Stimme: denn ich gab eben so viel auf eine alle- zeit gleiche Aussprache als auf meine Worte Ach- tung.
O! Belford! da ich meinem Engel so nahe war: so bedenke, was ich mir für einen mühsa- men Zwang anthun mußte!
Jch hatte beschlossen, wenn es möglich wä- re, sie herauszuholen, und stellte mich, als wenn ich weggehen wollte. - - Sie können wohl keine Zeit angeben, Fr. Moore, wann wir diese dritte Stube bekommen mögen? Können sie es? - - Nicht etwa; sprach ich mit meinem murmelnden Tone, jedoch laut genug, um in dem nächsten Gemach gehöret zu werden; nicht etwa, daß ich dem jungen Frauenzimmer Unbequemlichkeit ver- ursachen wollte: sondern nur, damit ich meiner Frauen sagen könne, wann ohngefähr - - Die Weiber, wissen sie, Fr. Moore, mögen gern alles auf die Art klar vor sich haben.
Frau Moore, sagte meine reizende Schöne. Und niemals hatte mir ihre Stimme so lieblich geklungen. O wie pochte mein Herz wiederum! Es redete so gar gewissermaßen mit mir. Jch hörte sein unruhiges Flattern, wie ich dachte, nicht weniger als ich es fühlte: und eine jede Ader an mir kam mir als ein Puls vor. Fr. Moore, sie können den Herrn versichern, daß ich hier nur zween oder drey Tage aufs höchste blei- ben werde, bis ich auf einen Brief vom Lande Antwort bekomme. Ehe ich ihnen aber hinder-
lich
P 2
Stimme: denn ich gab eben ſo viel auf eine alle- zeit gleiche Ausſprache als auf meine Worte Ach- tung.
O! Belford! da ich meinem Engel ſo nahe war: ſo bedenke, was ich mir fuͤr einen muͤhſa- men Zwang anthun mußte!
Jch hatte beſchloſſen, wenn es moͤglich waͤ- re, ſie herauszuholen, und ſtellte mich, als wenn ich weggehen wollte. ‒ ‒ Sie koͤnnen wohl keine Zeit angeben, Fr. Moore, wann wir dieſe dritte Stube bekommen moͤgen? Koͤnnen ſie es? ‒ ‒ Nicht etwa; ſprach ich mit meinem murmelnden Tone, jedoch laut genug, um in dem naͤchſten Gemach gehoͤret zu werden; nicht etwa, daß ich dem jungen Frauenzimmer Unbequemlichkeit ver- urſachen wollte: ſondern nur, damit ich meiner Frauen ſagen koͤnne, wann ohngefaͤhr ‒ ‒ Die Weiber, wiſſen ſie, Fr. Moore, moͤgen gern alles auf die Art klar vor ſich haben.
Frau Moore, ſagte meine reizende Schoͤne. Und niemals hatte mir ihre Stimme ſo lieblich geklungen. O wie pochte mein Herz wiederum! Es redete ſo gar gewiſſermaßen mit mir. Jch hoͤrte ſein unruhiges Flattern, wie ich dachte, nicht weniger als ich es fuͤhlte: und eine jede Ader an mir kam mir als ein Puls vor. Fr. Moore, ſie koͤnnen den Herrn verſichern, daß ich hier nur zween oder drey Tage aufs hoͤchſte blei- ben werde, bis ich auf einen Brief vom Lande Antwort bekomme. Ehe ich ihnen aber hinder-
lich
P 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0233"n="227"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Stimme: denn ich gab eben ſo viel auf eine alle-<lb/>
zeit gleiche Ausſprache als auf meine Worte Ach-<lb/>
tung.</p><lb/><p>O! Belford! da ich meinem Engel ſo nahe<lb/>
war: ſo bedenke, was ich mir fuͤr einen muͤhſa-<lb/>
men Zwang anthun mußte!</p><lb/><p>Jch hatte beſchloſſen, wenn es moͤglich waͤ-<lb/>
re, ſie herauszuholen, und ſtellte mich, als wenn<lb/>
ich weggehen wollte. ‒‒ Sie koͤnnen wohl keine<lb/>
Zeit angeben, Fr. Moore, wann wir dieſe dritte<lb/>
Stube bekommen moͤgen? Koͤnnen ſie es? ‒‒<lb/>
Nicht etwa; ſprach ich mit meinem murmelnden<lb/>
Tone, jedoch laut genug, um in dem naͤchſten<lb/>
Gemach gehoͤret zu werden; nicht etwa, daß ich<lb/>
dem jungen Frauenzimmer Unbequemlichkeit ver-<lb/>
urſachen wollte: ſondern nur, damit ich meiner<lb/>
Frauen ſagen koͤnne, <hirendition="#fr">wann ohngefaͤhr</hi>‒‒<lb/>
Die Weiber, wiſſen ſie, Fr. Moore, moͤgen gern<lb/>
alles auf die Art klar vor ſich haben.</p><lb/><p>Frau Moore, ſagte meine reizende Schoͤne.<lb/>
Und niemals hatte mir ihre Stimme ſo lieblich<lb/>
geklungen. O wie pochte mein Herz wiederum!<lb/>
Es redete ſo gar gewiſſermaßen mit mir. Jch<lb/><hirendition="#fr">hoͤrte</hi>ſein unruhiges Flattern, wie ich dachte,<lb/>
nicht weniger als ich es <hirendition="#fr">fuͤhlte:</hi> und eine jede<lb/>
Ader an mir kam mir als ein Puls vor. Fr.<lb/>
Moore, ſie koͤnnen den Herrn verſichern, daß ich<lb/>
hier nur zween oder drey Tage aufs hoͤchſte blei-<lb/>
ben werde, bis ich auf einen Brief vom Lande<lb/>
Antwort bekomme. Ehe ich ihnen aber hinder-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">lich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[227/0233]
Stimme: denn ich gab eben ſo viel auf eine alle-
zeit gleiche Ausſprache als auf meine Worte Ach-
tung.
O! Belford! da ich meinem Engel ſo nahe
war: ſo bedenke, was ich mir fuͤr einen muͤhſa-
men Zwang anthun mußte!
Jch hatte beſchloſſen, wenn es moͤglich waͤ-
re, ſie herauszuholen, und ſtellte mich, als wenn
ich weggehen wollte. ‒ ‒ Sie koͤnnen wohl keine
Zeit angeben, Fr. Moore, wann wir dieſe dritte
Stube bekommen moͤgen? Koͤnnen ſie es? ‒ ‒
Nicht etwa; ſprach ich mit meinem murmelnden
Tone, jedoch laut genug, um in dem naͤchſten
Gemach gehoͤret zu werden; nicht etwa, daß ich
dem jungen Frauenzimmer Unbequemlichkeit ver-
urſachen wollte: ſondern nur, damit ich meiner
Frauen ſagen koͤnne, wann ohngefaͤhr ‒ ‒
Die Weiber, wiſſen ſie, Fr. Moore, moͤgen gern
alles auf die Art klar vor ſich haben.
Frau Moore, ſagte meine reizende Schoͤne.
Und niemals hatte mir ihre Stimme ſo lieblich
geklungen. O wie pochte mein Herz wiederum!
Es redete ſo gar gewiſſermaßen mit mir. Jch
hoͤrte ſein unruhiges Flattern, wie ich dachte,
nicht weniger als ich es fuͤhlte: und eine jede
Ader an mir kam mir als ein Puls vor. Fr.
Moore, ſie koͤnnen den Herrn verſichern, daß ich
hier nur zween oder drey Tage aufs hoͤchſte blei-
ben werde, bis ich auf einen Brief vom Lande
Antwort bekomme. Ehe ich ihnen aber hinder-
lich
P 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/233>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.