mit dem Briefe wieder zu dem alten Grimes zu- rück, und befahl ihm nicht tiefer in die Krüge zu kucken. Er gestand, daß er schon halb selig wäre: wie er sich ausdrückte.
Bube! sprach ich, müsset ihr nicht diese Nacht mit einer von der Fr. Moore Mägden verliebt thun? - -
Vergeben sie mir, gnädiger Herr! - Jch will nüchtern seyn. - - Das hatte ich nur ver- gessen - - Aber der alte Grimes ist verzweifelt zähe - - Jch dachte, ich würde ihn niemals vom Pferde gebracht haben.
Fort, Bösewicht! - - Laß den alten Gri- mes kommen: und zwar zu Pferde, bis an die Thüre - -
Er soll kommen, verzeihen Jhro Gnaden, wenn ich ihn nur auf das Pferd bringen und wenn er nur sitzen kann - - -
Binde ihm ja ein, sich nicht merken zu lassen, daß er abgestiegen gewesen oder mit einer Seele gesprochen hat - - -
Gut, gnädiger Herr! Und dabey nickte er ganz vertraut mit dem Kopfe, mir zu zeigen, daß er mich verstünde. So ging der Bube fort: und ich begab mich wieder zu den Frauensperso- nen in dem Saale.
Eine Viertelstunde hernach kam der alte Gri- mes zu Pferde. Er schwankete auf den Sattel- knopf, bald an die eine, bald an die andre Seite: und reichte unter andern mit dem Kopfe beynahe an den Kopf seines weit nüchternern Vlehes.
Es
mit dem Briefe wieder zu dem alten Grimes zu- ruͤck, und befahl ihm nicht tiefer in die Kruͤge zu kucken. Er geſtand, daß er ſchon halb ſelig waͤre: wie er ſich ausdruͤckte.
Bube! ſprach ich, muͤſſet ihr nicht dieſe Nacht mit einer von der Fr. Moore Maͤgden verliebt thun? ‒ ‒
Vergeben ſie mir, gnaͤdiger Herr! ‒ Jch will nuͤchtern ſeyn. ‒ ‒ Das hatte ich nur ver- geſſen ‒ ‒ Aber der alte Grimes iſt verzweifelt zaͤhe ‒ ‒ Jch dachte, ich wuͤrde ihn niemals vom Pferde gebracht haben.
Fort, Boͤſewicht! ‒ ‒ Laß den alten Gri- mes kommen: und zwar zu Pferde, bis an die Thuͤre ‒ ‒
Er ſoll kommen, verzeihen Jhro Gnaden, wenn ich ihn nur auf das Pferd bringen und wenn er nur ſitzen kann ‒ ‒ ‒
Binde ihm ja ein, ſich nicht merken zu laſſen, daß er abgeſtiegen geweſen oder mit einer Seele geſprochen hat ‒ ‒ ‒
Gut, gnaͤdiger Herr! Und dabey nickte er ganz vertraut mit dem Kopfe, mir zu zeigen, daß er mich verſtuͤnde. So ging der Bube fort: und ich begab mich wieder zu den Frauensperſo- nen in dem Saale.
Eine Viertelſtunde hernach kam der alte Gri- mes zu Pferde. Er ſchwankete auf den Sattel- knopf, bald an die eine, bald an die andre Seite: und reichte unter andern mit dem Kopfe beynahe an den Kopf ſeines weit nuͤchternern Vlehes.
Es
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mit dem Briefe wieder zu dem alten Grimes zu-
ruͤck, und befahl ihm nicht tiefer in die Kruͤge zu
kucken. Er geſtand, daß er ſchon halb ſelig
waͤre: wie er ſich ausdruͤckte.
Bube! ſprach ich, muͤſſet ihr nicht dieſe Nacht
mit einer von der Fr. Moore Maͤgden verliebt
thun? ‒ ‒
Vergeben ſie mir, gnaͤdiger Herr! ‒ Jch
will nuͤchtern ſeyn. ‒ ‒ Das hatte ich nur ver-
geſſen ‒ ‒ Aber der alte Grimes iſt verzweifelt
zaͤhe ‒ ‒ Jch dachte, ich wuͤrde ihn niemals vom
Pferde gebracht haben.
Fort, Boͤſewicht! ‒ ‒ Laß den alten Gri-
mes kommen: und zwar zu Pferde, bis an die
Thuͤre ‒ ‒
Er ſoll kommen, verzeihen Jhro Gnaden,
wenn ich ihn nur auf das Pferd bringen und wenn
er nur ſitzen kann ‒ ‒ ‒
Binde ihm ja ein, ſich nicht merken zu laſſen,
daß er abgeſtiegen geweſen oder mit einer Seele
geſprochen hat ‒ ‒ ‒
Gut, gnaͤdiger Herr! Und dabey nickte er
ganz vertraut mit dem Kopfe, mir zu zeigen, daß
er mich verſtuͤnde. So ging der Bube fort:
und ich begab mich wieder zu den Frauensperſo-
nen in dem Saale.
Eine Viertelſtunde hernach kam der alte Gri-
mes zu Pferde. Er ſchwankete auf den Sattel-
knopf, bald an die eine, bald an die andre Seite:
und reichte unter andern mit dem Kopfe beynahe
an den Kopf ſeines weit nuͤchternern Vlehes.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/355>, abgerufen am 23.11.2024.
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