[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.schehen. Schamhaftigkeit, Belford, Scham- den ver Mann, und hat so viel von einem rechtschaffenen
Cavallier. Die Absicht, welche durch ihn, wenn er ein Betrieger seyn möchte, erhalten werden soll, ist so sehr unnöthig: wofern Lovelace ehrenlose Strei- che im Kopfe hat, - - - Hierzu kommt, was er Jhnen von dem Antrage des Herrn Hickmanns an Jhren Onkel und der Frau Norton an Jhre Mutter mel- dete: wovon einige besondre Umstände so beschaffen sind, daß, wie ich versichert bin, der niederträchtige Unterhändler Joseph Lehmann, sie seinem noch nie- derträchtigern Anführer nicht entdecken können. Jch bedenke ferner, wie er im Namen Jhres Onkels dar- auf bestand, daß ein Tag zur Trauung festgesetzet würde: wodurch keine böse Absicht erhalten werden konnte. Jch bedenke, was er von Jhres Onkels Vorschlag schreibet, jedermann in den Gedanken zu bestärken, daß Sie von der Zeit an, da Sie mit ein- ander in einem Hause gelebet, wirklich getrauet ge- wesen; und diese Zeit so zu bestimmen, daß sie mit Herrn Hickmanns Besuch bey Jhrem Onkel zuträf- fe. Jch bedenke, wie er darauf dringet, daß eine zuverläßige Person, die der Onkel ernennen würde, bey der Trauhandlung gegenwärtig sey. - Alle diese Dinge versichern mich, daß er es nunmehr endlich ehrlich meynet. Sollte aber von seiner Seite wider Vermu- then von neuem Aufschub gesucht werden: so mel- den Sie mir, meine wertheste Freundinn, auf was für einer Gasse Frau Sinclair eigentlich wohnet, und wo der Frau Fretchvillen Haus lieget. Jch kann nicht finden, daß Sie in Jhren vorigen Brie- fen jemals davon gedacht haben: und das ist ein we nig seltsam. Alsdenn will ich mich genau nach den ſchehen. Schamhaftigkeit, Belford, Scham- den ver Mann, und hat ſo viel von einem rechtſchaffenen
Cavallier. Die Abſicht, welche durch ihn, wenn er ein Betrieger ſeyn moͤchte, erhalten werden ſoll, iſt ſo ſehr unnoͤthig: wofern Lovelace ehrenloſe Strei- che im Kopfe hat, ‒ ‒ ‒ Hierzu kommt, was er Jhnen von dem Antrage des Herrn Hickmanns an Jhren Onkel und der Frau Norton an Jhre Mutter mel- dete: wovon einige beſondre Umſtaͤnde ſo beſchaffen ſind, daß, wie ich verſichert bin, der niedertraͤchtige Unterhaͤndler Joſeph Lehmann, ſie ſeinem noch nie- dertraͤchtigern Anfuͤhrer nicht entdecken koͤnnen. Jch bedenke ferner, wie er im Namen Jhres Onkels dar- auf beſtand, daß ein Tag zur Trauung feſtgeſetzet wuͤrde: wodurch keine boͤſe Abſicht erhalten werden konnte. Jch bedenke, was er von Jhres Onkels Vorſchlag ſchreibet, jedermann in den Gedanken zu beſtaͤrken, daß Sie von der Zeit an, da Sie mit ein- ander in einem Hauſe gelebet, wirklich getrauet ge- weſen; und dieſe Zeit ſo zu beſtimmen, daß ſie mit Herrn Hickmanns Beſuch bey Jhrem Onkel zutraͤf- fe. Jch bedenke, wie er darauf dringet, daß eine zuverlaͤßige Perſon, die der Onkel ernennen wuͤrde, bey der Trauhandlung gegenwaͤrtig ſey. ‒ Alle dieſe Dinge verſichern mich, daß er es nunmehr endlich ehrlich meynet. Sollte aber von ſeiner Seite wider Vermu- then von neuem Aufſchub geſucht werden: ſo mel- den Sie mir, meine wertheſte Freundinn, auf was fuͤr einer Gaſſe Frau Sinclair eigentlich wohnet, und wo der Frau Fretchvillen Haus lieget. Jch kann nicht finden, daß Sie in Jhren vorigen Brie- fen jemals davon gedacht haben: und das iſt ein we nig ſeltſam. Alsdenn will ich mich genau nach den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0369" n="363"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>ſchehen. Schamhaftigkeit, Belford, Scham-<lb/> haftigkeit iſt meiner Meynung nach, ſelbſt bey</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/> <note xml:id="b06" prev="#b05" place="foot" next="#b07"> <p>ver Mann, und hat ſo viel von einem rechtſchaffenen<lb/> Cavallier. Die Abſicht, welche durch ihn, wenn er<lb/> ein Betrieger ſeyn moͤchte, erhalten werden ſoll, iſt<lb/> ſo ſehr unnoͤthig: wofern Lovelace ehrenloſe Strei-<lb/> che im Kopfe hat, ‒ ‒ ‒ Hierzu kommt, was er Jhnen<lb/> von dem Antrage des Herrn Hickmanns an Jhren<lb/> Onkel und der Frau Norton an Jhre Mutter mel-<lb/> dete: wovon einige beſondre Umſtaͤnde ſo beſchaffen<lb/> ſind, daß, wie ich verſichert bin, der niedertraͤchtige<lb/> Unterhaͤndler Joſeph Lehmann, ſie ſeinem noch nie-<lb/> dertraͤchtigern Anfuͤhrer nicht entdecken koͤnnen. Jch<lb/> bedenke ferner, wie er im Namen Jhres Onkels dar-<lb/> auf beſtand, daß ein Tag zur Trauung feſtgeſetzet<lb/> wuͤrde: wodurch keine boͤſe Abſicht erhalten werden<lb/> konnte. Jch bedenke, was er von Jhres Onkels<lb/> Vorſchlag ſchreibet, jedermann in den Gedanken zu<lb/> beſtaͤrken, daß Sie von der Zeit an, da Sie mit ein-<lb/> ander in einem Hauſe gelebet, wirklich getrauet ge-<lb/> weſen; und dieſe Zeit ſo zu beſtimmen, daß ſie mit<lb/> Herrn Hickmanns Beſuch bey Jhrem Onkel zutraͤf-<lb/> fe. Jch bedenke, wie er darauf dringet, daß eine<lb/> zuverlaͤßige Perſon, die der Onkel ernennen wuͤrde,<lb/> bey der Trauhandlung gegenwaͤrtig ſey. ‒ Alle dieſe<lb/> Dinge <hi rendition="#fr">verſichern mich, daß er es nunmehr endlich<lb/> ehrlich meynet.</hi></p><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Sollte aber von ſeiner Seite wider Vermu-<lb/> then von neuem Aufſchub geſucht werden: ſo mel-<lb/> den Sie mir, meine wertheſte Freundinn, auf was<lb/> fuͤr einer Gaſſe Frau Sinclair eigentlich wohnet,<lb/> und wo der Frau Fretchvillen Haus lieget. Jch<lb/> kann nicht finden, daß Sie in Jhren vorigen Brie-<lb/> fen jemals davon gedacht haben: und das iſt ein<lb/> we nig ſeltſam. Alsdenn will ich mich genau nach</hi> </p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">den</hi> </fw> </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [363/0369]
ſchehen. Schamhaftigkeit, Belford, Scham-
haftigkeit iſt meiner Meynung nach, ſelbſt bey
den
ver Mann, und hat ſo viel von einem rechtſchaffenen
Cavallier. Die Abſicht, welche durch ihn, wenn er
ein Betrieger ſeyn moͤchte, erhalten werden ſoll, iſt
ſo ſehr unnoͤthig: wofern Lovelace ehrenloſe Strei-
che im Kopfe hat, ‒ ‒ ‒ Hierzu kommt, was er Jhnen
von dem Antrage des Herrn Hickmanns an Jhren
Onkel und der Frau Norton an Jhre Mutter mel-
dete: wovon einige beſondre Umſtaͤnde ſo beſchaffen
ſind, daß, wie ich verſichert bin, der niedertraͤchtige
Unterhaͤndler Joſeph Lehmann, ſie ſeinem noch nie-
dertraͤchtigern Anfuͤhrer nicht entdecken koͤnnen. Jch
bedenke ferner, wie er im Namen Jhres Onkels dar-
auf beſtand, daß ein Tag zur Trauung feſtgeſetzet
wuͤrde: wodurch keine boͤſe Abſicht erhalten werden
konnte. Jch bedenke, was er von Jhres Onkels
Vorſchlag ſchreibet, jedermann in den Gedanken zu
beſtaͤrken, daß Sie von der Zeit an, da Sie mit ein-
ander in einem Hauſe gelebet, wirklich getrauet ge-
weſen; und dieſe Zeit ſo zu beſtimmen, daß ſie mit
Herrn Hickmanns Beſuch bey Jhrem Onkel zutraͤf-
fe. Jch bedenke, wie er darauf dringet, daß eine
zuverlaͤßige Perſon, die der Onkel ernennen wuͤrde,
bey der Trauhandlung gegenwaͤrtig ſey. ‒ Alle dieſe
Dinge verſichern mich, daß er es nunmehr endlich
ehrlich meynet.
Sollte aber von ſeiner Seite wider Vermu-
then von neuem Aufſchub geſucht werden: ſo mel-
den Sie mir, meine wertheſte Freundinn, auf was
fuͤr einer Gaſſe Frau Sinclair eigentlich wohnet,
und wo der Frau Fretchvillen Haus lieget. Jch
kann nicht finden, daß Sie in Jhren vorigen Brie-
fen jemals davon gedacht haben: und das iſt ein
we nig ſeltſam. Alsdenn will ich mich genau nach
den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |