Denn die Beschaffenheit ihrer Unterredung litte nicht, daß sie laut sprachen.
Sie! Sie beyde! - - O wie hart ist es für mich, diesen Engel von einem Frauenzimmer mit irgend einer Mannsperson, außer mir selbst, in ein Wort zu schließen!
Capit. Wer kann sich wohl halten, nicht ge- rühret zu werden! - - Aber, gnädige Fräulein, sie können keines andern Gemahlinn werden.
Cl. Jch wünschte es auch nicht. Allein er ist gar zu sehr bey mir gefallen. Das Haus in Feuer zu setzen! - - Ein so niederträchtiger Kunstgriff! - - der zu der ärgsten Absicht er- sonnen ist! - - Wollten sie wohl eine Tochter haben - - Doch was wollte ich sagen? - - Sie sehen, daß ich niemand habe, auf den ich mich verlassen kann. Herr Lovelace ist ein rachgieri- ger Mann. Er konnte unmöglich ein Frauen- zimmer lieben, daß er so beschimpfen konnte, als er mich beschimpfet hat! - Sie schwieg hierauf ein wenig stille - - Kurz, ich kann ihm niemals, niemals, vergeben: und er mir auch nicht. - - Den- ken sie, daß ich so weit gegangen seyn würde, als ich gegangen bin: wenn ich willens gewesen wäre, je- mals mit ihm an einem Joche zu ziehen? - - Jch ha- be einen solchen Brief hinter mir zurückgelassen - -
Sie wissen ja selbst, gnädige Fräulein, daß er ihren Unwillen vollkommen für gerecht erkannt hat - -
O mein Herr, er kann wohl funfzig mal an einem Tage erkennen und wieder zurückziehen - -
Glau-
Denn die Beſchaffenheit ihrer Unterredung litte nicht, daß ſie laut ſprachen.
Sie! Sie beyde! ‒ ‒ O wie hart iſt es fuͤr mich, dieſen Engel von einem Frauenzimmer mit irgend einer Mannsperſon, außer mir ſelbſt, in ein Wort zu ſchließen!
Capit. Wer kann ſich wohl halten, nicht ge- ruͤhret zu werden! ‒ ‒ Aber, gnaͤdige Fraͤulein, ſie koͤnnen keines andern Gemahlinn werden.
Cl. Jch wuͤnſchte es auch nicht. Allein er iſt gar zu ſehr bey mir gefallen. Das Haus in Feuer zu ſetzen! ‒ ‒ Ein ſo niedertraͤchtiger Kunſtgriff! ‒ ‒ der zu der aͤrgſten Abſicht er- ſonnen iſt! ‒ ‒ Wollten ſie wohl eine Tochter haben ‒ ‒ Doch was wollte ich ſagen? ‒ ‒ Sie ſehen, daß ich niemand habe, auf den ich mich verlaſſen kann. Herr Lovelace iſt ein rachgieri- ger Mann. Er konnte unmoͤglich ein Frauen- zimmer lieben, daß er ſo beſchimpfen konnte, als er mich beſchimpfet hat! ‒ Sie ſchwieg hierauf ein wenig ſtille ‒ ‒ Kurz, ich kann ihm niemals, niemals, vergeben: und er mir auch nicht. ‒ ‒ Den- ken ſie, daß ich ſo weit gegangen ſeyn wuͤrde, als ich gegangen bin: wenn ich willens geweſen waͤre, je- mals mit ihm an einem Joche zu ziehen? ‒ ‒ Jch ha- be einen ſolchen Brief hinter mir zuruͤckgelaſſen ‒ ‒
Sie wiſſen ja ſelbſt, gnaͤdige Fraͤulein, daß er ihren Unwillen vollkommen fuͤr gerecht erkannt hat ‒ ‒
O mein Herr, er kann wohl funfzig mal an einem Tage erkennen und wieder zuruͤckziehen ‒ ‒
Glau-
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Denn die Beſchaffenheit ihrer Unterredung litte
nicht, daß ſie laut ſprachen.
Sie! Sie beyde! ‒ ‒ O wie hart iſt es
fuͤr mich, dieſen Engel von einem Frauenzimmer
mit irgend einer Mannsperſon, außer mir ſelbſt,
in ein Wort zu ſchließen!
Capit. Wer kann ſich wohl halten, nicht ge-
ruͤhret zu werden! ‒ ‒ Aber, gnaͤdige Fraͤulein,
ſie koͤnnen keines andern Gemahlinn werden.
Cl. Jch wuͤnſchte es auch nicht. Allein er
iſt gar zu ſehr bey mir gefallen. Das Haus in
Feuer zu ſetzen! ‒ ‒ Ein ſo niedertraͤchtiger
Kunſtgriff! ‒ ‒ der zu der aͤrgſten Abſicht er-
ſonnen iſt! ‒ ‒ Wollten ſie wohl eine Tochter
haben ‒ ‒ Doch was wollte ich ſagen? ‒ ‒ Sie
ſehen, daß ich niemand habe, auf den ich mich
verlaſſen kann. Herr Lovelace iſt ein rachgieri-
ger Mann. Er konnte unmoͤglich ein Frauen-
zimmer lieben, daß er ſo beſchimpfen konnte, als
er mich beſchimpfet hat! ‒ Sie ſchwieg hierauf
ein wenig ſtille ‒ ‒ Kurz, ich kann ihm niemals,
niemals, vergeben: und er mir auch nicht. ‒ ‒ Den-
ken ſie, daß ich ſo weit gegangen ſeyn wuͤrde, als ich
gegangen bin: wenn ich willens geweſen waͤre, je-
mals mit ihm an einem Joche zu ziehen? ‒ ‒ Jch ha-
be einen ſolchen Brief hinter mir zuruͤckgelaſſen ‒ ‒
Sie wiſſen ja ſelbſt, gnaͤdige Fraͤulein, daß
er ihren Unwillen vollkommen fuͤr gerecht erkannt
hat ‒ ‒
O mein Herr, er kann wohl funfzig mal an
einem Tage erkennen und wieder zuruͤckziehen ‒ ‒
Glau-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/470>, abgerufen am 23.11.2024.
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