Fällen. Welche Manns- oder Weibsperson, die nach Gewalt oder Reichthum strebet, strebet deswegen darnach, daß sie es recht gebrauchen möge? - - Aber auf die Frauenzimmer von mei- ner Familie können sie sich verlassen. Sie hal- ten es sich für eine Ehre, von ihnen so, wie von sich selbst zu gedenken. Erneuren sie nur ihre Einwilligung, daß sie, um des von ihrem Onkel geschehenen Vorschlags willen, und damit Un- glück verhütet werde, bey der Welt für eine Fräu- lein angesehen werden, die schon einige Zeit ver- heyrathet ist. Die Lady Elisabeth mag die reine Wahrheit erfahren. Sie können ihr Gesellschaft leisten, wie sie sich Hoffnung macht, und mit ihr zu ihrem Gute fahren. Und wenn es so seyn muß: so mögen sie mich unterdessen als einen Menschen ansehen, der in einem Stande der Buße oder der Prüfung stehet, daß ich angenom- men oder verworfen werde, wie ich es zu verdie- nen scheine.
Der Capitain schlug wieder an seine Brust und betheuerte auf seine Ehre, daß dieß ein Vor- schlag wäre, den er nicht anders als zu seinem größten Leidwesen ausgeschlagen sehen würde: wenn es seine eigne Tochter anginge, und sie nicht gesonnen wäre, die Vermählung alsobald voll- ziehen zu lassen; welches er doch für weit besser hielte.
Cl. Wäre ich bey den Anverwandten des Herrn Lovelace, und würde vor der Welt als sei- ne Gemahlinn angesehen: so hätte ich nichts
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Faͤllen. Welche Manns- oder Weibsperſon, die nach Gewalt oder Reichthum ſtrebet, ſtrebet deswegen darnach, daß ſie es recht gebrauchen moͤge? ‒ ‒ Aber auf die Frauenzimmer von mei- ner Familie koͤnnen ſie ſich verlaſſen. Sie hal- ten es ſich fuͤr eine Ehre, von ihnen ſo, wie von ſich ſelbſt zu gedenken. Erneuren ſie nur ihre Einwilligung, daß ſie, um des von ihrem Onkel geſchehenen Vorſchlags willen, und damit Un- gluͤck verhuͤtet werde, bey der Welt fuͤr eine Fraͤu- lein angeſehen werden, die ſchon einige Zeit ver- heyrathet iſt. Die Lady Eliſabeth mag die reine Wahrheit erfahren. Sie koͤnnen ihr Geſellſchaft leiſten, wie ſie ſich Hoffnung macht, und mit ihr zu ihrem Gute fahren. Und wenn es ſo ſeyn muß: ſo moͤgen ſie mich unterdeſſen als einen Menſchen anſehen, der in einem Stande der Buße oder der Pruͤfung ſtehet, daß ich angenom- men oder verworfen werde, wie ich es zu verdie- nen ſcheine.
Der Capitain ſchlug wieder an ſeine Bruſt und betheuerte auf ſeine Ehre, daß dieß ein Vor- ſchlag waͤre, den er nicht anders als zu ſeinem groͤßten Leidweſen ausgeſchlagen ſehen wuͤrde: wenn es ſeine eigne Tochter anginge, und ſie nicht geſonnen waͤre, die Vermaͤhlung alſobald voll- ziehen zu laſſen; welches er doch fuͤr weit beſſer hielte.
Cl. Waͤre ich bey den Anverwandten des Herrn Lovelace, und wuͤrde vor der Welt als ſei- ne Gemahlinn angeſehen: ſo haͤtte ich nichts
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Faͤllen. Welche Manns- oder Weibsperſon, die
nach Gewalt oder Reichthum ſtrebet, ſtrebet
deswegen darnach, daß ſie es recht gebrauchen
moͤge? ‒ ‒ Aber auf die Frauenzimmer von mei-
ner Familie koͤnnen ſie ſich verlaſſen. Sie hal-
ten es ſich fuͤr eine Ehre, von ihnen ſo, wie von
ſich ſelbſt zu gedenken. Erneuren ſie nur ihre
Einwilligung, daß ſie, um des von ihrem Onkel
geſchehenen Vorſchlags willen, und damit Un-
gluͤck verhuͤtet werde, bey der Welt fuͤr eine Fraͤu-
lein angeſehen werden, die ſchon einige Zeit ver-
heyrathet iſt. Die Lady Eliſabeth mag die reine
Wahrheit erfahren. Sie koͤnnen ihr Geſellſchaft
leiſten, wie ſie ſich Hoffnung macht, und mit ihr
zu ihrem Gute fahren. Und wenn es ſo ſeyn
muß: ſo moͤgen ſie mich unterdeſſen als einen
Menſchen anſehen, der in einem Stande der
Buße oder der Pruͤfung ſtehet, daß ich angenom-
men oder verworfen werde, wie ich es zu verdie-
nen ſcheine.
Der Capitain ſchlug wieder an ſeine Bruſt
und betheuerte auf ſeine Ehre, daß dieß ein Vor-
ſchlag waͤre, den er nicht anders als zu ſeinem
groͤßten Leidweſen ausgeſchlagen ſehen wuͤrde:
wenn es ſeine eigne Tochter anginge, und ſie nicht
geſonnen waͤre, die Vermaͤhlung alſobald voll-
ziehen zu laſſen; welches er doch fuͤr weit beſſer
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/448>, abgerufen am 23.11.2024.
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