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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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sagen: da ich ihm Jhre Mäßigung und Jhr ar-
tiges Bezeigen erzählet habe, von welchen beyden
Eigenschaften keine seinem Vetter beywohnet.
Allein wir haben alle unsere Fehler.

Sie können sich nicht vorstellen, wie herzlich
mein Freund noch seine unvergleichliche Base
liebet. Jch will Jhnen zum Beweise davon nur
ein Beyspiel geben, welches mich nicht wenig
rührte. "Wenn ich nur noch einmal; sagte er,
"da wir vor dem letzten mal bey einander waren;
"dieß angenehme Kind, als meine Hauswirthinn
"in dem mir zugefallenen Monat, zur Zierde
"oben an meinem Tische sitzend und alle übrigen,
"die von der Familie gegenwärtig seyn möchten,
"als ihre Gäste sehen kann: denn so wollte ich
"es haben; und ihre Mutter hatte mir dazu
"ihre Einwilligung gegeben
- - Hier brach
er ab, weil er sein ehrwürdiges Angesicht von
mir zu kehren genöthigt ward. Die Thränen
liefen ihm über die Wangen. Er wollte sie gern
verborgen haben: aber er konnte nicht - - "Je-
"doch - - jedoch, sprach er - - wie - - wie
"- - der arme Herr, gluchsete recht vor Weinen
"- - wie werde ich die erste Zusammenkunft zu
"ertragen im Stande seyn!

Jch danke Gott, Herr Lovelace, daß ich kein
unempfindlicher Mann bin. Meine Augen
zeigten meinem würdigen Freunde, daß er nicht
Ursache hätte, sich seiner menschlichen Regungen
vor mir zu schämen.

Jch
R 5



ſagen: da ich ihm Jhre Maͤßigung und Jhr ar-
tiges Bezeigen erzaͤhlet habe, von welchen beyden
Eigenſchaften keine ſeinem Vetter beywohnet.
Allein wir haben alle unſere Fehler.

Sie koͤnnen ſich nicht vorſtellen, wie herzlich
mein Freund noch ſeine unvergleichliche Baſe
liebet. Jch will Jhnen zum Beweiſe davon nur
ein Beyſpiel geben, welches mich nicht wenig
ruͤhrte. „Wenn ich nur noch einmal; ſagte er,
„da wir vor dem letzten mal bey einander waren;
„dieß angenehme Kind, als meine Hauswirthinn
„in dem mir zugefallenen Monat, zur Zierde
„oben an meinem Tiſche ſitzend und alle uͤbrigen,
„die von der Familie gegenwaͤrtig ſeyn moͤchten,
„als ihre Gaͤſte ſehen kann: denn ſo wollte ich
„es haben; und ihre Mutter hatte mir dazu
„ihre Einwilligung gegeben
‒ ‒ Hier brach
er ab, weil er ſein ehrwuͤrdiges Angeſicht von
mir zu kehren genoͤthigt ward. Die Thraͤnen
liefen ihm uͤber die Wangen. Er wollte ſie gern
verborgen haben: aber er konnte nicht ‒ ‒ „Je-
„doch ‒ ‒ jedoch, ſprach er ‒ ‒ wie ‒ ‒ wie
„‒ ‒ der arme Herr, gluchſete recht vor Weinen
„‒ ‒ wie werde ich die erſte Zuſammenkunft zu
„ertragen im Stande ſeyn!

Jch danke Gott, Herr Lovelace, daß ich kein
unempfindlicher Mann bin. Meine Augen
zeigten meinem wuͤrdigen Freunde, daß er nicht
Urſache haͤtte, ſich ſeiner menſchlichen Regungen
vor mir zu ſchaͤmen.

Jch
R 5
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[265/0271] ſagen: da ich ihm Jhre Maͤßigung und Jhr ar- tiges Bezeigen erzaͤhlet habe, von welchen beyden Eigenſchaften keine ſeinem Vetter beywohnet. Allein wir haben alle unſere Fehler. Sie koͤnnen ſich nicht vorſtellen, wie herzlich mein Freund noch ſeine unvergleichliche Baſe liebet. Jch will Jhnen zum Beweiſe davon nur ein Beyſpiel geben, welches mich nicht wenig ruͤhrte. „Wenn ich nur noch einmal; ſagte er, „da wir vor dem letzten mal bey einander waren; „dieß angenehme Kind, als meine Hauswirthinn „in dem mir zugefallenen Monat, zur Zierde „oben an meinem Tiſche ſitzend und alle uͤbrigen, „die von der Familie gegenwaͤrtig ſeyn moͤchten, „als ihre Gaͤſte ſehen kann: denn ſo wollte ich „es haben; und ihre Mutter hatte mir dazu „ihre Einwilligung gegeben ‒ ‒ Hier brach er ab, weil er ſein ehrwuͤrdiges Angeſicht von mir zu kehren genoͤthigt ward. Die Thraͤnen liefen ihm uͤber die Wangen. Er wollte ſie gern verborgen haben: aber er konnte nicht ‒ ‒ „Je- „doch ‒ ‒ jedoch, ſprach er ‒ ‒ wie ‒ ‒ wie „‒ ‒ der arme Herr, gluchſete recht vor Weinen „‒ ‒ wie werde ich die erſte Zuſammenkunft zu „ertragen im Stande ſeyn! Jch danke Gott, Herr Lovelace, daß ich kein unempfindlicher Mann bin. Meine Augen zeigten meinem wuͤrdigen Freunde, daß er nicht Urſache haͤtte, ſich ſeiner menſchlichen Regungen vor mir zu ſchaͤmen. Jch R 5

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/271>, abgerufen am 24.11.2024.