ich meiner Frauen desto genauer Nachricht geben kann, wie es beschaffen und aufgezieret ist?
Das Frauenzimmer will niemand zu sich lassen, mein Herr - Jedoch - Und hiermit woll- te sie hingehen, von ihr Erlaubniß zu bitten.
Jch ergriff sie bey der Hand - - Es mag seyn wie es will, bleiben sie, bleiben sie, Mada- me. Wenn das Frauenzimmer alleine und ge- heim zu seyn wünschet: so dürfte es sich nicht schi- cken. Machen sie nicht, daß ich mich ihr auf- dringe.
Kein Auf dringen, mein Herr: dafür stehe ich. Das Frauenzimmer ist von gutem Sinn. Sie wird gewiß so gütig seyn, ein wenig hinunter in den Saal zu gehen. Da sie nur noch eine so kurze Zeit bey mir bleibt: so bin ich versichert, daß sie mir nicht hinderlich zu seyn wünschen wird.
Das ist wahr, Madame: wo sie von gutem Sinne ist, wie sie sagen - - Jst sie schon lange bey ihnen gewesen?
Nur erst seit gestern, mein Herr!
Jch glaube, ich habe sie eben mit einem Blicke gesehen. Sie scheint ein ältliches Frauen- zimmer zu seyn.
Nein, mein Herr: sie haben sich versehen. Es ist ein junges Frauenzimmer, und eine von den schönsten Personen, die mir jemals zu Ge- sichte gekommen sind.
Ey! so muß ich ihretwegen um Verzeihung bitten! Bloß darum: weil sie mir besser gefal-
len
ich meiner Frauen deſto genauer Nachricht geben kann, wie es beſchaffen und aufgezieret iſt?
Das Frauenzimmer will niemand zu ſich laſſen, mein Herr ‒ Jedoch ‒ Und hiermit woll- te ſie hingehen, von ihr Erlaubniß zu bitten.
Jch ergriff ſie bey der Hand ‒ ‒ Es mag ſeyn wie es will, bleiben ſie, bleiben ſie, Mada- me. Wenn das Frauenzimmer alleine und ge- heim zu ſeyn wuͤnſchet: ſo duͤrfte es ſich nicht ſchi- cken. Machen ſie nicht, daß ich mich ihr auf- dringe.
Kein Auf dringen, mein Herr: dafuͤr ſtehe ich. Das Frauenzimmer iſt von gutem Sinn. Sie wird gewiß ſo guͤtig ſeyn, ein wenig hinunter in den Saal zu gehen. Da ſie nur noch eine ſo kurze Zeit bey mir bleibt: ſo bin ich verſichert, daß ſie mir nicht hinderlich zu ſeyn wuͤnſchen wird.
Das iſt wahr, Madame: wo ſie von gutem Sinne iſt, wie ſie ſagen ‒ ‒ Jſt ſie ſchon lange bey ihnen geweſen?
Nur erſt ſeit geſtern, mein Herr!
Jch glaube, ich habe ſie eben mit einem Blicke geſehen. Sie ſcheint ein aͤltliches Frauen- zimmer zu ſeyn.
Nein, mein Herr: ſie haben ſich verſehen. Es iſt ein junges Frauenzimmer, und eine von den ſchoͤnſten Perſonen, die mir jemals zu Ge- ſichte gekommen ſind.
Ey! ſo muß ich ihretwegen um Verzeihung bitten! Bloß darum: weil ſie mir beſſer gefal-
len
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0226"n="220"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ich meiner Frauen deſto genauer Nachricht geben<lb/>
kann, wie es beſchaffen und aufgezieret iſt?</p><lb/><p>Das Frauenzimmer will niemand zu ſich<lb/>
laſſen, mein Herr ‒ Jedoch ‒ Und hiermit woll-<lb/>
te ſie hingehen, von ihr Erlaubniß zu bitten.</p><lb/><p>Jch ergriff ſie bey der Hand ‒‒ Es mag<lb/>ſeyn wie es will, bleiben ſie, bleiben ſie, Mada-<lb/>
me. Wenn das Frauenzimmer alleine und ge-<lb/>
heim zu ſeyn wuͤnſchet: ſo duͤrfte es ſich nicht ſchi-<lb/>
cken. Machen ſie nicht, daß ich mich ihr auf-<lb/>
dringe.</p><lb/><p>Kein Auf dringen, mein Herr: dafuͤr ſtehe ich.<lb/>
Das Frauenzimmer iſt von gutem Sinn. Sie<lb/>
wird gewiß ſo guͤtig ſeyn, ein wenig hinunter in<lb/>
den Saal zu gehen. Da ſie nur noch eine ſo<lb/>
kurze Zeit bey mir bleibt: ſo bin ich verſichert,<lb/>
daß ſie mir nicht hinderlich zu ſeyn wuͤnſchen<lb/>
wird.</p><lb/><p>Das iſt wahr, Madame: wo ſie von gutem<lb/>
Sinne iſt, wie ſie ſagen ‒‒ Jſt ſie ſchon lange<lb/>
bey ihnen geweſen?</p><lb/><p>Nur erſt ſeit geſtern, mein Herr!</p><lb/><p>Jch glaube, ich habe ſie eben mit einem<lb/>
Blicke geſehen. Sie ſcheint ein aͤltliches Frauen-<lb/>
zimmer zu ſeyn.</p><lb/><p>Nein, mein Herr: ſie haben ſich verſehen.<lb/>
Es iſt ein junges Frauenzimmer, und eine von<lb/>
den ſchoͤnſten Perſonen, die mir jemals zu Ge-<lb/>ſichte gekommen ſind.</p><lb/><p>Ey! ſo muß ich ihretwegen um Verzeihung<lb/>
bitten! Bloß darum: weil ſie mir beſſer gefal-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">len</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[220/0226]
ich meiner Frauen deſto genauer Nachricht geben
kann, wie es beſchaffen und aufgezieret iſt?
Das Frauenzimmer will niemand zu ſich
laſſen, mein Herr ‒ Jedoch ‒ Und hiermit woll-
te ſie hingehen, von ihr Erlaubniß zu bitten.
Jch ergriff ſie bey der Hand ‒ ‒ Es mag
ſeyn wie es will, bleiben ſie, bleiben ſie, Mada-
me. Wenn das Frauenzimmer alleine und ge-
heim zu ſeyn wuͤnſchet: ſo duͤrfte es ſich nicht ſchi-
cken. Machen ſie nicht, daß ich mich ihr auf-
dringe.
Kein Auf dringen, mein Herr: dafuͤr ſtehe ich.
Das Frauenzimmer iſt von gutem Sinn. Sie
wird gewiß ſo guͤtig ſeyn, ein wenig hinunter in
den Saal zu gehen. Da ſie nur noch eine ſo
kurze Zeit bey mir bleibt: ſo bin ich verſichert,
daß ſie mir nicht hinderlich zu ſeyn wuͤnſchen
wird.
Das iſt wahr, Madame: wo ſie von gutem
Sinne iſt, wie ſie ſagen ‒ ‒ Jſt ſie ſchon lange
bey ihnen geweſen?
Nur erſt ſeit geſtern, mein Herr!
Jch glaube, ich habe ſie eben mit einem
Blicke geſehen. Sie ſcheint ein aͤltliches Frauen-
zimmer zu ſeyn.
Nein, mein Herr: ſie haben ſich verſehen.
Es iſt ein junges Frauenzimmer, und eine von
den ſchoͤnſten Perſonen, die mir jemals zu Ge-
ſichte gekommen ſind.
Ey! ſo muß ich ihretwegen um Verzeihung
bitten! Bloß darum: weil ſie mir beſſer gefal-
len
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/226>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.