Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



"daß wir so lange unverheyrathet mit einander
"gelebet.

"Hierauf, schreibt der Capitain, hätte sein
"werthester Freund einen Vorschlag gethan. Er
"bestünde darinn: Wir sollten uns ohne den
"geringsten Verzug trauen lassen. Es
"müßte aber so geheim geschehen als mög-
"lich wäre. Er hätte bemerkt, daß wir
"ohne das es so zu thun gesonnen wären. An
"der Ehestiftung könnte er nichts ausse-
"tzen. Jedoch vermuthete er, daß er zu
"desto größerer Beruhigung für sich einen
"sichern Freund von seiner Bekanntschaft
"dabey zugegen seyn lassen dürfte
- -

Hier hielt ich ein, und war willens böse zu
thun. Allein sie verlangte, ich möchte fortlesen,
und ich gehorchte -

"Es müßte aber keine lebendige Seele,
"ausgenommen die sichere Person, er selbst
"und der Capitain, anders wissen, als daß
"wir von der Zeit an, da wir mit einander
"in einem Hause gelebet, verheytather ge-
"wesen. Auch müßte man diese Zeit so be-
"stimmen, daß sie mit des Herrn Hickmanns
"Antrag an ihn von der Fräulein Howe
"übereinkäme.

Dieß, mein liebster Engel, sagte ich, ist ein
sehr bedächtlicher Vorschlag. Wir dürfen nur
die Leute unten im Hause desfalls warnen. Jch
hätte nicht gedacht, daß ihr Onkel Harlowe auf
ein so geschicktes Mittel fallen könnte. Allein

sie



„daß wir ſo lange unverheyrathet mit einander
„gelebet.

„Hierauf, ſchreibt der Capitain, haͤtte ſein
„wertheſter Freund einen Vorſchlag gethan. Er
„beſtuͤnde darinn: Wir ſollten uns ohne den
„geringſten Verzug trauen laſſen. Es
„muͤßte aber ſo geheim geſchehen als moͤg-
„lich waͤre. Er haͤtte bemerkt, daß wir
„ohne das es ſo zu thun geſonnen waͤren. An
„der Eheſtiftung koͤnnte er nichts ausſe-
„tzen. Jedoch vermuthete er, daß er zu
„deſto groͤßerer Beruhigung fuͤr ſich einen
„ſichern Freund von ſeiner Bekanntſchaft
„dabey zugegen ſeyn laſſen duͤrfte
‒ ‒

Hier hielt ich ein, und war willens boͤſe zu
thun. Allein ſie verlangte, ich moͤchte fortleſen,
und ich gehorchte ‒

„Es muͤßte aber keine lebendige Seele,
„ausgenommen die ſichere Perſon, er ſelbſt
„und der Capitain, anders wiſſen, als daß
„wir von der Zeit an, da wir mit einander
„in einem Hauſe gelebet, verheytather ge-
„weſen. Auch muͤßte man dieſe Zeit ſo be-
„ſtimmen, daß ſie mit des Herrn Hickmanns
„Antrag an ihn von der Fraͤulein Howe
„uͤbereinkaͤme.

Dieß, mein liebſter Engel, ſagte ich, iſt ein
ſehr bedaͤchtlicher Vorſchlag. Wir duͤrfen nur
die Leute unten im Hauſe desfalls warnen. Jch
haͤtte nicht gedacht, daß ihr Onkel Harlowe auf
ein ſo geſchicktes Mittel fallen koͤnnte. Allein

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0026" n="20"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201E;daß wir &#x017F;o lange unverheyrathet mit einander<lb/>
&#x201E;gelebet.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Hierauf, &#x017F;chreibt der Capitain, ha&#x0364;tte &#x017F;ein<lb/>
&#x201E;werthe&#x017F;ter Freund einen Vor&#x017F;chlag gethan. Er<lb/>
&#x201E;be&#x017F;tu&#x0364;nde darinn: <hi rendition="#fr">Wir &#x017F;ollten uns ohne den<lb/>
&#x201E;gering&#x017F;ten Verzug trauen la&#x017F;&#x017F;en. Es<lb/>
&#x201E;mu&#x0364;ßte aber &#x017F;o geheim ge&#x017F;chehen als mo&#x0364;g-<lb/>
&#x201E;lich wa&#x0364;re. Er ha&#x0364;tte bemerkt, daß wir<lb/>
&#x201E;ohne das es &#x017F;o zu thun ge&#x017F;onnen wa&#x0364;ren. An<lb/>
&#x201E;der Ehe&#x017F;tiftung ko&#x0364;nnte er nichts aus&#x017F;e-<lb/>
&#x201E;tzen. Jedoch vermuthete er, daß er zu<lb/>
&#x201E;de&#x017F;to gro&#x0364;ßerer Beruhigung fu&#x0364;r &#x017F;ich einen<lb/>
&#x201E;&#x017F;ichern Freund von &#x017F;einer Bekannt&#x017F;chaft<lb/>
&#x201E;dabey zugegen &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en du&#x0364;rfte</hi> &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Hier hielt ich ein, und war willens bo&#x0364;&#x017F;e zu<lb/>
thun. Allein &#x017F;ie verlangte, ich mo&#x0364;chte fortle&#x017F;en,<lb/>
und ich gehorchte &#x2012;</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">&#x201E;Es mu&#x0364;ßte aber keine lebendige Seele,<lb/>
&#x201E;ausgenommen die &#x017F;ichere Per&#x017F;on, er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x201E;und der Capitain, anders wi&#x017F;&#x017F;en, als daß<lb/>
&#x201E;wir von der Zeit an, da wir mit einander<lb/>
&#x201E;in einem Hau&#x017F;e gelebet, verheytather ge-<lb/>
&#x201E;we&#x017F;en. Auch mu&#x0364;ßte man die&#x017F;e Zeit &#x017F;o be-<lb/>
&#x201E;&#x017F;timmen, daß &#x017F;ie mit des Herrn Hickmanns<lb/>
&#x201E;Antrag an ihn von der Fra&#x0364;ulein Howe<lb/>
&#x201E;u&#x0364;bereinka&#x0364;me.</hi> </p><lb/>
          <p>Dieß, mein lieb&#x017F;ter Engel, &#x017F;agte ich, i&#x017F;t ein<lb/>
&#x017F;ehr beda&#x0364;chtlicher Vor&#x017F;chlag. Wir du&#x0364;rfen nur<lb/>
die Leute unten im Hau&#x017F;e desfalls warnen. Jch<lb/>
ha&#x0364;tte nicht gedacht, daß ihr Onkel Harlowe auf<lb/>
ein &#x017F;o ge&#x017F;chicktes Mittel fallen ko&#x0364;nnte. Allein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0026] „daß wir ſo lange unverheyrathet mit einander „gelebet. „Hierauf, ſchreibt der Capitain, haͤtte ſein „wertheſter Freund einen Vorſchlag gethan. Er „beſtuͤnde darinn: Wir ſollten uns ohne den „geringſten Verzug trauen laſſen. Es „muͤßte aber ſo geheim geſchehen als moͤg- „lich waͤre. Er haͤtte bemerkt, daß wir „ohne das es ſo zu thun geſonnen waͤren. An „der Eheſtiftung koͤnnte er nichts ausſe- „tzen. Jedoch vermuthete er, daß er zu „deſto groͤßerer Beruhigung fuͤr ſich einen „ſichern Freund von ſeiner Bekanntſchaft „dabey zugegen ſeyn laſſen duͤrfte ‒ ‒ Hier hielt ich ein, und war willens boͤſe zu thun. Allein ſie verlangte, ich moͤchte fortleſen, und ich gehorchte ‒ „Es muͤßte aber keine lebendige Seele, „ausgenommen die ſichere Perſon, er ſelbſt „und der Capitain, anders wiſſen, als daß „wir von der Zeit an, da wir mit einander „in einem Hauſe gelebet, verheytather ge- „weſen. Auch muͤßte man dieſe Zeit ſo be- „ſtimmen, daß ſie mit des Herrn Hickmanns „Antrag an ihn von der Fraͤulein Howe „uͤbereinkaͤme. Dieß, mein liebſter Engel, ſagte ich, iſt ein ſehr bedaͤchtlicher Vorſchlag. Wir duͤrfen nur die Leute unten im Hauſe desfalls warnen. Jch haͤtte nicht gedacht, daß ihr Onkel Harlowe auf ein ſo geſchicktes Mittel fallen koͤnnte. Allein ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/26
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/26>, abgerufen am 25.11.2024.