halb Dutzend solcher Blitze, solcher Augenstrah- len, in eben so vielen verschiednen Unterredungen mit dieser durch die Seele dringenden Schönheit gefühlet.
Jhr Onkel, müßte sie gestehen, wäre nicht gewohnt, auf solche Auswege zu denken: allein sie hätte dieß bey sich sebst dadurch mit einander zu reimen gewußt, daß der Fall zum Unglück ganz außerordentlich wäre, und er für ihre Ehre Sorge trüge.
Dieß erleichterte dem armen Schelm das Herz und machte ihn mehr Muth.
Sie frug ihn ob er glaubte, daß die Lady Elisabeth und die Fräulein Montague ihr einen Besuch zugedacht hätten.
Er zweifelte gar nicht daran.
Bildet Herr Lovelace sich ein, fuhr sie fort, daß ich mich bewegen lassen könnte, die Nach- richt, welche sie ausge bracht haben, gegen die- selben zu unterstützen?
Jch hatte mir Hoffnung gemacht sie dahin zu bringen, Bruder: sonst hätte sie ihre Briefe nicht zu sehen bekommen. Aber ich hatte dem Capitain schon gesagt, daß ich glaubte, ich müßte diese Hoffnung aufgeben.
Nein. Er glaubte, daß ich mir keine sol- che Gedanken machte. Er wäre fast versichert, daß ich willens wäre, ihnen, wenn ich sie sprä- che, die reine Wahrheit, als im Vertrauen, zu sagen.
Hier-
halb Dutzend ſolcher Blitze, ſolcher Augenſtrah- len, in eben ſo vielen verſchiednen Unterredungen mit dieſer durch die Seele dringenden Schoͤnheit gefuͤhlet.
Jhr Onkel, muͤßte ſie geſtehen, waͤre nicht gewohnt, auf ſolche Auswege zu denken: allein ſie haͤtte dieß bey ſich ſebſt dadurch mit einander zu reimen gewußt, daß der Fall zum Ungluͤck ganz außerordentlich waͤre, und er fuͤr ihre Ehre Sorge truͤge.
Dieß erleichterte dem armen Schelm das Herz und machte ihn mehr Muth.
Sie frug ihn ob er glaubte, daß die Lady Eliſabeth und die Fraͤulein Montague ihr einen Beſuch zugedacht haͤtten.
Er zweifelte gar nicht daran.
Bildet Herr Lovelace ſich ein, fuhr ſie fort, daß ich mich bewegen laſſen koͤnnte, die Nach- richt, welche ſie ausge bracht haben, gegen die- ſelben zu unterſtuͤtzen?
Jch hatte mir Hoffnung gemacht ſie dahin zu bringen, Bruder: ſonſt haͤtte ſie ihre Briefe nicht zu ſehen bekommen. Aber ich hatte dem Capitain ſchon geſagt, daß ich glaubte, ich muͤßte dieſe Hoffnung aufgeben.
Nein. Er glaubte, daß ich mir keine ſol- che Gedanken machte. Er waͤre faſt verſichert, daß ich willens waͤre, ihnen, wenn ich ſie ſpraͤ- che, die reine Wahrheit, als im Vertrauen, zu ſagen.
Hier-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0406"n="400"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
halb Dutzend ſolcher Blitze, ſolcher Augenſtrah-<lb/>
len, in eben ſo vielen verſchiednen Unterredungen<lb/>
mit dieſer durch die Seele dringenden Schoͤnheit<lb/>
gefuͤhlet.</p><lb/><p>Jhr Onkel, muͤßte ſie geſtehen, waͤre nicht<lb/>
gewohnt, auf ſolche Auswege zu denken: allein<lb/>ſie haͤtte dieß bey ſich ſebſt dadurch mit einander<lb/>
zu reimen gewußt, daß der Fall zum Ungluͤck<lb/>
ganz außerordentlich waͤre, und er fuͤr ihre Ehre<lb/>
Sorge truͤge.</p><lb/><p>Dieß erleichterte dem armen Schelm das Herz<lb/>
und machte ihn mehr Muth.</p><lb/><p>Sie frug ihn ob er glaubte, daß die Lady<lb/>
Eliſabeth und die Fraͤulein Montague ihr einen<lb/>
Beſuch zugedacht haͤtten.</p><lb/><p>Er zweifelte gar nicht daran.</p><lb/><p>Bildet Herr Lovelace ſich ein, fuhr ſie fort,<lb/>
daß ich mich bewegen laſſen koͤnnte, die Nach-<lb/>
richt, welche ſie ausge bracht haben, gegen die-<lb/>ſelben zu unterſtuͤtzen?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jch hatte mir Hoffnung gemacht ſie<lb/>
dahin zu bringen, Bruder: ſonſt haͤtte ſie<lb/>
ihre Briefe nicht zu ſehen bekommen.</hi> Aber<lb/>
ich hatte dem Capitain ſchon geſagt, daß ich<lb/>
glaubte, ich muͤßte dieſe Hoffnung aufgeben.</p><lb/><p>Nein. Er glaubte, daß ich mir keine ſol-<lb/>
che Gedanken machte. Er waͤre faſt verſichert,<lb/>
daß ich willens waͤre, <hirendition="#fr">ihnen,</hi> wenn ich ſie ſpraͤ-<lb/>
che, die reine Wahrheit, als im Vertrauen,<lb/>
zu ſagen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Hier-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[400/0406]
halb Dutzend ſolcher Blitze, ſolcher Augenſtrah-
len, in eben ſo vielen verſchiednen Unterredungen
mit dieſer durch die Seele dringenden Schoͤnheit
gefuͤhlet.
Jhr Onkel, muͤßte ſie geſtehen, waͤre nicht
gewohnt, auf ſolche Auswege zu denken: allein
ſie haͤtte dieß bey ſich ſebſt dadurch mit einander
zu reimen gewußt, daß der Fall zum Ungluͤck
ganz außerordentlich waͤre, und er fuͤr ihre Ehre
Sorge truͤge.
Dieß erleichterte dem armen Schelm das Herz
und machte ihn mehr Muth.
Sie frug ihn ob er glaubte, daß die Lady
Eliſabeth und die Fraͤulein Montague ihr einen
Beſuch zugedacht haͤtten.
Er zweifelte gar nicht daran.
Bildet Herr Lovelace ſich ein, fuhr ſie fort,
daß ich mich bewegen laſſen koͤnnte, die Nach-
richt, welche ſie ausge bracht haben, gegen die-
ſelben zu unterſtuͤtzen?
Jch hatte mir Hoffnung gemacht ſie
dahin zu bringen, Bruder: ſonſt haͤtte ſie
ihre Briefe nicht zu ſehen bekommen. Aber
ich hatte dem Capitain ſchon geſagt, daß ich
glaubte, ich muͤßte dieſe Hoffnung aufgeben.
Nein. Er glaubte, daß ich mir keine ſol-
che Gedanken machte. Er waͤre faſt verſichert,
daß ich willens waͤre, ihnen, wenn ich ſie ſpraͤ-
che, die reine Wahrheit, als im Vertrauen,
zu ſagen.
Hier-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/406>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.