Lovel. Nein: wofern sie es nicht etwa aus- drücklich verlangen sollte. - - Leute, die so weit über Kleinigkeiten hinaus sind, als ich, dürfen aus keiner von ihren Sachen ein Geheimniß ma- chen. Außer dem sind sie drey Frauenzimmer, denen alle unsere Angelegenheiten schon bekannt sind.
Capit. Jch habe ihrer Gemahlinn etwas zu sagen, das sie vielleicht niemand gerne hören las- sen möchte: auch sie nicht einmal, Hr. Lovelace; da sie und ihre Familie in keinem so guten Ver- ständnisse leben, als zu wünschen wäre.
Lovel. Gut, gut, Herr Capitain: ich muß mir es gefallen lassen. Geben sie uns nur ein Zeichen, wenn es geschehen soll: so wollen wir weggehen.
Es war besser, daß er die Gegenwart der Weibsleute verbot, als wenn ich es gethan hätte.
Capit. Jch will den Kopf neigen und meine Hand so - - bewegen: wenn ich mit ihr allei- ne zu seyn wünsche. Jhr Onkel ist ganz von ihr eingenommen. Jch hoffe, Herr Lovelace, sie werden die Aussöhnung um des Eifers willen, womit mein theurer Freund dieselbe zu Stande zu bringen suchet, nicht schwerer machen. Nur eines muß ich ihnen sagen: wie ich es ihnen schon mehr als einmal gesagt habe. Mir ist bange, daß sie mir die Veranlassung zu die- sem Misverständnisse geringer vorgestellet, als es seyn sollte.
Lovel.
B b 2
Lovel. Nein: wofern ſie es nicht etwa aus- druͤcklich verlangen ſollte. ‒ ‒ Leute, die ſo weit uͤber Kleinigkeiten hinaus ſind, als ich, duͤrfen aus keiner von ihren Sachen ein Geheimniß ma- chen. Außer dem ſind ſie drey Frauenzimmer, denen alle unſere Angelegenheiten ſchon bekannt ſind.
Capit. Jch habe ihrer Gemahlinn etwas zu ſagen, das ſie vielleicht niemand gerne hoͤren laſ- ſen moͤchte: auch ſie nicht einmal, Hr. Lovelace; da ſie und ihre Familie in keinem ſo guten Ver- ſtaͤndniſſe leben, als zu wuͤnſchen waͤre.
Lovel. Gut, gut, Herr Capitain: ich muß mir es gefallen laſſen. Geben ſie uns nur ein Zeichen, wenn es geſchehen ſoll: ſo wollen wir weggehen.
Es war beſſer, daß er die Gegenwart der Weibsleute verbot, als wenn ich es gethan haͤtte.
Capit. Jch will den Kopf neigen und meine Hand ſo ‒ ‒ bewegen: wenn ich mit ihr allei- ne zu ſeyn wuͤnſche. Jhr Onkel iſt ganz von ihr eingenommen. Jch hoffe, Herr Lovelace, ſie werden die Ausſoͤhnung um des Eifers willen, womit mein theurer Freund dieſelbe zu Stande zu bringen ſuchet, nicht ſchwerer machen. Nur eines muß ich ihnen ſagen: wie ich es ihnen ſchon mehr als einmal geſagt habe. Mir iſt bange, daß ſie mir die Veranlaſſung zu die- ſem Misverſtaͤndniſſe geringer vorgeſtellet, als es ſeyn ſollte.
Lovel.
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Lovel. Nein: wofern ſie es nicht etwa aus-
druͤcklich verlangen ſollte. ‒ ‒ Leute, die ſo weit
uͤber Kleinigkeiten hinaus ſind, als ich, duͤrfen
aus keiner von ihren Sachen ein Geheimniß ma-
chen. Außer dem ſind ſie drey Frauenzimmer,
denen alle unſere Angelegenheiten ſchon bekannt
ſind.
Capit. Jch habe ihrer Gemahlinn etwas zu
ſagen, das ſie vielleicht niemand gerne hoͤren laſ-
ſen moͤchte: auch ſie nicht einmal, Hr. Lovelace;
da ſie und ihre Familie in keinem ſo guten Ver-
ſtaͤndniſſe leben, als zu wuͤnſchen waͤre.
Lovel. Gut, gut, Herr Capitain: ich muß
mir es gefallen laſſen. Geben ſie uns nur ein
Zeichen, wenn es geſchehen ſoll: ſo wollen wir
weggehen.
Es war beſſer, daß er die Gegenwart der
Weibsleute verbot, als wenn ich es gethan haͤtte.
Capit. Jch will den Kopf neigen und meine
Hand ſo ‒ ‒ bewegen: wenn ich mit ihr allei-
ne zu ſeyn wuͤnſche. Jhr Onkel iſt ganz von ihr
eingenommen. Jch hoffe, Herr Lovelace, ſie
werden die Ausſoͤhnung um des Eifers willen,
womit mein theurer Freund dieſelbe zu Stande
zu bringen ſuchet, nicht ſchwerer machen. Nur
eines muß ich ihnen ſagen: wie ich es ihnen
ſchon mehr als einmal geſagt habe. Mir
iſt bange, daß ſie mir die Veranlaſſung zu die-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/393>, abgerufen am 24.11.2024.
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