Aber siehst du nun, wie vollkommen ich auf dem rechten Wege gewesen bin, als ich mein schö- nes Kind zu bereden suchte, sie möchte ihres On- kels Freund doch in der Meynung lassen, daß wir verheyrathet wären: sonderlich da er schon, ehe er zu uns kam, vorbereitet war, es zu glau- ben, und da ihr Onkel hoffete, es würde so seyn? - - Allein es ist nichts in der Welt so verkehrt, als ein Frauenzimmer, wenn es sich einmal etwas in den Kopf gesetzet, und mit einem gelinden Manne, oder mit einem, der seine Ruhe liebet, zu thun hat.
Meine Geliebte ward bekümmert. Sie zog ihr Schnupftuch hervor. Doch war sie mehr mich, als sich selbst, anzuklagen geneigt.
Hätten sie ihr Wort gehalten, Herr Lovelace, und mich, so bald wir nach London gekommen, verlassen - - Da brach sie ab. Denn sie wuß- te wohl, daß es ihre Schuld gewesen, daß wir nicht getrauet worden, ehe wir vom Lande weg- giengen. Wie konnte ich sie aber nachher allei- ne lassen, da ihr Bruder Anschläge schmiedete, sie mit Gewalt wegzuführen?
Er hat auch seine Anschläge noch nicht auf- gegeben. Denn wie der Capitain weiter schrei- bet, so hat "Herr Joh. Harlowe ihm, ob wohl "nur im Vertrauen, gestanden, sein Vetter gebe "sich noch bis diese Stunde Mühe unsern Aufent- "halt aus zuforschen. Da man von mir bey kei- "nem meiner Anverwandten noch an denen Oer- "tern, wo ich sonst meine Wohnung zu haben
pflegte,
Fünfter Theil. B
Aber ſiehſt du nun, wie vollkommen ich auf dem rechten Wege geweſen bin, als ich mein ſchoͤ- nes Kind zu bereden ſuchte, ſie moͤchte ihres On- kels Freund doch in der Meynung laſſen, daß wir verheyrathet waͤren: ſonderlich da er ſchon, ehe er zu uns kam, vorbereitet war, es zu glau- ben, und da ihr Onkel hoffete, es wuͤrde ſo ſeyn? ‒ ‒ Allein es iſt nichts in der Welt ſo verkehrt, als ein Frauenzimmer, wenn es ſich einmal etwas in den Kopf geſetzet, und mit einem gelinden Manne, oder mit einem, der ſeine Ruhe liebet, zu thun hat.
Meine Geliebte ward bekuͤmmert. Sie zog ihr Schnupftuch hervor. Doch war ſie mehr mich, als ſich ſelbſt, anzuklagen geneigt.
Haͤtten ſie ihr Wort gehalten, Herr Lovelace, und mich, ſo bald wir nach London gekommen, verlaſſen ‒ ‒ Da brach ſie ab. Denn ſie wuß- te wohl, daß es ihre Schuld geweſen, daß wir nicht getrauet worden, ehe wir vom Lande weg- giengen. Wie konnte ich ſie aber nachher allei- ne laſſen, da ihr Bruder Anſchlaͤge ſchmiedete, ſie mit Gewalt wegzufuͤhren?
Er hat auch ſeine Anſchlaͤge noch nicht auf- gegeben. Denn wie der Capitain weiter ſchrei- bet, ſo hat „Herr Joh. Harlowe ihm, ob wohl „nur im Vertrauen, geſtanden, ſein Vetter gebe „ſich noch bis dieſe Stunde Muͤhe unſern Aufent- „halt aus zuforſchen. Da man von mir bey kei- „nem meiner Anverwandten noch an denen Oer- „tern, wo ich ſonſt meine Wohnung zu haben
pflegte,
Fuͤnfter Theil. B
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Aber ſiehſt du nun, wie vollkommen ich auf
dem rechten Wege geweſen bin, als ich mein ſchoͤ-
nes Kind zu bereden ſuchte, ſie moͤchte ihres On-
kels Freund doch in der Meynung laſſen, daß
wir verheyrathet waͤren: ſonderlich da er ſchon,
ehe er zu uns kam, vorbereitet war, es zu glau-
ben, und da ihr Onkel hoffete, es wuͤrde ſo ſeyn?
‒ ‒ Allein es iſt nichts in der Welt ſo verkehrt,
als ein Frauenzimmer, wenn es ſich einmal etwas
in den Kopf geſetzet, und mit einem gelinden
Manne, oder mit einem, der ſeine Ruhe liebet, zu
thun hat.
Meine Geliebte ward bekuͤmmert. Sie zog
ihr Schnupftuch hervor. Doch war ſie mehr
mich, als ſich ſelbſt, anzuklagen geneigt.
Haͤtten ſie ihr Wort gehalten, Herr Lovelace,
und mich, ſo bald wir nach London gekommen,
verlaſſen ‒ ‒ Da brach ſie ab. Denn ſie wuß-
te wohl, daß es ihre Schuld geweſen, daß wir
nicht getrauet worden, ehe wir vom Lande weg-
giengen. Wie konnte ich ſie aber nachher allei-
ne laſſen, da ihr Bruder Anſchlaͤge ſchmiedete, ſie
mit Gewalt wegzufuͤhren?
Er hat auch ſeine Anſchlaͤge noch nicht auf-
gegeben. Denn wie der Capitain weiter ſchrei-
bet, ſo hat „Herr Joh. Harlowe ihm, ob wohl
„nur im Vertrauen, geſtanden, ſein Vetter gebe
„ſich noch bis dieſe Stunde Muͤhe unſern Aufent-
„halt aus zuforſchen. Da man von mir bey kei-
„nem meiner Anverwandten noch an denen Oer-
„tern, wo ich ſonſt meine Wohnung zu haben
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Fuͤnfter Theil. B
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/23>, abgerufen am 22.11.2024.
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