in der That - - Einige kleine Fehler hat sie wohl in Ansehung ihrer übereilenden Heftigkeit und ihres unversöhnlichen Sinnes. Allein dieß hat sie von dem Harlowischen Geschlechte, und wird noch dazu von der Fräulein Howe aufge- hetzet - - - Hingegen ihre unzählbaren und un- vergleichlichen Vorzüge hat sie als ein besonderes Eigenthum von sich selbst.
Capit. Ey! was will man von ihrem har- ten Kopfe und ihrer Heftigkeit sagen! Das ist ein rechter Kopf, den sie eben itzo genannt haben, weil sie der Fräulein Howe erwähnten! - - Und so gab ich ihm Anleitung, alles, was ich von dem ungestümen Frauenzimmer gesagt hatte, zu be- kräftigen. - - Jedoch, sprach er, man müßte wohl Mitleiden mit ihr haben: und sahe mich so an, als wenn er vieles damit sagen wollte.
Jch hatte vorher die Abrede mit ihm genom- men, wie ich dir bereits zu verstehen gegeben ha- be, der Fräulein Howe gelegentlich eine heim- liche Liebe beyzumessen: als das beste Mittel, al- les, was zu meinem Nachtheile von ihr kommen möchte, zu entkräften.
Capit. Jch kenne ihre Bescheidenheit, Herr Lovelace: sonst könnten sie wohl einen Grund angeben - -
Lovel. Mit niedergeschlagenen Augen und einem sehr schamhaftigen Gesichte. - - Das kann ich nicht gedenken, Herr Capitain - - Aber lassen sie uns eine andere Ursache nennen.
Alle
in der That ‒ ‒ Einige kleine Fehler hat ſie wohl in Anſehung ihrer uͤbereilenden Heftigkeit und ihres unverſoͤhnlichen Sinnes. Allein dieß hat ſie von dem Harlowiſchen Geſchlechte, und wird noch dazu von der Fraͤulein Howe aufge- hetzet ‒ ‒ ‒ Hingegen ihre unzaͤhlbaren und un- vergleichlichen Vorzuͤge hat ſie als ein beſonderes Eigenthum von ſich ſelbſt.
Capit. Ey! was will man von ihrem har- ten Kopfe und ihrer Heftigkeit ſagen! Das iſt ein rechter Kopf, den ſie eben itzo genannt haben, weil ſie der Fraͤulein Howe erwaͤhnten! ‒ ‒ Und ſo gab ich ihm Anleitung, alles, was ich von dem ungeſtuͤmen Frauenzimmer geſagt hatte, zu be- kraͤftigen. ‒ ‒ Jedoch, ſprach er, man muͤßte wohl Mitleiden mit ihr haben: und ſahe mich ſo an, als wenn er vieles damit ſagen wollte.
Jch hatte vorher die Abrede mit ihm genom- men, wie ich dir bereits zu verſtehen gegeben ha- be, der Fraͤulein Howe gelegentlich eine heim- liche Liebe beyzumeſſen: als das beſte Mittel, al- les, was zu meinem Nachtheile von ihr kommen moͤchte, zu entkraͤften.
Capit. Jch kenne ihre Beſcheidenheit, Herr Lovelace: ſonſt koͤnnten ſie wohl einen Grund angeben ‒ ‒
Lovel. Mit niedergeſchlagenen Augen und einem ſehr ſchamhaftigen Geſichte. ‒ ‒ Das kann ich nicht gedenken, Herr Capitain ‒ ‒ Aber laſſen ſie uns eine andere Urſache nennen.
Alle
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0339"n="333"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
in der That ‒‒ Einige kleine Fehler hat ſie<lb/>
wohl in Anſehung ihrer uͤbereilenden Heftigkeit<lb/>
und ihres unverſoͤhnlichen Sinnes. Allein dieß<lb/>
hat ſie von dem Harlowiſchen Geſchlechte, und<lb/>
wird noch dazu von <hirendition="#fr">der</hi> Fraͤulein Howe aufge-<lb/>
hetzet ‒‒‒ Hingegen ihre unzaͤhlbaren und un-<lb/>
vergleichlichen Vorzuͤge hat ſie als ein beſonderes<lb/>
Eigenthum von ſich ſelbſt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Capit.</hi> Ey! was will man von ihrem har-<lb/>
ten Kopfe und ihrer Heftigkeit ſagen! Das iſt<lb/>
ein rechter Kopf, den ſie eben itzo genannt haben,<lb/>
weil ſie der Fraͤulein Howe erwaͤhnten! ‒‒ Und<lb/>ſo gab ich ihm Anleitung, alles, was ich von dem<lb/>
ungeſtuͤmen Frauenzimmer geſagt hatte, zu be-<lb/>
kraͤftigen. ‒‒ Jedoch, ſprach er, man muͤßte<lb/>
wohl Mitleiden mit ihr haben: und ſahe mich ſo<lb/>
an, als wenn er vieles damit ſagen wollte.</p><lb/><p>Jch hatte vorher die Abrede mit ihm genom-<lb/>
men, wie ich dir bereits zu verſtehen gegeben ha-<lb/>
be, der Fraͤulein Howe <hirendition="#fr">gelegentlich</hi> eine heim-<lb/>
liche Liebe beyzumeſſen: als das beſte Mittel, al-<lb/>
les, was zu meinem Nachtheile von ihr kommen<lb/>
moͤchte, zu entkraͤften.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Capit.</hi> Jch kenne ihre Beſcheidenheit, Herr<lb/>
Lovelace: ſonſt koͤnnten <hirendition="#fr">ſie</hi> wohl einen Grund<lb/>
angeben ‒‒</p><lb/><p><hirendition="#fr">Lovel.</hi> Mit niedergeſchlagenen Augen und<lb/>
einem ſehr ſchamhaftigen Geſichte. ‒‒ Das<lb/>
kann ich nicht gedenken, Herr Capitain ‒‒ Aber<lb/>
laſſen ſie uns eine andere Urſache nennen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Alle</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[333/0339]
in der That ‒ ‒ Einige kleine Fehler hat ſie
wohl in Anſehung ihrer uͤbereilenden Heftigkeit
und ihres unverſoͤhnlichen Sinnes. Allein dieß
hat ſie von dem Harlowiſchen Geſchlechte, und
wird noch dazu von der Fraͤulein Howe aufge-
hetzet ‒ ‒ ‒ Hingegen ihre unzaͤhlbaren und un-
vergleichlichen Vorzuͤge hat ſie als ein beſonderes
Eigenthum von ſich ſelbſt.
Capit. Ey! was will man von ihrem har-
ten Kopfe und ihrer Heftigkeit ſagen! Das iſt
ein rechter Kopf, den ſie eben itzo genannt haben,
weil ſie der Fraͤulein Howe erwaͤhnten! ‒ ‒ Und
ſo gab ich ihm Anleitung, alles, was ich von dem
ungeſtuͤmen Frauenzimmer geſagt hatte, zu be-
kraͤftigen. ‒ ‒ Jedoch, ſprach er, man muͤßte
wohl Mitleiden mit ihr haben: und ſahe mich ſo
an, als wenn er vieles damit ſagen wollte.
Jch hatte vorher die Abrede mit ihm genom-
men, wie ich dir bereits zu verſtehen gegeben ha-
be, der Fraͤulein Howe gelegentlich eine heim-
liche Liebe beyzumeſſen: als das beſte Mittel, al-
les, was zu meinem Nachtheile von ihr kommen
moͤchte, zu entkraͤften.
Capit. Jch kenne ihre Beſcheidenheit, Herr
Lovelace: ſonſt koͤnnten ſie wohl einen Grund
angeben ‒ ‒
Lovel. Mit niedergeſchlagenen Augen und
einem ſehr ſchamhaftigen Geſichte. ‒ ‒ Das
kann ich nicht gedenken, Herr Capitain ‒ ‒ Aber
laſſen ſie uns eine andere Urſache nennen.
Alle
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/339>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.