was auf der Höhe bey Hampstead vorgefallen war, nicht aus den Augen zu lassen.
Du weist zwar meine ganze Geschichte und ein gutes Theil von meinen Absichten. Es ist aber doch nöthig, dir das Wesentliche von dem, was ich ihnen erzählte, zu melden.
"Jch gab ihnen so kurz, als ich konnte, Nach- "richt von unsern Familien, Glücksumständen, "Verwandtschaften, Feindseligkeiten und sonder- "lich von der zwischen ihrem Bruder und mir. "Jch behauptete, daß wir wirklich ins geheim ge- "trauet wären." Aus dem Briefe von dem Capitain, den ich einschließen will, wirst du se- hen, was ich für Ursachen dazu gehabt habe. Außer dem möchten mir auch vielleicht die Weibs- personen einen Pfarrer vorgeschlagen haben, der unsern Streit schlichten sollte. "Jch entdeckte "ihnen die Bedingung, welche ich meiner Ge- "mahlinn hätte schwören müssen, und woran sie "mich fest hielte, damit sie, sagte ich, desto eher "mich zu der Aussöhnung mit ihren Angehörigen "bewegen möchte."
"Jch gestand, daß dieser Zwang mich bis- "weilen auszufliegen reizte." Und Fr. Moore war so gütig, daß sie sich erklärte, sie wunderte sich darüber nicht gar sehr.
Du bist eine recht gute Art von Weibern, Fr. Moore, dachte ich dabey.
Weil die Fräulein Howe unsere Mutter wirk- lich ausgekundschaftet hat, und es nicht unmöglich ist, daß sie noch ein Mittel finde, ihre Entdeckun-
gen
was auf der Hoͤhe bey Hampſtead vorgefallen war, nicht aus den Augen zu laſſen.
Du weiſt zwar meine ganze Geſchichte und ein gutes Theil von meinen Abſichten. Es iſt aber doch noͤthig, dir das Weſentliche von dem, was ich ihnen erzaͤhlte, zu melden.
„Jch gab ihnen ſo kurz, als ich konnte, Nach- „richt von unſern Familien, Gluͤcksumſtaͤnden, „Verwandtſchaften, Feindſeligkeiten und ſonder- „lich von der zwiſchen ihrem Bruder und mir. „Jch behauptete, daß wir wirklich ins geheim ge- „trauet waͤren.„ Aus dem Briefe von dem Capitain, den ich einſchließen will, wirſt du ſe- hen, was ich fuͤr Urſachen dazu gehabt habe. Außer dem moͤchten mir auch vielleicht die Weibs- perſonen einen Pfarrer vorgeſchlagen haben, der unſern Streit ſchlichten ſollte. „Jch entdeckte „ihnen die Bedingung, welche ich meiner Ge- „mahlinn haͤtte ſchwoͤren muͤſſen, und woran ſie „mich feſt hielte, damit ſie, ſagte ich, deſto eher „mich zu der Ausſoͤhnung mit ihren Angehoͤrigen „bewegen moͤchte.“
„Jch geſtand, daß dieſer Zwang mich bis- „weilen auszufliegen reizte.“ Und Fr. Moore war ſo guͤtig, daß ſie ſich erklaͤrte, ſie wunderte ſich daruͤber nicht gar ſehr.
Du biſt eine recht gute Art von Weibern, Fr. Moore, dachte ich dabey.
Weil die Fraͤulein Howe unſere Mutter wirk- lich ausgekundſchaftet hat, und es nicht unmoͤglich iſt, daß ſie noch ein Mittel finde, ihre Entdeckun-
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was auf der Hoͤhe bey Hampſtead vorgefallen
war, nicht aus den Augen zu laſſen.
Du weiſt zwar meine ganze Geſchichte und
ein gutes Theil von meinen Abſichten. Es iſt
aber doch noͤthig, dir das Weſentliche von dem,
was ich ihnen erzaͤhlte, zu melden.
„Jch gab ihnen ſo kurz, als ich konnte, Nach-
„richt von unſern Familien, Gluͤcksumſtaͤnden,
„Verwandtſchaften, Feindſeligkeiten und ſonder-
„lich von der zwiſchen ihrem Bruder und mir.
„Jch behauptete, daß wir wirklich ins geheim ge-
„trauet waͤren.„ Aus dem Briefe von dem
Capitain, den ich einſchließen will, wirſt du ſe-
hen, was ich fuͤr Urſachen dazu gehabt habe.
Außer dem moͤchten mir auch vielleicht die Weibs-
perſonen einen Pfarrer vorgeſchlagen haben, der
unſern Streit ſchlichten ſollte. „Jch entdeckte
„ihnen die Bedingung, welche ich meiner Ge-
„mahlinn haͤtte ſchwoͤren muͤſſen, und woran ſie
„mich feſt hielte, damit ſie, ſagte ich, deſto eher
„mich zu der Ausſoͤhnung mit ihren Angehoͤrigen
„bewegen moͤchte.“
„Jch geſtand, daß dieſer Zwang mich bis-
„weilen auszufliegen reizte.“ Und Fr. Moore
war ſo guͤtig, daß ſie ſich erklaͤrte, ſie wunderte
ſich daruͤber nicht gar ſehr.
Du biſt eine recht gute Art von Weibern,
Fr. Moore, dachte ich dabey.
Weil die Fraͤulein Howe unſere Mutter wirk-
lich ausgekundſchaftet hat, und es nicht unmoͤglich
iſt, daß ſie noch ein Mittel finde, ihre Entdeckun-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/258>, abgerufen am 22.11.2024.
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