gängerinn eine Schüssel hinauf: allein sie aß nur einen Bissen Brodt und trank ein Glaß Wasser. Jch zweifelte nicht, daß sie ihr Wort halten würde, da es einmal heraus war. Jst sie nicht eine Harlowe? - - Sie scheinet sich zur Härte zu gewöhnen, die sie doch, wenn es auf das ärgeste geht, nicht erfahren kann. Denn sollte sie sich auch zuletzt weigern, mir verbunden zu seyn, oder, daß ich mich meinem eignen Her- zen gemäßer ausdrücke, mich zu verbinden: so muß dennoch ein jeder, der sie siehet, ihr Freund- schaft erzeigen.
Aber ich muß dich fragen, Belsord! Bist du nicht für mich besorgt, wegen des Jnhalts von dem Briefe, den die zornige Schöne geschrieben und durch einen Kerl zu Pferde weggeschicket hat? Bist du nicht besorgt, was die Fräulein Howe darauf antworten mag? Willst du nicht schon fragen, ob es nicht zu vermuthen ist, daß die Fräulein Howe, wenn sie ihrer verwegenen Freundinn Flucht erfähret, sich um ihren Brief bekümmern wird: da sie wissen muß, daß er nicht eher, als nach der Flucht, in Wilsons Haus an- kommen können und also wahrscheinlicherweise in meine Hände fallen wird? - -
Allen diesen Dingen ist schon mit so vieler List, als menschliche Vorsicht erlaubet, vorgebauet: wie du bey dem Erfolge sehen wirst.
Jch habe dir schon gemeldet, daß Wilhelm nach dem alten Grimes auf der Lauer stehet. - - Der alte Grimes, wie es scheint, ist ein schwatz-
hafter,
gaͤngerinn eine Schuͤſſel hinauf: allein ſie aß nur einen Biſſen Brodt und trank ein Glaß Waſſer. Jch zweifelte nicht, daß ſie ihr Wort halten wuͤrde, da es einmal heraus war. Jſt ſie nicht eine Harlowe? ‒ ‒ Sie ſcheinet ſich zur Haͤrte zu gewoͤhnen, die ſie doch, wenn es auf das aͤrgeſte geht, nicht erfahren kann. Denn ſollte ſie ſich auch zuletzt weigern, mir verbunden zu ſeyn, oder, daß ich mich meinem eignen Her- zen gemaͤßer ausdruͤcke, mich zu verbinden: ſo muß dennoch ein jeder, der ſie ſiehet, ihr Freund- ſchaft erzeigen.
Aber ich muß dich fragen, Belſord! Biſt du nicht fuͤr mich beſorgt, wegen des Jnhalts von dem Briefe, den die zornige Schoͤne geſchrieben und durch einen Kerl zu Pferde weggeſchicket hat? Biſt du nicht beſorgt, was die Fraͤulein Howe darauf antworten mag? Willſt du nicht ſchon fragen, ob es nicht zu vermuthen iſt, daß die Fraͤulein Howe, wenn ſie ihrer verwegenen Freundinn Flucht erfaͤhret, ſich um ihren Brief bekuͤmmern wird: da ſie wiſſen muß, daß er nicht eher, als nach der Flucht, in Wilſons Haus an- kommen koͤnnen und alſo wahrſcheinlicherweiſe in meine Haͤnde fallen wird? ‒ ‒
Allen dieſen Dingen iſt ſchon mit ſo vieler Liſt, als menſchliche Vorſicht erlaubet, vorgebauet: wie du bey dem Erfolge ſehen wirſt.
Jch habe dir ſchon gemeldet, daß Wilhelm nach dem alten Grimes auf der Lauer ſtehet. ‒ ‒ Der alte Grimes, wie es ſcheint, iſt ein ſchwatz-
hafter,
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gaͤngerinn eine Schuͤſſel hinauf: allein ſie aß
nur einen Biſſen Brodt und trank ein Glaß
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halten wuͤrde, da es einmal heraus war. Jſt
ſie nicht eine Harlowe? ‒ ‒ Sie ſcheinet ſich zur
Haͤrte zu gewoͤhnen, die ſie doch, wenn es auf
das aͤrgeſte geht, nicht erfahren kann. Denn
ſollte ſie ſich auch zuletzt weigern, mir verbunden
zu ſeyn, oder, daß ich mich meinem eignen Her-
zen gemaͤßer ausdruͤcke, mich zu verbinden: ſo
muß dennoch ein jeder, der ſie ſiehet, ihr Freund-
ſchaft erzeigen.
Aber ich muß dich fragen, Belſord! Biſt du
nicht fuͤr mich beſorgt, wegen des Jnhalts von
dem Briefe, den die zornige Schoͤne geſchrieben
und durch einen Kerl zu Pferde weggeſchicket
hat? Biſt du nicht beſorgt, was die Fraͤulein
Howe darauf antworten mag? Willſt du nicht
ſchon fragen, ob es nicht zu vermuthen iſt, daß
die Fraͤulein Howe, wenn ſie ihrer verwegenen
Freundinn Flucht erfaͤhret, ſich um ihren Brief
bekuͤmmern wird: da ſie wiſſen muß, daß er nicht
eher, als nach der Flucht, in Wilſons Haus an-
kommen koͤnnen und alſo wahrſcheinlicherweiſe
in meine Haͤnde fallen wird? ‒ ‒
Allen dieſen Dingen iſt ſchon mit ſo vieler
Liſt, als menſchliche Vorſicht erlaubet, vorgebauet:
wie du bey dem Erfolge ſehen wirſt.
Jch habe dir ſchon gemeldet, daß Wilhelm
nach dem alten Grimes auf der Lauer ſtehet. ‒ ‒
Der alte Grimes, wie es ſcheint, iſt ein ſchwatz-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/328>, abgerufen am 24.11.2024.
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