Jch ließ mir die Zimmer wohlgefallen: und das um so viel mehr, weil sie sagte, daß das drit- te noch sauberer wäre. Jch muß mich nieder- setzen, Madame - - Es war der dunkelste Ort in der Stube, den ich wählte - Wollen sie nicht auch einen Stuhl nehmen? Um des Preißes willen sollen wir nicht geschieden werden. Jch will ihnen und meiner Frauen, wo es ihnen be- liebt, überlassen, den Vergleich zu schließen: und so auch mit dem Tische, ob wir ihn nehmen wer- den oder nicht. Seyn sie nur so gütig, dieß zum Handgelde anzunehmen - Jch steckte ihr hiebey eine Guinee in die Hand - Dieß einzige will ich noch sagen. Meine arme Frau hat das Geld lieb: allein sie ist deswegen nicht unartig. Sie hat mir vieles zugebracht. Weil aber das wirkliche Erbgut bey ihrem Tode wieder verfällt: so wollte ich sie so wohl deswegen, als auch, wie ein rechtschaffener Mann, aus Liebe, gern erhal- ten. Wenn sie daher allzu genau mit ihnen be- dinget: so sagen sie es mir; ich will es ohne ihr Wissen schon gut machen. Das ist allezeit meine Weise. Sie mag ihr Geld gern behal- ten: und ich wollte ihr auf keine Art Unruhe oder Misvergnügen gönnen.
Sie versetzte, ich wäre ein recht bedächtlicher Herr: und sie würde es auf die erwähnte Be- dingung meiner Gemahlinn überlassen, wie sie den Vergleich einrichten wollte.
Aber, Madame, ist es nicht erlaubt, in das andere Zimmer nur eben hineinzusehen, damit
ich
Jch ließ mir die Zimmer wohlgefallen: und das um ſo viel mehr, weil ſie ſagte, daß das drit- te noch ſauberer waͤre. Jch muß mich nieder- ſetzen, Madame ‒ ‒ Es war der dunkelſte Ort in der Stube, den ich waͤhlte ‒ Wollen ſie nicht auch einen Stuhl nehmen? Um des Preißes willen ſollen wir nicht geſchieden werden. Jch will ihnen und meiner Frauen, wo es ihnen be- liebt, uͤberlaſſen, den Vergleich zu ſchließen: und ſo auch mit dem Tiſche, ob wir ihn nehmen wer- den oder nicht. Seyn ſie nur ſo guͤtig, dieß zum Handgelde anzunehmen ‒ Jch ſteckte ihr hiebey eine Guinee in die Hand ‒ Dieß einzige will ich noch ſagen. Meine arme Frau hat das Geld lieb: allein ſie iſt deswegen nicht unartig. Sie hat mir vieles zugebracht. Weil aber das wirkliche Erbgut bey ihrem Tode wieder verfaͤllt: ſo wollte ich ſie ſo wohl deswegen, als auch, wie ein rechtſchaffener Mann, aus Liebe, gern erhal- ten. Wenn ſie daher allzu genau mit ihnen be- dinget: ſo ſagen ſie es mir; ich will es ohne ihr Wiſſen ſchon gut machen. Das iſt allezeit meine Weiſe. Sie mag ihr Geld gern behal- ten: und ich wollte ihr auf keine Art Unruhe oder Misvergnuͤgen goͤnnen.
Sie verſetzte, ich waͤre ein recht bedaͤchtlicher Herr: und ſie wuͤrde es auf die erwaͤhnte Be- dingung meiner Gemahlinn uͤberlaſſen, wie ſie den Vergleich einrichten wollte.
Aber, Madame, iſt es nicht erlaubt, in das andere Zimmer nur eben hineinzuſehen, damit
ich
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Jch ließ mir die Zimmer wohlgefallen: und
das um ſo viel mehr, weil ſie ſagte, daß das drit-
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ſetzen, Madame ‒ ‒ Es war der dunkelſte Ort
in der Stube, den ich waͤhlte ‒ Wollen ſie nicht
auch einen Stuhl nehmen? Um des Preißes
willen ſollen wir nicht geſchieden werden. Jch
will ihnen und meiner Frauen, wo es ihnen be-
liebt, uͤberlaſſen, den Vergleich zu ſchließen: und
ſo auch mit dem Tiſche, ob wir ihn nehmen wer-
den oder nicht. Seyn ſie nur ſo guͤtig, dieß zum
Handgelde anzunehmen ‒ Jch ſteckte ihr hiebey
eine Guinee in die Hand ‒ Dieß einzige will
ich noch ſagen. Meine arme Frau hat das
Geld lieb: allein ſie iſt deswegen nicht unartig.
Sie hat mir vieles zugebracht. Weil aber das
wirkliche Erbgut bey ihrem Tode wieder verfaͤllt:
ſo wollte ich ſie ſo wohl deswegen, als auch, wie
ein rechtſchaffener Mann, aus Liebe, gern erhal-
ten. Wenn ſie daher allzu genau mit ihnen be-
dinget: ſo ſagen ſie es mir; ich will es ohne
ihr Wiſſen ſchon gut machen. Das iſt allezeit
meine Weiſe. Sie mag ihr Geld gern behal-
ten: und ich wollte ihr auf keine Art Unruhe
oder Misvergnuͤgen goͤnnen.
Sie verſetzte, ich waͤre ein recht bedaͤchtlicher
Herr: und ſie wuͤrde es auf die erwaͤhnte Be-
dingung meiner Gemahlinn uͤberlaſſen, wie ſie
den Vergleich einrichten wollte.
Aber, Madame, iſt es nicht erlaubt, in das
andere Zimmer nur eben hineinzuſehen, damit
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/225>, abgerufen am 26.11.2024.
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