so werden sie unmöglich ihrem Onkel zu viel von meiner Dankbarkeit, Ergebenheit und Treue ge- gen seine Base rühmen können; und er darf sicher sein gütiges Vornehmen, die erwünschte Aussöh- nung zu Stande zu bringen, ins Werk richten, so bald es ihm beliebet. Er soll mir keine Be- dingungen vorschreiben, die ich mir nicht gefallen lassen will.
Der Capitain wünschte mir mit Augen und Händen Glück. Gott sey Dank, sagte er mir heimlich: und wir naheten uns der Fräulein zugleich mit einander.
Was hindert, wertheste Fräulein, sprach er, was hindert nun, daß die Lady Elisabeth Law- rance, wenn sie kommt, nicht die Wahrheit von allem erfahren und in geheim ihrer Hochzeit bey- wohnen sollte? - - Jch will so lange bleiben, bis sie vollzogen ist. Alsdenn werde ich mit der glücklichen Zeitung zu meinem lieben Herrn Har- lowe hinunter reisen - - und alles wird, alles muß bald glücklich seyn.
Jch muß eine Antwort von der Fräulein Howe haben, versetzte die noch bebende Schöne. Jch kann meine neuen Maaßregeln ohne ihren Rath nicht ändern. Jch will lieber alle meine Hoffnung, in dieser Welt glücklich zu werden, als ihre gute Meynung von mir, verlieren, daß sie mich für unbesonnen, flatterhaft oder überei- lend halten sollte. Alles was ich gegenwärtig von der Sache weiter sagen kann, ist dieses. Wenn ich ihre Antwort auf das, was ich ihr ge-
schrie-
ſo werden ſie unmoͤglich ihrem Onkel zu viel von meiner Dankbarkeit, Ergebenheit und Treue ge- gen ſeine Baſe ruͤhmen koͤnnen; und er darf ſicher ſein guͤtiges Vornehmen, die erwuͤnſchte Ausſoͤh- nung zu Stande zu bringen, ins Werk richten, ſo bald es ihm beliebet. Er ſoll mir keine Be- dingungen vorſchreiben, die ich mir nicht gefallen laſſen will.
Der Capitain wuͤnſchte mir mit Augen und Haͤnden Gluͤck. Gott ſey Dank, ſagte er mir heimlich: und wir naheten uns der Fraͤulein zugleich mit einander.
Was hindert, wertheſte Fraͤulein, ſprach er, was hindert nun, daß die Lady Eliſabeth Law- rance, wenn ſie kommt, nicht die Wahrheit von allem erfahren und in geheim ihrer Hochzeit bey- wohnen ſollte? ‒ ‒ Jch will ſo lange bleiben, bis ſie vollzogen iſt. Alsdenn werde ich mit der gluͤcklichen Zeitung zu meinem lieben Herrn Har- lowe hinunter reiſen ‒ ‒ und alles wird, alles muß bald gluͤcklich ſeyn.
Jch muß eine Antwort von der Fraͤulein Howe haben, verſetzte die noch bebende Schoͤne. Jch kann meine neuen Maaßregeln ohne ihren Rath nicht aͤndern. Jch will lieber alle meine Hoffnung, in dieſer Welt gluͤcklich zu werden, als ihre gute Meynung von mir, verlieren, daß ſie mich fuͤr unbeſonnen, flatterhaft oder uͤberei- lend halten ſollte. Alles was ich gegenwaͤrtig von der Sache weiter ſagen kann, iſt dieſes. Wenn ich ihre Antwort auf das, was ich ihr ge-
ſchrie-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0478"n="472"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſo werden ſie unmoͤglich ihrem Onkel zu viel von<lb/>
meiner Dankbarkeit, Ergebenheit und Treue ge-<lb/>
gen ſeine Baſe ruͤhmen koͤnnen; und er darf ſicher<lb/>ſein guͤtiges Vornehmen, die erwuͤnſchte Ausſoͤh-<lb/>
nung zu Stande zu bringen, ins Werk richten,<lb/>ſo bald es ihm beliebet. Er ſoll mir keine Be-<lb/>
dingungen vorſchreiben, die ich mir nicht gefallen<lb/>
laſſen will.</p><lb/><p>Der Capitain wuͤnſchte mir mit Augen und<lb/>
Haͤnden Gluͤck. Gott ſey Dank, ſagte er mir<lb/>
heimlich: und wir naheten uns der Fraͤulein<lb/>
zugleich mit einander.</p><lb/><p>Was hindert, wertheſte Fraͤulein, ſprach er,<lb/>
was hindert nun, daß die Lady Eliſabeth Law-<lb/>
rance, wenn ſie kommt, nicht die Wahrheit von<lb/>
allem erfahren und in geheim ihrer Hochzeit bey-<lb/>
wohnen ſollte? ‒‒ Jch will ſo lange bleiben,<lb/>
bis ſie vollzogen iſt. Alsdenn werde ich mit der<lb/>
gluͤcklichen Zeitung zu meinem lieben Herrn Har-<lb/>
lowe hinunter reiſen ‒‒ und alles wird, alles<lb/>
muß bald gluͤcklich ſeyn.</p><lb/><p>Jch muß eine Antwort von der Fraͤulein<lb/>
Howe haben, verſetzte die noch bebende Schoͤne.<lb/>
Jch kann meine neuen Maaßregeln ohne ihren<lb/>
Rath nicht aͤndern. Jch will lieber alle meine<lb/>
Hoffnung, in dieſer Welt gluͤcklich zu werden,<lb/>
als ihre gute Meynung von mir, verlieren, daß<lb/>ſie mich fuͤr unbeſonnen, flatterhaft oder uͤberei-<lb/>
lend halten ſollte. Alles was ich gegenwaͤrtig<lb/>
von der Sache weiter ſagen kann, iſt dieſes.<lb/>
Wenn ich ihre Antwort auf das, was ich ihr ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchrie-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[472/0478]
ſo werden ſie unmoͤglich ihrem Onkel zu viel von
meiner Dankbarkeit, Ergebenheit und Treue ge-
gen ſeine Baſe ruͤhmen koͤnnen; und er darf ſicher
ſein guͤtiges Vornehmen, die erwuͤnſchte Ausſoͤh-
nung zu Stande zu bringen, ins Werk richten,
ſo bald es ihm beliebet. Er ſoll mir keine Be-
dingungen vorſchreiben, die ich mir nicht gefallen
laſſen will.
Der Capitain wuͤnſchte mir mit Augen und
Haͤnden Gluͤck. Gott ſey Dank, ſagte er mir
heimlich: und wir naheten uns der Fraͤulein
zugleich mit einander.
Was hindert, wertheſte Fraͤulein, ſprach er,
was hindert nun, daß die Lady Eliſabeth Law-
rance, wenn ſie kommt, nicht die Wahrheit von
allem erfahren und in geheim ihrer Hochzeit bey-
wohnen ſollte? ‒ ‒ Jch will ſo lange bleiben,
bis ſie vollzogen iſt. Alsdenn werde ich mit der
gluͤcklichen Zeitung zu meinem lieben Herrn Har-
lowe hinunter reiſen ‒ ‒ und alles wird, alles
muß bald gluͤcklich ſeyn.
Jch muß eine Antwort von der Fraͤulein
Howe haben, verſetzte die noch bebende Schoͤne.
Jch kann meine neuen Maaßregeln ohne ihren
Rath nicht aͤndern. Jch will lieber alle meine
Hoffnung, in dieſer Welt gluͤcklich zu werden,
als ihre gute Meynung von mir, verlieren, daß
ſie mich fuͤr unbeſonnen, flatterhaft oder uͤberei-
lend halten ſollte. Alles was ich gegenwaͤrtig
von der Sache weiter ſagen kann, iſt dieſes.
Wenn ich ihre Antwort auf das, was ich ihr ge-
ſchrie-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/478>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.