ein Lebe wohl! zurufest! - - Fahre wohl, fahre wohl, fahre wohl auch du, o du unbiegsame und bis itzo unüberwindliche Feindinn, die sich eine mir so ungelegne Herrschaft über meine Brust anzu- maßen gesuchet hat! - - Fahre du wohl auf ewig!
Der neun und zwanzigste Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.
Sonntags frühe um vier Uhr, den 11ten Jun.
Nur ein paar Worte auf die Nachricht, wel- che du mir verwichnen Abend von deinem armen Alten zugeschickt hast: alsdenn stehe ich von meinem Stuhle auf, schüttele mich, erfrische mich, putze mich von neuem an; und so zu mei- ner bezaubernden Schönen. Jch mache mir Hoffnung, so fremde sie auch thut, daß ich sie ge- winnen werde, bey diesem warmen und angeneh- men Morgen mit mir auf die Haide hinauszu- spatzieren.
Die Vögel müssen sie schon eher, als itzo, auf- gewecket haben. Diese sind in vollem Gesange. Sie hat sich allezeit ihrer Gewohnheit gerühmet, den Aufgang der Sonne, eines von den Wun-
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doch noch eine Hoͤflichkeit von dir, daß du mir ein Lebe wohl! zurufeſt! ‒ ‒ Fahre wohl, fahre wohl, fahre wohl auch du, o du unbiegſame und bis itzo unuͤberwindliche Feindinn, die ſich eine mir ſo ungelegne Herrſchaft uͤber meine Bruſt anzu- maßen geſuchet hat! ‒ ‒ Fahre du wohl auf ewig!
Der neun und zwanzigſte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.
Sonntags fruͤhe um vier Uhr, den 11ten Jun.
Nur ein paar Worte auf die Nachricht, wel- che du mir verwichnen Abend von deinem armen Alten zugeſchickt haſt: alsdenn ſtehe ich von meinem Stuhle auf, ſchuͤttele mich, erfriſche mich, putze mich von neuem an; und ſo zu mei- ner bezaubernden Schoͤnen. Jch mache mir Hoffnung, ſo fremde ſie auch thut, daß ich ſie ge- winnen werde, bey dieſem warmen und angeneh- men Morgen mit mir auf die Haide hinauszu- ſpatzieren.
Die Voͤgel muͤſſen ſie ſchon eher, als itzo, auf- gewecket haben. Dieſe ſind in vollem Geſange. Sie hat ſich allezeit ihrer Gewohnheit geruͤhmet, den Aufgang der Sonne, eines von den Wun-
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doch noch eine Hoͤflichkeit von dir, daß du mir ein
Lebe wohl! zurufeſt! ‒ ‒ Fahre wohl, fahre
wohl, fahre wohl auch du, o du unbiegſame und
bis itzo unuͤberwindliche Feindinn, die ſich eine mir
ſo ungelegne Herrſchaft uͤber meine Bruſt anzu-
maßen geſuchet hat! ‒ ‒ Fahre du wohl auf
ewig!
Der neun und zwanzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.
Sonntags fruͤhe um vier Uhr,
den 11ten Jun.
Nur ein paar Worte auf die Nachricht, wel-
che du mir verwichnen Abend von deinem
armen Alten zugeſchickt haſt: alsdenn ſtehe ich
von meinem Stuhle auf, ſchuͤttele mich, erfriſche
mich, putze mich von neuem an; und ſo zu mei-
ner bezaubernden Schoͤnen. Jch mache mir
Hoffnung, ſo fremde ſie auch thut, daß ich ſie ge-
winnen werde, bey dieſem warmen und angeneh-
men Morgen mit mir auf die Haide hinauszu-
ſpatzieren.
Die Voͤgel muͤſſen ſie ſchon eher, als itzo, auf-
gewecket haben. Dieſe ſind in vollem Geſange.
Sie hat ſich allezeit ihrer Gewohnheit geruͤhmet,
den Aufgang der Sonne, eines von den Wun-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/491>, abgerufen am 22.12.2024.
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