fruchtlos. Dieser brave Cavallier wird auf den Nachmittag hier seyn - - Die Lady Elisabeth will nebst meiner Base Montague in einem oder zweenen Tagen zur Stadt kommen. Beyde wollen ihren Besuch bey ihnen abstatten. Jch bitte, treiben sie dieß Misverständniß nicht so weit, daß es der Lord M. die Lady Elisabeth und die Lady Sarah erfahren. Was für ein vor- nehmes Ansehen gab mir dieß in den Augen der beyden Frauenzimmer! Die Lady Elisa- beth wird nicht ablassen, bis sie sich entschließen, dieselbe auf ihren eignen Rittersitz zu begleiten - - Und dieser Lady können sie ihre Sache sicher ver- trauen.
Sie wollte wiederum ausbrechen: da ich ei- nen Augenblick inne hielte. Die Züge in ihrem Gesichte und der Ton von ihrer Stimme gefie- len mir nicht - - "Meynest du, niederträchtiger "Kerl" - - das waren die Worte, welche sie wirklich ausstieß. Jch erhob meine Stimme aufs neue und überschrie sie - - Niederträch- tiger Kerl, Madame! Sie wissen, daß ich so harte Namen, als sie mir geben, nicht verdienet habe - So schimpfliche Worte von einem so ge- lassenen Gemüthe - - Jedoch sie sind es, Ma- dame, die mir so begegnen - Sie, die ich mehr als meine eigne Seele liebe - - Bey dieser mei- ner Seele schwöre ich, daß ich es thue - - Die beyden Weibspersonen sahen sich einander an. Es schien, als wenn ihnen mein Feuer gefiele. Frauenzimmer, sie mögen Weiber, Jungfern
oder
fruchtlos. Dieſer brave Cavallier wird auf den Nachmittag hier ſeyn ‒ ‒ Die Lady Eliſabeth will nebſt meiner Baſe Montague in einem oder zweenen Tagen zur Stadt kommen. Beyde wollen ihren Beſuch bey ihnen abſtatten. Jch bitte, treiben ſie dieß Misverſtaͤndniß nicht ſo weit, daß es der Lord M. die Lady Eliſabeth und die Lady Sarah erfahren. Was fuͤr ein vor- nehmes Anſehen gab mir dieß in den Augen der beyden Frauenzimmer! Die Lady Eliſa- beth wird nicht ablaſſen, bis ſie ſich entſchließen, dieſelbe auf ihren eignen Ritterſitz zu begleiten ‒ ‒ Und dieſer Lady koͤnnen ſie ihre Sache ſicher ver- trauen.
Sie wollte wiederum ausbrechen: da ich ei- nen Augenblick inne hielte. Die Zuͤge in ihrem Geſichte und der Ton von ihrer Stimme gefie- len mir nicht ‒ ‒ „Meyneſt du, niedertraͤchtiger „Kerl„ ‒ ‒ das waren die Worte, welche ſie wirklich ausſtieß. Jch erhob meine Stimme aufs neue und uͤberſchrie ſie ‒ ‒ Niedertraͤch- tiger Kerl, Madame! Sie wiſſen, daß ich ſo harte Namen, als ſie mir geben, nicht verdienet habe ‒ So ſchimpfliche Worte von einem ſo ge- laſſenen Gemuͤthe ‒ ‒ Jedoch ſie ſind es, Ma- dame, die mir ſo begegnen ‒ Sie, die ich mehr als meine eigne Seele liebe ‒ ‒ Bey dieſer mei- ner Seele ſchwoͤre ich, daß ich es thue ‒ ‒ Die beyden Weibsperſonen ſahen ſich einander an. Es ſchien, als wenn ihnen mein Feuer gefiele. Frauenzimmer, ſie moͤgen Weiber, Jungfern
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fruchtlos. Dieſer brave Cavallier wird auf den
Nachmittag hier ſeyn ‒ ‒ Die Lady Eliſabeth
will nebſt meiner Baſe Montague in einem oder
zweenen Tagen zur Stadt kommen. Beyde
wollen ihren Beſuch bey ihnen abſtatten. Jch
bitte, treiben ſie dieß Misverſtaͤndniß nicht ſo
weit, daß es der Lord M. die Lady Eliſabeth und
die Lady Sarah erfahren. Was fuͤr ein vor-
nehmes Anſehen gab mir dieß in den Augen
der beyden Frauenzimmer! Die Lady Eliſa-
beth wird nicht ablaſſen, bis ſie ſich entſchließen,
dieſelbe auf ihren eignen Ritterſitz zu begleiten ‒ ‒
Und dieſer Lady koͤnnen ſie ihre Sache ſicher ver-
trauen.
Sie wollte wiederum ausbrechen: da ich ei-
nen Augenblick inne hielte. Die Zuͤge in ihrem
Geſichte und der Ton von ihrer Stimme gefie-
len mir nicht ‒ ‒ „Meyneſt du, niedertraͤchtiger
„Kerl„ ‒ ‒ das waren die Worte, welche ſie
wirklich ausſtieß. Jch erhob meine Stimme
aufs neue und uͤberſchrie ſie ‒ ‒ Niedertraͤch-
tiger Kerl, Madame! Sie wiſſen, daß ich ſo
harte Namen, als ſie mir geben, nicht verdienet
habe ‒ So ſchimpfliche Worte von einem ſo ge-
laſſenen Gemuͤthe ‒ ‒ Jedoch ſie ſind es, Ma-
dame, die mir ſo begegnen ‒ Sie, die ich mehr
als meine eigne Seele liebe ‒ ‒ Bey dieſer mei-
ner Seele ſchwoͤre ich, daß ich es thue ‒ ‒ Die
beyden Weibsperſonen ſahen ſich einander an.
Es ſchien, als wenn ihnen mein Feuer gefiele.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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