Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



mehr zu wählen. Wie konnte er auch alsdenn
in einem Stande der Prüfung stehen? O, Herr
Tomlinson, sie sind ein zu großer Freund von
ihm, daß sie in seine eigentlichen Absichten hin-
ein schauen könnten.

Capit. Jch bin sein Freund, das habe ich
schon zuvor gesaget, gnädige Fräulein, wie ich
ihr und ihres Onkels Freund bin, damit eine
allgemeine Aussöhnung erhalten werde. Diese
muß nothwendig mit einem bessern Verständnisse
zwischen ihnen beyden den Anfang nehmen.

Lovel. Entschließen sie sich nur, mein aller-
liebstes Leben, auf die Ankunft und den Besuch
der Lady Elisabeth zu warten. Erlauben sie ihr,
unsere Sache zu entscheiden.

Capit. Das kann ihnen nicht nachtheilig
seyn, gnädige Fräulein. Sie können keine Un-
gelegenheit davon haben. Wenn die Beleidi-
gung, welche Herr Lovelace verursachet hat, von
solcher Beschaffenheit ist, daß ein Frauenzimmer
von dem Charakter der Lady sie für unverzeihlich
hält: wohlan so - -

Cl. Sie fiel ihm in die Rede und wand-
te sich zu mir.
Wenn sie sich mir nicht auf-
dringen wollen, mein Herr - - wenn ich mein
eigen bin; wie ich billig seyn muß: so will ich in
diesem ehrlichen Hause; dabey schoß ein Au-
genstrahl,
wie es der Capitain nennet, als ein
Blitz auf mich zu; so lange bleiben, bis ich einen
Brief von der Fräulein Howe bekommen. Das,
hoffe ich, wird in einem oder zween Tagen gesche-

hen.



mehr zu waͤhlen. Wie konnte er auch alsdenn
in einem Stande der Pruͤfung ſtehen? O, Herr
Tomlinſon, ſie ſind ein zu großer Freund von
ihm, daß ſie in ſeine eigentlichen Abſichten hin-
ein ſchauen koͤnnten.

Capit. Jch bin ſein Freund, das habe ich
ſchon zuvor geſaget, gnaͤdige Fraͤulein, wie ich
ihr und ihres Onkels Freund bin, damit eine
allgemeine Ausſoͤhnung erhalten werde. Dieſe
muß nothwendig mit einem beſſern Verſtaͤndniſſe
zwiſchen ihnen beyden den Anfang nehmen.

Lovel. Entſchließen ſie ſich nur, mein aller-
liebſtes Leben, auf die Ankunft und den Beſuch
der Lady Eliſabeth zu warten. Erlauben ſie ihr,
unſere Sache zu entſcheiden.

Capit. Das kann ihnen nicht nachtheilig
ſeyn, gnaͤdige Fraͤulein. Sie koͤnnen keine Un-
gelegenheit davon haben. Wenn die Beleidi-
gung, welche Herr Lovelace verurſachet hat, von
ſolcher Beſchaffenheit iſt, daß ein Frauenzimmer
von dem Charakter der Lady ſie fuͤr unverzeihlich
haͤlt: wohlan ſo ‒ ‒

Cl. Sie fiel ihm in die Rede und wand-
te ſich zu mir.
Wenn ſie ſich mir nicht auf-
dringen wollen, mein Herr ‒ ‒ wenn ich mein
eigen bin; wie ich billig ſeyn muß: ſo will ich in
dieſem ehrlichen Hauſe; dabey ſchoß ein Au-
genſtrahl,
wie es der Capitain nennet, als ein
Blitz auf mich zu; ſo lange bleiben, bis ich einen
Brief von der Fraͤulein Howe bekommen. Das,
hoffe ich, wird in einem oder zween Tagen geſche-

hen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0449" n="443"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mehr zu wa&#x0364;hlen. Wie konnte er auch alsdenn<lb/>
in einem Stande der Pru&#x0364;fung &#x017F;tehen? O, Herr<lb/>
Tomlin&#x017F;on, &#x017F;ie &#x017F;ind ein zu großer <hi rendition="#fr">Freund</hi> von<lb/>
ihm, daß &#x017F;ie in &#x017F;eine eigentlichen Ab&#x017F;ichten hin-<lb/>
ein &#x017F;chauen ko&#x0364;nnten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Capit.</hi> Jch bin &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Freund,</hi> das habe ich<lb/>
&#x017F;chon zuvor ge&#x017F;aget, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein, wie ich<lb/><hi rendition="#fr">ihr</hi> und <hi rendition="#fr">ihres Onkels</hi> Freund bin, damit eine<lb/>
allgemeine Aus&#x017F;o&#x0364;hnung erhalten werde. Die&#x017F;e<lb/>
muß nothwendig mit einem be&#x017F;&#x017F;ern Ver&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
zwi&#x017F;chen ihnen beyden den Anfang nehmen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lovel.</hi> Ent&#x017F;chließen &#x017F;ie &#x017F;ich nur, mein aller-<lb/>
lieb&#x017F;tes Leben, auf die Ankunft und den Be&#x017F;uch<lb/>
der Lady Eli&#x017F;abeth zu warten. Erlauben &#x017F;ie ihr,<lb/>
un&#x017F;ere Sache zu ent&#x017F;cheiden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Capit. Das</hi> kann ihnen nicht nachtheilig<lb/>
&#x017F;eyn, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein. Sie ko&#x0364;nnen keine Un-<lb/>
gelegenheit <hi rendition="#fr">davon</hi> haben. Wenn die Beleidi-<lb/>
gung, welche Herr Lovelace verur&#x017F;achet hat, von<lb/>
&#x017F;olcher Be&#x017F;chaffenheit i&#x017F;t, daß ein Frauenzimmer<lb/>
von dem Charakter der Lady &#x017F;ie fu&#x0364;r unverzeihlich<lb/>
ha&#x0364;lt: wohlan &#x017F;o &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Cl. Sie fiel ihm in die Rede und wand-<lb/>
te &#x017F;ich zu mir.</hi> Wenn &#x017F;ie &#x017F;ich mir nicht auf-<lb/>
dringen wollen, mein Herr &#x2012; &#x2012; wenn ich mein<lb/>
eigen bin; wie ich billig &#x017F;eyn muß: &#x017F;o will ich in<lb/>
die&#x017F;em <hi rendition="#fr">ehrlichen Hau&#x017F;e;</hi> dabey &#x017F;choß ein <hi rendition="#fr">Au-<lb/>
gen&#x017F;trahl,</hi> wie es der Capitain nennet, als ein<lb/>
Blitz auf mich zu; &#x017F;o lange bleiben, bis ich einen<lb/>
Brief von der Fra&#x0364;ulein Howe bekommen. Das,<lb/>
hoffe ich, wird in einem oder zween Tagen ge&#x017F;che-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[443/0449] mehr zu waͤhlen. Wie konnte er auch alsdenn in einem Stande der Pruͤfung ſtehen? O, Herr Tomlinſon, ſie ſind ein zu großer Freund von ihm, daß ſie in ſeine eigentlichen Abſichten hin- ein ſchauen koͤnnten. Capit. Jch bin ſein Freund, das habe ich ſchon zuvor geſaget, gnaͤdige Fraͤulein, wie ich ihr und ihres Onkels Freund bin, damit eine allgemeine Ausſoͤhnung erhalten werde. Dieſe muß nothwendig mit einem beſſern Verſtaͤndniſſe zwiſchen ihnen beyden den Anfang nehmen. Lovel. Entſchließen ſie ſich nur, mein aller- liebſtes Leben, auf die Ankunft und den Beſuch der Lady Eliſabeth zu warten. Erlauben ſie ihr, unſere Sache zu entſcheiden. Capit. Das kann ihnen nicht nachtheilig ſeyn, gnaͤdige Fraͤulein. Sie koͤnnen keine Un- gelegenheit davon haben. Wenn die Beleidi- gung, welche Herr Lovelace verurſachet hat, von ſolcher Beſchaffenheit iſt, daß ein Frauenzimmer von dem Charakter der Lady ſie fuͤr unverzeihlich haͤlt: wohlan ſo ‒ ‒ Cl. Sie fiel ihm in die Rede und wand- te ſich zu mir. Wenn ſie ſich mir nicht auf- dringen wollen, mein Herr ‒ ‒ wenn ich mein eigen bin; wie ich billig ſeyn muß: ſo will ich in dieſem ehrlichen Hauſe; dabey ſchoß ein Au- genſtrahl, wie es der Capitain nennet, als ein Blitz auf mich zu; ſo lange bleiben, bis ich einen Brief von der Fraͤulein Howe bekommen. Das, hoffe ich, wird in einem oder zween Tagen geſche- hen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/449
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/449>, abgerufen am 23.11.2024.