Lilburne, einer von denen Personen, welchen ich meine Vermuthung von Jhrer Heyrath merken ließ, ist von ohngefähr mit Herrn Spurrier, dem Haushofmeister der Lady Elisabeth Lawrance, be- kannt geworden, und hat es, weil ihm nichts ver- boten war, dem Hrn. Spurrier, und dieser wie- derum der Lady Elisabeth, als gewiß gesaget. Deswegen hat sich Jhro Gnaden, ob ich gleich nicht die Ehre habe derselben persönlich bekannt zu seyn, durch ihren Hofmeister bey mir erkundi- gen lassen. Wie der in Gesellschaft des Herrn Lilburne zu mir kam: so hatte ich keinen andern Weg übrig, als die Nachricht zu bekräftigen. Jch merke, daß die Lady Elisabeth es übel nimmt, daß sie eine so erwünschte Neuigkeit nicht von Jh- nen selbst erfahren hat.
Jhro Gnaden scheinet Geschäffte zu ha- ben, weswegen sie zur Stadt kommen muß: [und Sie werden vermuthlich ihr aus dem Jrr- thume zu helfen dienlich achten. Thun Sie das: so wird es hoffentlich im Vertrauen geschehen; damit nicht aus Jhrer eignen Familie etwas un- ter die Leute gebracht werde, das meiner Aussage widerspreche.]
[Jch bin allezeit der Meynung gewesen, daß man in allen Fällen aufs genaueste bey der Wahrheit bleiben müsse: und es macht mir
Unruhe,
den beyden Frauensleuten, bey meiner Erzählung von dem Jnhalte dieses Briefes, verschwiegen habe.
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Lilburne, einer von denen Perſonen, welchen ich meine Vermuthung von Jhrer Heyrath merken ließ, iſt von ohngefaͤhr mit Herrn Spurrier, dem Haushofmeiſter der Lady Eliſabeth Lawrance, be- kannt geworden, und hat es, weil ihm nichts ver- boten war, dem Hrn. Spurrier, und dieſer wie- derum der Lady Eliſabeth, als gewiß geſaget. Deswegen hat ſich Jhro Gnaden, ob ich gleich nicht die Ehre habe derſelben perſoͤnlich bekannt zu ſeyn, durch ihren Hofmeiſter bey mir erkundi- gen laſſen. Wie der in Geſellſchaft des Herrn Lilburne zu mir kam: ſo hatte ich keinen andern Weg uͤbrig, als die Nachricht zu bekraͤftigen. Jch merke, daß die Lady Eliſabeth es uͤbel nimmt, daß ſie eine ſo erwuͤnſchte Neuigkeit nicht von Jh- nen ſelbſt erfahren hat.
Jhro Gnaden ſcheinet Geſchaͤffte zu ha- ben, weswegen ſie zur Stadt kommen muß: [und Sie werden vermuthlich ihr aus dem Jrr- thume zu helfen dienlich achten. Thun Sie das: ſo wird es hoffentlich im Vertrauen geſchehen; damit nicht aus Jhrer eignen Familie etwas un- ter die Leute gebracht werde, das meiner Ausſage widerſpreche.]
[Jch bin allezeit der Meynung geweſen, daß man in allen Faͤllen aufs genaueſte bey der Wahrheit bleiben muͤſſe: und es macht mir
Unruhe,
den beyden Frauensleuten, bey meiner Erzaͤhlung von dem Jnhalte dieſes Briefes, verſchwiegen habe.
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Lilburne, einer von denen Perſonen, welchen ich
meine Vermuthung von Jhrer Heyrath merken
ließ, iſt von ohngefaͤhr mit Herrn Spurrier, dem
Haushofmeiſter der Lady Eliſabeth Lawrance, be-
kannt geworden, und hat es, weil ihm nichts ver-
boten war, dem Hrn. Spurrier, und dieſer wie-
derum der Lady Eliſabeth, als gewiß geſaget.
Deswegen hat ſich Jhro Gnaden, ob ich gleich
nicht die Ehre habe derſelben perſoͤnlich bekannt
zu ſeyn, durch ihren Hofmeiſter bey mir erkundi-
gen laſſen. Wie der in Geſellſchaft des Herrn
Lilburne zu mir kam: ſo hatte ich keinen andern
Weg uͤbrig, als die Nachricht zu bekraͤftigen.
Jch merke, daß die Lady Eliſabeth es uͤbel nimmt,
daß ſie eine ſo erwuͤnſchte Neuigkeit nicht von Jh-
nen ſelbſt erfahren hat.
Jhro Gnaden ſcheinet Geſchaͤffte zu ha-
ben, weswegen ſie zur Stadt kommen muß:
[und Sie werden vermuthlich ihr aus dem Jrr-
thume zu helfen dienlich achten. Thun Sie das:
ſo wird es hoffentlich im Vertrauen geſchehen;
damit nicht aus Jhrer eignen Familie etwas un-
ter die Leute gebracht werde, das meiner Ausſage
widerſpreche.]
[Jch bin allezeit der Meynung geweſen, daß
man in allen Faͤllen aufs genaueſte bey der
Wahrheit bleiben muͤſſe: und es macht mir
Unruhe,
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* den beyden Frauensleuten, bey meiner Erzaͤhlung
von dem Jnhalte dieſes Briefes, verſchwiegen
habe.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/265>, abgerufen am 24.11.2024.
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